~𝑺𝒆𝒄𝒉𝒛𝒆𝒉𝒏𝒕𝒆𝒔~

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Zum Glück steht eine S-Bahn am Gleis, also springe ich schnell durch die Türen und drücke hinter mir auf den roten Knopf, damit sich die Türen schließen, aber Khalid ist schneller und hält seinen Arm in den Spalt, damit die Tür wieder aufgeht.

„Nein!", rufe ich panisch und renne blind los.

Die Bahn ist leider so rappelvoll, dass ich mich gerademal einen Meter nach vorne bewegen kann und kurz darauf schon gegen den ersten Menschen stoße. Entschuldigend boxe ich mich durch die Menge und ignoriere die genervten Rufe, die mir entgegen gefeuert werden. Irgendwann gelange ich an einen freien Platz, der von drei anderen Personen am Fenster eingeschlossen ist. Dankend drängle ich mich durch den Beindschungel und lasse mich auf den Sitz fallen.

Sofort sehe ich mich nach Khalid um und stelle fest, dass ich ihn nicht entdecken kann. Vermutlich ist er irgendwo aufgehalten wurden, was mich aufatmen lässt. Für einige Minuten werde ich mich wohl noch ungesehen auf dem Vierplatzsitz aufhalten, bis beim Hauptbahnhof die meisten Leute aussteigen und Khalid einen besseren Überblick bekommt.

Aber immerhin könnte auch ich dann mitgerissen von dem Strom der Menschen aussteigen und Khalid im Besten Fall entkommen.

Unruhig beginne ich mit meinem Bein zu wippen und seufze erleichtert auf, als die nächste Station angekündigt wird. Gleich bin ich hier weg.

Der Mann vor mir schultert bereits seine Aktentasche und nickt mir freundlich zu, als ich ihn panisch anstarre. Wenn er jetzt austeht ist der Platz frei, was kein gutes Zeichen ist. Bis wir wirklich halten dauert es nämlich noch einige Minuten, was ich genau weiß, weil ich diese Strecke schon etliche Male gefahren bin. Aber zum Glück scheint er sich nur sortiert zu haben, denn er bleibt sitzen.

Dankbar atme ich auf und sehe nach draußen, wo es angefangen hat zu regnen. Der Bahnhof rückt immer näher und als endlich der Bahnsteig in Sichtweite kommt, will ich aufstehen und mich in Richtung Ausgang bewegen. Aber als ich meinen Blick hebe, um einen Mann zu fragen, ob er mir Platz machen kann, damit ich von dem Vierplatzsitz klettern kann, schrecke ich zurück. Vor mir steht Khalid mit hochgezogenden Augenbrauen, der zum Sprechen ansetzt, als er mich sieht. „Laira, bitte."

Panisch reiße ich die Augen auf und lasse mich wieder auf meinen Sitz fallen. Verschreckt sehe ich den Mann von mir an, der meinen Blick falsch deutet und aufsteht. „Ich wollte sowieso gerade aussteigen", sagt er und verlässt zwinkernd den Vierer.

Hektisch atmend visiere ich den Sitz vor mir, auf den sich einige Sekunden später Khalid fallen lässt. „Bitte hör mir zu", flüstert er und verharrt mit seiner Hand über meinen Handgelenken.

Mein Atem zittert und meine Hände sind eiskalt, als ich meinen Blick hebe. „Geh weg! Geh weg von mir oder ich schreie!"
„Laira!", haucht Khalid bestimmt und sieht mir in die Augen. Mit seinen Händen streift er meine, was dafür sorgt, dass ich zusammenzucke.

„Lass mich sofort los", verlange ich und erreiche, dass der Mann neben mir hellhörig wird.

„Bitte tue es nicht", raunt Khalid leise und schüttelt kaum merklich den Kopf. „Dann lass mich los", rufe ich und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. Khalid nickt und nimmt sofort seine Hände weg.

Augenblicklich will ich aufstehen, aber Khalid stellt sich mir in den Weg. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber Khalid schüttelt den Kopf. „Bitte Laira, höre mir zu!"

„Dann hör auf mir zu nahe zu kommen. Wann verstehst du das endlich."

„Entschuldigung, ist alles okay bei Ihnen?", mischt sich der Mann neben uns endlich ein. Erst will ich sagen, dass es das nicht ist, aber dann sehe ich zu Khalid, der vor mir hockt und mich flehend ansieht. Ich kann mir denken, was passieren würde, wenn ich mit „nein" antworten würde, deshalb nicke ich langsam. „Alles gut."

Honeymilk SmellWhere stories live. Discover now