"Trenn dich von Luke!"

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Ich werde Emily nicht verlieren. Ich werde um unsere Freundschaft kämpfen.

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"Und du glaubst wirklich, dass Emily hier irgendwo sein könnte?" frage ich Ashton, als er sein Auto parkt. Ich schaue mich abermals um, aber kann immer noch nicht ganz glauben, dass Emily hier irgendwo sein soll. Wir befinden uns auf einer Nebenstraße mitten im Nirgendwo. Alles was man weit und breit sieht, sind Bäume.

"Da hinten ist ein großer See" erklärt Luke, als er ausgestiegen ist und meine Hand nimmt. Kurz darauf kommt auch Ashton zu uns auf die andere Seite des Autos. "Wenn Emily über irgendwas nachdenken will, kommt sie hierher" beantwortet Ashton mir meine Frage.

"Bist du dir sicher?" frage ich ihn, als wir drei in die Richtung laufen, in die Luke eben noch gezeigt hat. "Als wir uns das letzte mal gestritten haben, ist sie auch hierher gekommen" entgegnet Ashton.

"Ihr habt euch gestritten?" frage ich ungläubig. "Natürlich haben wir uns gestritten. Nicht nur einmal. Sowas passiert, wenn man zusammen ist. Man teilt nicht immer dieselbe Meinung und manchmal gerät es dann halt etwas außer Kontrolle" erklärt Ashton und lächelt mich aufmunternd an. Will er mich damit warnen, dass Luke und ich uns irgendwann auch streiten werden? Darüber will im Moment lieber nicht nachdenken.

Ich kann oder besser gesagt will seine Worte nicht glauben. Ashton und Emily schienen so perfekt zu sein. Es passt nicht in mein Bild von ihnen, dass sie sich auch mal richtig gestritten haben. Auch wenn sie momentan wegen bekannten Gründen nicht zusammen sind, schienen sie dennoch immer füreinander geschaffen zu sein. Aber damit wird wieder einmal nur beweisen, dass Nichts und Niemand perfekt ist.

"Warum kommt Emily genau hierher?" möchte ich weiter wissen, als wir nun schon ein Stückchen gegangen sind und von Weitem der See zu sehen ist. "Wir haben uns hier zum ersten Mal geküsst" meint Ashton leise und grinst mich an. Wie schön, dieser Ort ist von großer Bedeutung für Emily. Wenn sie sich wirklich hier aufhält, ist bewiesen, dass sie nicht ohne Ashton kann. 

"Die Details kannst du uns bitte ersparen" meldet sich Luke nach längerem wieder zu Wort. Ich muss lachen und haue Luke spielerisch gegen den Arm. Er und auch Ashton steigen in mein Lachen mit ein.

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"Ich will erst einmal alleine zu ihr gehen" sage ich entschlossen, als ich Emily erblicke. Dieser See ist gar nicht einmal so klein, überall stehen Bänke, zwei Stege führen ins Wasser und sogar ein Kiosk ist am See. Nicht wenige Leute, vor allem Jugendliche, sind hier und verbringen hier ihre Freizeit an diesem See.

Auf einem der Stege, der in den See führt, sitzt Emily. Mit dem Rücken zu uns gewandt, sitzt sie im Schneidersitz da und scheint Musik zu hören, da sie nicht mitbekommt, was um sie herum passiert. 

"Wir setzen uns da hinten hin" sagt Luke, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und zeigt auf auf eine der Bänke. "Viel Glück" fügt Ashton hinzu, bevor ich die beiden hinter mir lasse. Ein Lächeln ist alles, was ich den beiden schenken kann.

Ich atme tief ein und aus, ein und aus, ein und wieder aus. Genauso wie ich es heute schon einmal getan habe. Zwar ist es danach sichtlich schief gegangen, aber ich versuche trotzdem ruhig zu bleiben. Ich gehen im Kopf noch einmal durch, was ich gleich zu Emily sagen möchte. Auch wenn ich mir sicher bin, dass am Ende sowie etwas komplett anderes dabei rauskommen wird. 

Nach einem letzten tiefen Atemzug bin ich bei Emily angekommen und tippe ich ihr vorsichtig auf die Schulter. Sie nimmt ihre Kopfhörer aus den Ohren, dreht ihren Kopf und sieht mich an. "Was wills du hier?" fragt sie mich kalt und nimmt ihren Blick wieder von mir.

"Ich will mit dir reden" sage ich entschlossen. "Ich aber nicht mit dir" kontert Emily ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich froh, dass sie sich die Kopfhörer nicht wieder in die Ohren steckt und mich ignoriert. "Emily bitte, das kann es doch nicht sein" sage ich zu ihr. "Doch Melanie, das kann es. Genauso wie es sein konnte, dass du mir die ganze Zeit eiskalt ins Gesicht gelogen hast" entgegnet Em und sieht mich wieder an. In ihrem Blick liegt Wut und Enttäuschung. Und genau wie zuvor ist die Wut viel deutlicher zu sehen.

"Emily es tut mir leid, verdammt. Wir beide wussten, dass du so reagieren würdest" sage ich und muss mich wirklich zusammenreißen meine Stimme nicht zu heben. "Ja, weil ich verdammt nochmal das Recht dazu habe" sagt Emily. Ihr scheint es nichts auszumachen, dass hier noch andere Leute sind. Ich drehe mich einfach nicht um, das würde nur peinlich werden.

"Emily sag mir bitte wer gibt dir das Recht so zu reagieren?" frage ich und sehe Emily ungläubig an. "Ich bin Lukes große Schwester. Ich weiß welche Scheiße er durchgemacht hat. Ich will es einfach nicht wieder sehen. Und du bist... warst... meine beste Freundin, du hättest mich verstehen sollen. Du hättest einsehen müssen, dass ich es einfach nicht will" meint Emily und schaut mich ernst an. Das "warst" hat gesessen, ich muss mich wirklich zusammenreißen nicht wieder zu weinen.

Ich rufe mir meine Worte "Ich bin eine Kämpferin und kämpfe um meine beste Freundin" wieder ins Gedächtnis um Kraft zu tanken. Ich weiß, warum ich das hier mache. 

"Eigentlich freut man sich für die beste Freundin, wenn sie glücklich ist. Sowas tut man normalerweise" sage ich und gehe nicht auf Emilys vorherige Worte ein. "Eigentlich verarscht die beste Freundin einen auch nicht. Sowas tut man normalerweise nämlich nicht" kontert Emily und steht auf. "Emily, wir sind hier nicht alleine hier" sage ich und gehe damit auf ihre Lautstärke ein. "Das ist mir sowas von egal, das kannst du mir glauben" meint diese jedoch in der gleichen Lautstärke wie zuvor. "Das glaube ich dir sofort, aber es ist trotzdem nicht vorteilhaft" sind Worte die mir im Kopf herumschwirren, aber nicht laut ausspreche.

"Em bitte!" sage ich verzweifelt. "Nenn mich verdammt nochmal nicht Em!" schreit sie mich an. "Bin ich dir wirklich so egal?" frage ich meine Freundin und ignoriere ihre Aussage erneut. Vor allem versuche ich zu verdrängen, dass sie mich gerade fertigmacht und anschreit.

Ich bin wirklich verzweifelt und weiß einfach nicht was ich tun oder sagen soll. "Nein verdammt,  du bist mir nicht egal, Mel! Das wissen wir beide, aber was du gemacht hast ist einfach nur scheiße! Ich kann verdammt nochmal nicht so tun, als wäre nichts gewesen" meckert Emily mich an. Natürlich fühle ich mich ihr gegenüber immer noch schlecht, aber innerlich bin ich froh zu hören, dass ich ihr nicht egal bin. 

"Was bitte kann ich tun, damit du mir verzeihst?" frage ich Emily und sehe ihr in die Augen. Ich meine die Frage ernst. "Willst du das wirklich wissen?" hackt Emily nach. Ich nicke automatisch. "Ich würde alles dafür geben, dass es wieder normal zwischen uns ist. Du bist meine beste Freundin, ich brauche dich! Ich würde alles für unsere Freundschaft tun" sage ich entschlossen.

"Dann trenn dich von Luke!" sind allerdings vier Worte, mit denen ich im Leben nicht gerechnet habe. Der Ausdruck mit dem Emily diese Worte gesagt hat, lässt es mich nicht zweifeln, dass sie diese völlig ernst meint.

"Trenn dich von Luke.."

Der Bruder meiner besten Freundin ~ Luke HemmingsWhere stories live. Discover now