"Das Konzert"

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Das tollste was einem im Leben passieren kann? Sicherlich nicht an einem Samstag um sechs Uhr morgens aufzuwachen. Aufzuwachen und zu wissen, dass man Arbeiten gehen muss, noch weniger. Aber die Tatsache, dass heute kein gewöhnlicher ist und der Abend unglaublich schön werden wird, macht alles wieder gut.

Heute auf den Tag genau sind es zwei Monate, seitdem Luke und ich ein Paar sind. Ein bisschen mehr als Dreiviertel dieser Zeit sind wir räumlich über knapp 15.000 Kilometer voneinander getrennt. Dennoch hat es unserer Beziehung bis heute nicht geschadet. Ich wurde sogar behaupten, dass es unsere Bindung nur noch stärker gemacht hat.

Natürlich ist Schreiben und Telefonieren nicht dasselbe wie sich zu treffen. Aber es reicht aus um eine wundervolle Beziehung am Laufen zu halten. Distanz ist völlig unentscheidend, wenn sich zwei Personen wirklich, bedingungslos und unwiderruflich lieben.

Da ich Luke in den letzten eineinhalb Monaten nur ein einziges Mal sehen konnte, bin ich umso glücklicher, ihn wieder bei mir zu haben. Offiziell erst morgen früh, inoffiziell bereits heute Abend.

One Direction kommt heute zusammen mit 5 Seconds of Summer nach London in die O2 Arena. Die Tatsache, dass ich weder One Direction noch die Band meines eigenen Freundes je live gesehen habe, kann nur eins bedeuten. Ich werde das Konzert besuchen, als größter Fan von Luke, in der ersten Reihe.

Natürlich bin ich diese Art von Mensch, die ihrem Freund kein Sterbenswörtchen davon sagt. Es soll eine Überraschung werden, weswegen ich offiziell erst morgen wieder mit Luke zusammen sein werde. In meinen Plan sind lediglich Emily und Ashton eingeweiht.

Die beiden haben mir geholfen alles zu planen und vorzubereiten. Emily hat mir in Sydney mithilfe von Ashton in einer ausverkauften Arena einen Platz in der ersten Reihe besorgt. Genau genommen sogar zwei, da Emily zu Beginn selbst mitkommen wollte, momentan aber mitten in ihren Abschlussprüfungen steckt und dadurch verhindert ist. Aber auch dies kann nichts an meinem Plan ändern.

Luke und ich haben ausgemacht, dass wir uns am Sonntag Morgen treffen. Ich habe meine Arbeit als Ausrede genutzt nicht auf das Konzert gehen zu können und Luke auch nicht davor sehen zu können.

Natürlich war dies alles Teils meiner Überraschung. Zwar muss ich heute arbeiten, allerdings von morgens ja mittags und nicht mittags bis nachts.

Jetzt ist jedoch erst einmal Zeit zum Aufstehen. Ich muss duschen, mich richten und eine Kleinigkeit frühstücken um in zwei Stunden hinter der Theke zu stehen und Kunden zu bedienen. Ganze acht Stunden lang.

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"Bis nächste Woche" verabschiede ich mich von meinem Arbeitskollegen, bevor ich mich nach Feierabend auf den Nachhauseweg mache. "Bis dann, Melanie" erwidert dieser und winkt mir kurz zu, bevor ich den Laden verlasse und zur Bushaltestelle sprinte.

Gerade noch rechtzeitig betrete ich den Bus. Der Busfahrer wirft mir einen bösen Blick zu, schließt die Türen hinter mir und fährt direkt los. Doch nicht einmal ein schlecht gelaunter Busfahrer kann mir meine gute Laune verderben.

Für mich gibt es momentan nichts besseres als zu wissen, dass ich in ein paar Stunden meinen Freund nach so langer Zeit wieder sehen und in die Arme schließen kann. Allein der Gedanke daran lässt mich Strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Wie wird es erst sein, wenn ich Luke wieder bei mir habe? Ich kann es nichts sagen und ich kann auch für nichts garantieren.

Die Busfahrt nach Hause, die eigentlich nur eine halbe Stunde dauert, kommt mir heute wie eine Ewigkeit vor. Ich bin mir sicher, dass dies nur an meiner Vorfreude liegt, Luke wieder zu sehen. Vielleicht auch etwas Ungeduld, wer weiß.

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Wahrscheinlich habe ich mir zuvor noch nie so viele Gedanken über mein Aussehen gemacht, wie in diesem Moment. Ich will einfach perfekt aussehen, ich will Luke wirklich gefallen. Ich weiß, dass es ihm egal ist, wie ich aussehe, aber trotzdem will ich mich für ihn hübsch machen. Welche Freundin will dies nicht?

Aus diesem Grund stehe ich nun vor dem Spiegel und betrachte mich seit Minuten und überlege, ob ich noch etwas verbessern könnte. Glücklicherweise finde ich auch nach dem zehnten Blick nichts auszusetzen und bin zufrieden mit meinem Aussehen.

Ich habe meine schwarze Röhrenjeans und ein weißes Top angezogen. Das Top sitzt ziemlich locker, weswegen ich ein schwarzes Bandeau-Top darunter gezogen habe um meinen BH zu verdecken. Ich habe es im Internet sogar selbst "designed". Vorne steht "Future Mrs. Hemmings", hinten groß "96" und darunter "Hemmings". Ich bin eben ein Fan von meinem Freund, der ihn unbedingt supporten will.

Meine blonden Haare habe ich sorgfältig geglättet, weil ich mal etwas Neues ausprobieren wollte. Ehrlich gesagt habe ich sofort Gefallen an der Frisur gefunden. Mein Make-Up habe ich aufs Nötigste reduziert: dünner Eyeliner, etwas Wimperntusche und Labello. Ich bin ein natürlicher Typ, ich mag es nicht, wenn man zehn Tonnen Make-Up im Gesicht hat und wie eine völlig andere Person aussieht.

Ich perfektioniere mein Outfit mit meiner dunkelroten Ice-Watch, dunkelroten Ohrsteckern, ein Ring und den passenden Vans. Fertig ist mein äußeres Erscheinungsbild.

Jetzt ist es an der Zeit zu gehen. Um halb acht holt mich ein Security-Mitarbeiter ab und bringt mich schnellstmöglich in die Arena und auf meinen Platz. Dank dieser Idee hat mit Ashton sehr viel Stress erspart. Ich hasse es nämlich, wenn sich Menschenmengen auf Konzerten quetschen und schubsen.

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Als ich das Haus verlasse, steht bereits ein schwarzes Auto in der Einfahrt und ein Mann im schwarzen Anzug davor. Ich lächle ihn an, da er derjenige sein muss, der dazu verdonnert wurde mich abzuholen. "Hallo" begrüße ich ihn freundlich, als ich bei ihm ankomme. "Hallo Melanie" erwidert er und schenkt mir ebenso ein Lächeln. Er hält mir die Türe auf und ich steige mit einem "Dankeschön" in das Auto.

Der Security-Mann heißt Tom. Er ist wirklich cool drauf und überhaupt nicht böse, unfreundlich oder hart, zu mindest nicht privat, wie ich ihn kennengelernt habe. Tom ist Ende zwanzig, hat eine dreijährige Tochter und heiratet bald seine Freundin, mit der er seit seiner Schulzeit zusammen ist. Er weiß, dass Luke und ich ein Paar sind und hat mir auch verraten, wieviel Luke von mir erzählt. Wir haben die ganze Autofahrt über geredet und gelacht, wodurch die Zeit bis zur O2 Arena sehr schnell vergangen ist.

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"Also wir gehen jetzt hinten rein, ich bring dich zu deinem Platz und hole dich nach dem Konzert auch wieder ab" erklärt Tom, während wir uns auf dem Weg zum Hintereingang machen. Wir laufen an ein paar Fans vorbei, die mich etwas komisch anschauen. Das würde ich sehr wahrscheinlich auch machen, es ist schließlich nicht normal, dass ein Mädchen begleitet von einem Security zum Hintereingang einer Arena läuft. Vor allem wenn keiner weiß, wer ich überhaupt bin.

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Fast zehn Minuten später sitze ich auf meinem Platz in der ersten Reihe am Rand vom Mittelgang, genau in der Mitte der Bühne. Tom hat seinen Platz an der rechten Absperrung eingenommen und steht nur ein paar Meter entfernt von mir.

Ich sitze in mitten der ausverkauften O2 Arena. In ein paar Minuten beginnt das Konzert und es kommen immer noch unzählige Menschen in die Arena und suchen ihre Plätze. Überall hört man Leute reden und bereits das ein oder andere Mädchen kreischen, obwohl noch nichts wirklich passiert. Es werden lediglich Musikvideos auf der Leinwand gezeigt.

Als ich mich umschaue, sehe ich, dass ich nicht das einzige Mädchen bin, dass ein T-Shirt hat, auf dem irgendwas mit "Luke", "Hemmings" oder gar beidem steht. Doch ich bin nicht eifersüchtig auf diese Mädchen. Ehrlich gesagt finde ich es wirklich süß, wie viele Fans mein Freund hat. Solange ich mir sicher bin, dass Luke nur mich liebt, ist diese Tatsache völlig unbedeutend für meine Gefühle.

Als ich angestupst werde, drehe ich mich zu dem Mädchen, das links neben mir sitzt. Sie ist wahrscheinlich in meinem Alter, hat braune lockige Haare und grüne Augen. "Hey, ich wollte dir nur mal sagen, dass dein Top wirklich cool ist. Hast du das selbst gemacht?" fragt sie mich. Ich nicke lächelnd. "Hi. Dankeschön. Ich habs im Internet designed, ja" entgegne ich ebenso freundlich.

Wir unterhalten uns und ich erfahre, dass sie Chloe heißt, gerade siebzehn Jahre alt geworden, alleine auf dem Konzert und ein totaler Calum-Fan ist. Ich habe ihr auch von mir erzählt, dabei allerdings nur erwähnt, dass ich ein Fan von Luke bin. Sie würde mich sowieso für verrückt erklären oder mir nicht glauben, wenn ich behaupten würde Lukes Freundin zu sein.

Jetzt ist es aber so weit. Das Licht geht aus, das Geschrei der Menschen im Publikum wird immer lauter und man sieht die Schatten der Jungs, die die Bühne betreten.

Das Licht auf der Bühne geht an und mein Blick fällt sofort auf ihn.

Der Bruder meiner besten Freundin ~ Luke HemmingsOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz