13 Reasons Why

Positiver Einfluss

"Nicht über diesen Teil, nein.", sage ich und schlucke den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hat.

"Die Pneumocystis-Pneumonie nimmt oft einen schmerzlosen Verlauf.", beginnt die Ärztin weiter zu erklären, doch ich höre ihr nicht mehr zu. Alles woran ich denken kann ist, dass Justin da drinnen liegt und krank ist. Und dass er sich offenbar etwas eingefangen hat, als er mit fremden Leuten Sex hatte.

~

Nach dem intensiven Gespräch mit der Ärztin beschließe ich, zurück zu Justin zu gehen. Durch das Glasfenster kann ich sehen, dass Jessica bei ihm ist. Und auch wenn ich die beiden eigentlich nicht stören will, muss ich da rein. "Hey", begrüße ich die beiden und schließe die Tür hinter mir, nachdem ich eingetreten bin.
"Hey", meint Justin lächelnd.

"Wie geht's dir heute?"

"So wie gestern. Nur ein bisschen schlechter.", schmunzelt er, was mich ebenfalls zum Schmunzeln bringt. Wenigstens kann er noch Witze machen. "Da draußen stehen eine Menge Leute, die dich sehen wollen. Aber ich kann verstehen, wenn du sie nicht sehen willst. Ich habe eine Liste gemacht, mit Zeitlimit und so..."
Jessica und Justin beginnen leise zu lachen.
"Das war ja klar...", meint Justin und sieht mich an. "Also gut. Bring sie her."

"Ich schick dir den ersten Besucher rein.", sagt Jessica, drückt Justin einen Kuss auf die Stirn und verlässt das Krankenzimmer, um uns alleine zu lassen. Justin sieht schlechter aus als gestern, auch wenn er das Gegenteil behauptet. Er wirkt, als wäre ihm kalt, obwohl er schwitzt. Außerdem ist er ziemlich blass. Unruhig laufe ich umher, bis Justin mich fragt, was los ist.
"Naja, die... Die Ärztin hat uns vorhin so ein paar Sachen erklärt und...", beginne ich, werde aber von Alex unterbrochen, der mit einem großen Plüschpanda hereinkommt. Hinter ihm kann sich Jessica kein Lachen verkneifen.
"Tut mir leid, das war Charlies Idee.", verteidigt Alex sich sofort, was Justin zum Lachen bringt.
"Charlie kann auch reinkommen.", sagt er und greift wie ein kleines Kind nach dem Pandabären. Wie auf's Stichwort, taucht Charlie auf und schaut unsicher ins Zimmer.
"Siehst du, ich hab doch gesagt, wir können beide rein.", sagt er dann fröhlich, als ich ihn reinziehe.
"Ich setz den mal hier ab...", meint Alex und setzt den Bären auf einen Stuhl.
"Die verbieten einem Blumen mitzubringen, also...", erklärt Charlie und deutet auf den Bären.

"Also kriegst du einen Riesenbären. Ist im Grunde ja eigentlich dasselbe.", meint Alex.

"Er heißt Tiger."

"Eigentlich ist es ein Panda, aber was soll's?"

Nun kann sogar ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen.
"Ja, ein Tiger-Panda. Find ich gut.", lacht Justin. Sein Lachen geht in ein Husten über. Es ist als würde uns die ganze Welt unter den Füßen weggleiten. Als würde die Dunkelheit immer näher kommen.

~

"Ich schätze, er hat sich geschämt. Darum hat er es dir nicht gesagt.", erzählt Jessica mir im Wartebereich. Ich hatte immer noch keine Gelegenheit, um mit Justin zu sprechen, weshalb ich mich an Jessica wende, um darüber zu reden.
"Ich hätte ihn dafür doch nicht verurteilt...", gebe ich zurück.
"Darum geht's nicht. Es ist... Es kann dauern. Mit sowas umzugehen."
Langsam nicke ich. Vielleicht hat Jessica recht und Justin ist selbst noch nicht bereit gewesen, um darüber zu sprechen. Als Charlies Handy einen Laut von sich gibt, schaue ich ihn an.
"Zach ist unten.", teilt er uns mit. "Er sagt, er kann nicht reinkommen."