Kapitel 54 - Das können Sie nicht machen!

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Mir klappte die Kinnlade herunter. Das war doch die Höhe!

„Das können Sie nicht machen!", stieß ich fassungslos hervor, während Ava Finley keine Miene verzog. „Warum? Was ist der Grund für diese ... diese Maßnahme?" Ich spuckte ihr jedes meiner Worte förmlich entgegen.

Meine Tante schloss kurz die Augen, als bete sie selbst um Geduld, während ich nur mit Mühe meine Wut zurückhalten konnte.

„Nun, Sie werden sicher meine Bedenken bezüglich Ihrer Verwandtschaft zu Mrs. Frey sowie der Bewertung Ihrer Leistungen verstehen." Schon ihre Stimme sorge dafür, dass meine Magie heiß in meinen Adern zu kochen begann und ich brauchte einen Augenblick, um die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen und ich schnappte nach Luft.

„Unterstellen Sie meiner Tante gerade, sie würde mich bevorzugen? Mir bessere Noten geben? Weil wir verwandt sind?" Meine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an und ich beugte mich auf meinem Stuhl vor.

„Nun, das werde ich nicht weiter ausführen. Tatsache ist, dass Sie ab heute in besagtem Fach Einzelunterricht erhalten werden. Von mir persönlich. Dann werden wir ja sehen, ob Ihre guten Noten gerechtfertigt sind."

Wutentbrannt sprang ich auf, fühlte die Magie knisternd, die darum kämpfte, freigelassen zu werden.

„Was ist eigentlich Ihr Problem?", fuhr ich sie zornig an und ein roter Schleier legte sich über mein Sichtfeld. „Tauchen hier auf und fangen an, allen hier – vorangestellt meiner Tante – das Leben kaputtzumachen! Sieht so der Plan aus, Raven Dragoni zu besiegen? Die Akademie zu beschützen?"

„Hannah, hör auf", drang Elaras Stimme an mein Ohr und ihre Hand legte sich auf meine Schulter, doch ich riss mich los.

„Nein, Elara! Diese Frau hat es darauf abgesehen, dich zu brechen! Dir alles zu nehmen! Deine Arbeit, James, mich! Wir werden alle sterben, sollte Raven Dragoni tatsächlich etwas gegen die Akademie zu planen! Und warum? Wegen IHR!" Mit jedem Wort war ich lauter geworden, schrie schon fast und bemerkte nicht, dass es ziemlich windig geworden war. Meine Haare flatterten, der Wind zerrte an meinen Kleidern und meine Haut kribbelte wie unter Strom.

„Hannah, stopp." Elara packte meine Handgelenke, hielt sie umklammert wie ein Schraubstock, während ich noch immer brodelnd vor Wut Ava Finley anstarrte.

„Sieh mich an!", befahl meine Tante scharf und langsam, schwer atmend, drehte ich den Kopf.

Der Anblick ihrer vertrauten, grünen Augen sorgte dafür, dass meine Wut verpuffte wie eine Seifenblase, die man berührte. Der rote Schleier verschwand und ließ mich realisieren, dass ich gerade alles noch tausendmal schlimmer gemacht hatte.

„Diese Unterhaltung ist beendet", sagte Elara mit frostigem Unterton zu Ava Finley und führte mich aus dem Raum. Ich glaubte, den Blick der Frau in meinem Rücken zu spüren. Bedrohlich und voller Hass.

Schweigend brachte sie mich in das nächste, leere Zimmer, schloss die Tür und sah mich mit einer Mischung aus Wut, Mitgefühl und Verzweiflung an.

„Es tut mir so leid", flüsterte ich und blinzelte heftig gegen die Tränen an. „Ich wollte das alles nicht noch schlimmer machen."

„Ich weiß, Hannah. Ich weiß." Dann nahm sie mich sanft in den Arm und ich schluchzte auf. Minutenlang strich sie mir beruhigend über den Rücken und ich versuchte, meine Tränen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich machte ich mich behutsam los, wischte mir über die Wangen und holte tief Luft. Nasse Flecken prangten auf Elaras hellgrauem Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte.

„Wie soll ich das überleben? Einzelunterricht bei ihr?"

Meine Tante sah mich mitfühlend an und strich eine Träne von meinem Gesicht.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWhere stories live. Discover now