"Eifersüchtig"

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Doch was Luke daraufhin macht, schockt mich. Das habe ich jetzt wirklich nicht erwartet. Vor allem nicht, nachdem er mich so ungläubig anschaut.

Er packt mich am Arm, sodass ich stehen bleibe. Nicht fest, er hat mir keineswegs wehgetan um das klarzustellen. Er stellt sich vor mich, legt seine Hände auf meine Schulter und sieht mich an. Eine Weile lang sagt er nichts, doch irgendwann bricht er das unangenehme Schweigen.

"Ich hab wirklich keine Ahnung, was du gerade für ein Problem hast, oder was vorgestern dein Problem war aber verhalte dich nicht wie ein kleines Kind, Melanie. Du hast einen Mund zum Reden!" sagt Luke, oder besser gesagt meckert Luke mich an. Sag mal hat der Typ jetzt einen Knall? "Überlege dir gut, was du jetzt sagst" motze ich ihn an, da ich einfach nicht mehr weiter weiß.

"Ich kann machen was ich will, mit wem ich will, wann ich will und wo ich will! Du hast kein Recht dich deswegen so aufzuführen!" meckert Luke. "Du hast doch einen Knall! Fick doch so viele Mädchen du willst!" schreie ich ihn nun an. "Bist du eigentlich bescheuert?" fragt Luke und sieht mich genervt an.

"Ich hab nen Mund zum Reden und Hände, die Taten sprechen, du Arsch!" entgegne ich nicht gerade nett und was ich dann mache, überrascht mich selbst. Ich knalle Luke eine. Mit voller Kraft. Er sieht mich einfach nur geschockt an und hält seine Hand gegen seine Wange, die sich sofort rot färbt. "Du bist wirklich bekloppt" sagt Luke daraufhin.

Ich lasse die Einkauftaschen fallen, die ich bis gerade eben noch in der Hand gehalten habe und renne. So schnell ich kann. Einfach weg. Weg von Luke. Weg von dem, was gerade passiert ist. Ich kann selbst nicht glauben, was ich gerade gemacht habe. Erst als ich meiner Meinung nach weit genug weg bin, bleibe ich stehen. Ich lehne mich an einen Baum und lasse meinen Tränen, die ich die ganze Zeit zurück gehalten habe, freien Lauf.

Was habe ich nur gemacht? Ich hab Luke eine geknallt, obwohl er mir nichts getan hat. Er hat mich noch nicht einmal angeschrieen. Kein einziges Mal. Ich reagiere völlig über und scheuere ihm eine. Aber dadurch ist mir auch etwas bewusst geworden. Ich habe mich in ihn verliebt. Ich habe mich verdammt noch mal in diesen Jungen verliebt und bin eifersüchtig. Eifersüchtig wegen was eigentlich? Ich weiß nicht mal, was mit dem Mädchen war. Aber Luke hat Recht. Ich hab nicht das Recht mich so aufzuführen.

Ich war schon immer tempramentvoll, aber so ausgerastet bin ich noch nie. Eins ist klar. Luke will nie mehr etwas mit mir zutun haben und ich allein bin Schuld daran. Dieser Gedanke bringt mich dazu nur noch mehr zu weinen.

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"Melanie!" höre ich irgendwann eine Stimme rufen. Ich hebe meinen Kopf, der seit einer halben Ewigkeit auf meinen Schoß liegt. Ich sitze bestimmt schon eine halbe Stunde lang an den Baum gelehnt und habe nichts anderes gemacht als geweint.

Wen ich jetzt vor mir sehe, habe ich nicht erwartet. „Süße, was zur Hölle ist passiert?" fragt Emily besorgt und setzt sich neben mich. Sofort nimmt sie mich in den Arm. Sie ist total erkältet, was man an ihrer Stimme hört. Zudem sieht sie völlig fertig aus, aber dennoch ist sie jetzt hier bei mir. Wieso auch immer. "Ich bin bescheuert!" schluchze ich und weine in ihren Armen nur noch mehr.

"Du spinnst doch. Was ist passiert? Luke hat nur gesagt, dass du plötzlich weggerannt bist und er nicht weiß warum" erzählt Emily. Luke hat Emily also informiert, dass ich weggerannt bin. Anstatt mich zu suchen, hat er seine Schwester geschickt. "Wir haben dich überall gesucht!" macht Emily mir klar. Oh. Luke hat Emily also nicht geschickt. Sie ist nur diejenige, die mich gefunden hat.

"Bringst du mich bitte nach Hause? frage ich sie leise und versuche nicht mehr zu weinen. "Natürlich. Komm" sagt sie und hält mir ihre Hand hin. Ich nehme sie und gehe zusammen mit ihr zu ihrem Auto, das ganz in der Nähe geparkt ist.

"Ich hab sie gefunden... Ich bring sie nach Hause... Wir treffen uns später Zuhause... Ruf Ashton bitte an" telefoniert Emily im Auto angekommen mit ihrem Bruder. Natürlich bevor sie losfährt.

"Ihr geht es...gut" sagt Emily daraufhin. Sie hat mich angeschaut und dann erst "gut" gesagt. Sie weiß ganz genau, dass es mir gerade alles andere als gut geht. Doch es ist besser so. Luke soll nicht wissen, wie beschissen ich mich gerade fühle.

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Als wir endlich bei mir Zuhause ankommen, laufe ich sofort zur Haustüre, schließe auf und renne in mein Zimmer. Dort verkrieche ich mich in meinem Bett und starre ins Nichts. Tränen fließen erneut ungewollt meine Wangen hinunter.

Nach einer Weile kommt Emily mit zwei Tassen Tee zu mir und setzt sich neben mir ins Bett. "Danke" sage ich leise und nehme ihr eine Tasse ab. "Du solltest Zuhaue sein und dich ausruhen" sage ich leise und versuche mit dem Weinen aufzuhören. "Ich sollte hier sein und meine beste Freundin trösten" entgegnet Emily mit ihrer abgekratzen Stimme. "Danke" ist alles, was ich sage. Ich versuche mir ein Lächeln aufzuzwängen, doch ich schaffe es einfach nicht.

"Süße, warum bist du überhaupt weggerannt? Was ist passiert?" fragt Emily als ich mich beruhigt habe und nicht mehr weine. Mittlerweile fühle ich mich auch ausgetrocknet, so viele Tränen wie ich vergossen habe. Ich weiß, dass ich Emily nicht die Wahrheit sagen kann. Aber es wäre so viel leichter, wenn sie alles wüsste. Ich müsste sie nicht mehr anlügen, etwas das ich sowieso nicht will.

Ich sage lange nichts und überlege ganz genau. Soll ich Emily alles erzählen oder würde sie dann böse auf mich sein?

"Mel? Lass mich raten, es hat mit Luke zutun?" will Em daraufhin wissen. Ich schaue sie ausdruckslos an. "Du hast dich in ihn verliebt und hast von seinen Mädchengeschichten erfahren, oder?" fragt Em weiter. Purer Schock durchfährt mich. Es passt zwar nicht ganz aber den Kern hat es getroffen.

Ich bin in Luke verliebt und bin eifersüchtig auf das Mädchen, dass heute bei Luke war. Ohne genaueres zu wissen, bin ich schrecklich eifersüchtig. Aber nur dadurch wurde mir bewusst, dass ich wirklich mehr für ihn empfinde.

Ich könnte Emily jetzt gestehen, dass es so ist. Es kann nicht schlimmer kommen, als es ohnehin schon ist. Ich beschließe ihr alles zu sagen. Ich muss mich jemanden anvertrauen.

"Emily" beginne ich und sehe sie an. Sie schaut mich aufmunternd an. Ich bin froh so eine Freundin zu haben. "Ok, du hast Recht. Das gerade war eine dumme Vorstellung. Wobei ich sagen muss wenn Luke nicht mein Bruder wäre und er nicht zum Mädchenverarschenden Macho mutiert wäre, würde ich euch schon süß zusammen finden" redet Em drauf los. Und sie kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

Sie versucht die Stimmung zu lockern, und innerlich bin ich ihr auch dankbar dafür. Dennoch ändert es nichts. "Emily" wiederhole ich und schaue sie immer noch an. Das Grinsen aus ihrem Gesicht verschwindet.

Ich atme tief durch und durchdenke meine Worte. Ich habe mich in deinen Bruder verliebt. Sieben einfache Worte. Danach kann ich alles erzählen. Ich öffne meinen Mund..

Der Bruder meiner besten Freundin ~ Luke HemmingsWhere stories live. Discover now