~𝑫𝒓𝒆𝒊𝒖𝒏𝒅𝒛𝒘𝒂𝒏𝒛𝒊𝒈𝒔𝒕𝒆𝒔~

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Khalid sieht mich verwundert an, winkt dann aber lächelnd ab. „Für das Schmalzgebäck musst du dich nicht bedanken. Hab ich gerne gemacht."

Entschlossen schüttle ich den Kopf. „Danke, dass du da bist", sage ich und merke, wie meine Stimme zittert. Schnell wende ich den Blick ab. Warum ist es für mich nur so schwer sich vernünftig zu bedanken?!

„Laira-", fängt Khalid an und dreht sich zu mir. Er lächelt leicht und beugt sich dann zu mir rüber. Zögernd legt er beide Arme um mich und drückt mich vorsichtig gegen seine linke Brust, als wäre ich etwas Zerbrechliches. Unsicher streicht seine Hand kurz über meinen Rücken, ehe er sich auch schon wieder zurücklehnt.

Als er mich kurz anguckt, muss mein Gesicht vor Unbehagen rot sein, deshalb drehe ich mich schnell weg. Das war das erste Mal, dass wir uns verletzbar nah waren. Indem Khalid seine Arme um mich gelegt hat und mich somit eingeschlossen hat, war ich nicht mehr frei. Für diesen kurzen Moment war ich in seinen Armen gefangen, als würde ich ihm gehören.

Dabei soll eine Umarmung nach dem Wörterbuch doch nur bedeuten, dass der Gegenüber dich sehr mag. Aber anscheindend muss ich mich noch an Umarmungen gewöhnen, damit sie mir guttun.

Irgendwas muss ich falsch machen, schließlich mögen so viele Menschen Umarmungen. Sie umarmen sich oft und gerne, nur um dem anderen kurz zu zeigen, was sie füreinander empfinden.

Niemand anderes außer mir interpretiert soviel in eine Umarmung, die nur eine kurze Geste war. Bestimmt hat Khalid auch nicht richtig darüber nachgedacht was er tut, schließlich war es nur eine einfache Umarmung.

Jetzt knüllt er jedenfalls, als wäre nichts gewesen, seine Papiertüre zusammen und steht auf, um sie in einen Mülleimer zu werfen. Sofort fällt mein Blick auf meine Tüte, die noch bis zur Hälfte gefüllt ist und dessen Inhalt schon ewig kalt sein muss.

„Wollen wir weitergehen? Ich habe eine Idee, die ich unbedingt ausprobieren muss." Mein Gegenüber mustert mich fragend.
„Ja klar", sage ich uns stehe augenblicklich auf. Ich habe keine Ahnung, wohin Khalid mit mir will, aber ich folge ihm einfach ohne etwas zu fragen.

Wir laufen durch die ganze Fußgängerzone und als wir an einer Kreuzung ankommen, die zu großen Einkaufszentren, zur anderen Seite zum Bahnhof, und nach rechts zum Stadtpark führt, bleibt er stehen. „Shoppen, bahnfahren oder laufen?", stelle ich die drei Optionen vor. „Das Zweite!", sagt Khalid gut gelaunt und zieht mich zur Ampel.

„Ey du Neger!", höre ich plötzlich eine laute Stimme hinter uns. Schnell drehe ich mich um und starre den Jungen perplex an, der sich uns nähert. Alle meine Muskeln sind angespannt und meine Fäuste ballen sich, bereit uns von dem Jungen zu verteidigen. Was fällt ihm ein Khalid als Neger zu bezeichnen?!

Die Haut des Jungen ist ebenfalls schwarz, was ihm meiner Meinung nach trotzdem nicht die Erlaubnis gibt, Khalid einfach als Neger zu bezeichnen. Panisch sehe ich zu Khalid hoch, der genervt die Augen verdreht. „Alles gut, dass ist mein Kumpel", sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung und macht einen kurzen Handschlag mit dem Typen.

„Hey Nader", begrüßt er ihn und streicht sich über die Haare. Skeptisch beobachte ich Khalids Kumpel, der mir sofort unsympathisch vorkommt. Nader hat meine Blicke bemerkt und lächelt mich frech an, ehe er sich an Khalid wendet „Hey Bro was geht und was macht die Weiße da neben dir?", fragt er, ohne mich anzusehen. Weiße? Hallo? Sind wir hier bei den Indianern oder so? Wütend starre ich ihn an.

„Nader, lass gut an", versucht Khalid seinen Freund zum Schweigen zu bringen. Besser, wenn nicht mehr weitere Dummheiten aus dem Mund dieses komischen Jungen kommen. „Hey alles locker", winkt dieser ab und grinst mich an. Wütend ziehe ich eine Grimasse.

Honeymilk SmellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt