"Jetzt heißt es wirklich Abschied nehmen"

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"Ich liebe euch" rufe ich Emily, Liz und Ashton zu, bevor ich mich endgültig umdrehe und den Flughafen betrete. Ich werde sie so schrecklich vermissen. Ich kann es gar nicht beschreiben.

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Anstatt das auch nur ein einziges Mal etwas nach Plan verläuft, passiert etwas Unerwartetes. Ich weiß nicht recht, ob es dieses Mal etwas Gutes oder Schlechtes ist. Vielleicht etwas von beiden. Zum einen ist die Planänderung gut, da ich noch etwas mehr Zeit mit Luke verbringen kann. Zum anderen ist sie aber schlecht, da es den Abschied am Ende nur noch schlimmer machen wird. 

"Na super" seufzt meine Mutter genervt, als wir uns auf die Suche nach einer Sitzgelegenheit machen. Nachdem meine Eltern zwei freie Stühle gefunden und auf ihnen Platz genommen haben, sage ich "Wir gehen in das Café", deute auf dieses und ziehe Luke an der Hand hinter mir her. Ich habe wirklich keine Lust zwei ganze Stunden mit meinen Eltern rumzusitzen und womöglich noch ein Gespräch mit ihnen anfangen zu müssen.

"Alles klar?" fragt Luke unsicher, als wir uns beide mit einem Muffin und einem Kaffee in der Hand auf eine freie Bank setzen. Ich nicke leicht. "Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht ist, dass der Flug sich um zwei Stunden verspätet. Jetzt sitzen wir hier noch zwei ganze Stunden rum" teile ich meine Gedanken mit ihm. "Jetzt können wir uns aber noch zwei Stunden länger sehen" meint Luke und lächelt mich an. "Und der Abschied wird umso schwieriger" füge ich hinzu. 

Luke legt seinen Arm um mich. "Der Abschied wird gleich schlimm werden. Wir müssen jetzt einfach noch das Beste aus der Zeit rausholen. Wenn man das auf einem Flughafen überhaupt machen kann" meint Luke und grinst mich mit seinem unwiderstehlichen Lächeln an. Ich werde dieses so vermissen, es reißt mich einfach immer mit und macht mich augenblicklich glücklich. Ich werde ihn vermissen. 

Aber Luke hat recht, wird werden das Beste aus den zwei Stunden machen. Auch wenn wir in einem Flughafen sind. Wir haben schließlich uns, das genügt. Es muss genügen.

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"Luuuuuke?" frage ich meinen Freund in einem extra freundlichen Ton und sehe ihn zuckersüß an. "Was willst du jetzt schon wieder?" entgegnet Luke lachend, als er mich ansieht. Ich habe ihn in der letzten Stunde in ziemlich alle Läden rein geschleppt, ob er wollte oder nicht. "Schau mal da hinten ist Photobooth. Können wir bitte ein paar Fotos machen?" frage ich und zeige auf die Fotobox, die ein paar Meter von uns entfernt in einer Ecke steht.

"Na klar, komm" sagt Luke. Er verschränkt seine Hand mit meiner, bevor er losgeht und ich ihm zu der Fotobox folge. Dieser Junge ist einfach zu perfekt, er macht wirklich alles, was ich will. Ich weiß, dass er das alles nur macht, damit ich glücklich bin. Um ehrlich zu sein, brauche ich aber gar nichts um glücklich zu sein. Dass ich ihn habe, reicht mir vollkommen aus, mehr brauche ich nicht. Ich will nicht daran denken, dass ich bald weg bin und ihn nicht mehr bei mir haben werde. Wie soll ich das nur überstehen?

"Wie viele Fotos wollen wir machen?" möchte Luke wissen und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Zum Glück, denn diese wurden immer unschöner. Ich schaue auf die Abbildung, die auf der Fotobox klebt und entscheide mich für eine Option davon. "Ich will eine Fünferreihe" teile ich Luke meine Entscheidung mit. "Alles klar" entgegnet dieser und wirft das nötige Geld ein. Als wäre es völlig selbstverständlich, dass er bezahlt. So wie er es auch schon bei allen anderen Dingen zuvor gemacht hat. Auch wenn es immer nur Kleinigkeiten waren, muss Luke dies nicht tun.  

In der Fotobox geht alles ganz schnell. Es fällt uns nicht schwer verschiedene Posen für die einzelnen Fotos. Sie kommen alle wie von selbst. Fünf verschiedene Optionen sind jetzt auch nicht gerade die Welt. Luke hat den Bildstreifen zweimal ausdrucken lassen. Einen für sich selbst und einen für mich. Es ist wenigstens eine kleine Erinnerung, da wie nicht viele Bilder zusammen haben. Ein paar sind natürlich auf unseren Handys, aber so ein Fotostreifen ist doch nochmal etwas anders, greifbar. 

"Perfekt" sagt Luke grinsend, als er sich die Fotos anschaut. Ich habe sie noch nicht gesehen, da Luke will, dass ich sie mir später erst anschaue. Ich widerspreche ihm dabei auch nicht, warum sollte ich auch?

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Eine Viertelstunde bevor unser Flugzeug ankommen soll, machen Luke und ich uns zurück auf den Weg zu meinen Eltern, die immer noch auf dem selben Platz wie vor knapp zwei Stunden sitzen. Sie sind beide in die Tablets in ihren Händen vertieft und machen hundertprozentig etwas für die Arbeit. Der Grund, warum wir Sydney überhaupt verlassen müssen. 

Nun ist es wirklich soweit und ich kann es einfach nicht glauben. Ich will es besser gesagt nicht glauben. Ich muss nun wirklich Abschied nehmen. Es ist eine Sache, dass ich mich von meiner besten Freundin, Ashton und Liz verabschieden musste. Aber es ist eindeutig etwas anderes, sich von dem Jungen verabschieden zu müssen, den man über alles liebt. Wahrscheinlich ist es genauso schrecklich wie eine Trennung . Schließlich ist es in dem Sinne auch eine Trennung. 

Wir trennen uns zwar nicht in dem Sinne von Trennung einer Beziehung, aber wir trennen uns dennoch räumlich. Ich werde bald in London sein und Luke wird hier in Sydney bleiben. Für ein ganzes halbes Jahr. So lange wird es nämlich mindestens dauern, wenn alles läuft, wie meine Eltern es sich erhoffen.

"Wollt ihr vielleicht einen Moment eure Aufmerksamkeit von euren Tablets nehmen und euch von meinem Freund verabschieden?" frage ich meine Eltern in einem gleichgültigen Ton. Warum sollte ich freundlich zu ihnen sein? Sie haben es einfach nicht verdient. "Natürlich" höre ich meine Mutter sofort sagen. Sie legt ihr Tablet beiseite, steht auf und geht auf Luke zu. Ich lasse automatisch seine Hand los und beobachte die Szene vor mir ganz genau.

"Danke Luke, dass du mein Mädchen so glücklich machst. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass alles anders läuft, aber ich kann es leider nicht ändern. Ich bin mir sicher, dass ihr beide das schaffen werdet. Ich glaube so schnell kann euch Nichts auseinander bringen. Man sieht wie perfekt ihr zwei zusammenpasst" sagt meine Mutter zu meinem Freund. Ich muss ehrlich zugeben, nach allem habe ich diese Worte aus ihrem Mund nicht im Geringsten erwartet. Die meiste Zeit über hat meine Mutter schließlich geschwiegen und sich großenteils komplett rausgehalten. 

"Ich freue mich wirklich dich kennen gelernt zu haben, Luke. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder" beendet meine Mutter ihre kleine Rede und umarmt Luke herzlich. Anständig wie mein Freund ist, erwidert er die Umarmung und lächelt mich liebevoll an, als er sich wieder von meiner Mutter löst. "Ich hoffe, dass sich zwischen euch alles regeln wird. Ihr habt eine wundervolle Tochter und ich werde sie wirklich nie mehr hergeben. Ihr müsst wirklich gut auf sie aufpassen" entgegnet Luke mit einem Lächeln auf den Lippen. Mein Vater der mittlerweile neben meiner Mutter steht, lächelt Luke an.

"Mein Junge, ich sehe, dass ihr beide es wirklich ernst meint. Es tut mir leid, dass ich anfangs nicht daran geglaubt habe. Ich hoffe wirklich, dass sich die Situation ganz schnell regelt und ihr wieder zusammen sein könnt. Ich kann meine Kleine doch auch nicht traurig sehen. Ich glaube wir müssen jetzt alle erst einmal mit der Situation klar kommen, es ist für alle Beteiligten ziemlich viel. Aber du bist wirklich ein toller Freund. Ich kann mir keinen besseren Jungen für meine Tochter wünschen. Danke, Luke" hält nun auch mein Vater eine kleine Rede. Und auch seine Worte überraschen mich. Ich habe dies wirklich nicht erwartet. Vor allem, dass mein Vater Luke auch noch eine Mann-zu-Mann-Umarmung schenkt, schockt mich. 

"Die Passagiere von Flug 123 Sydney nach London begeben sich bitte an Board. Ich wiederhole, die Passagiere von Flug 123 Sydney nach London begeben sich bitte an Board" ertönt die Durchsage. Die Durchsage sorgt dafür, dass ich unmittelbar anfange zu weinen. Jetzt ist es endgültig so weit. Ich muss Tschüss sagen gehen. 

Der Bruder meiner besten Freundin ~ Luke HemmingsWhere stories live. Discover now