Kapitel 3 - Neuer Tag, neue Herausforderungen

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Der nächste Morgen begann mit einem kleinen Schock, denn als ich erwachte und auf mein Handy sah, traf mich beinahe der Schlag. Sieben Uhr fünfzehn. Ich hatte vollkommen verschlafen, trug noch immer die Sachen von gestern und hatte nichts für den anstehenden Unterricht vorbereitet. Augenblicklich war ich hellwach, sprang förmlich aus dem Bett, zog mich in Windeseile um, putzte meine Zähne, während ich gleichzeitig mit der anderen Hand meine Tasche packte und mir dann die Haare kämmte. Um vier Minuten vor halb stürmte ich aus dem Zimmer, rannte die Treppe hinunter, bog um die Ecke und prallte ungebremst in jemanden hinein.

„Oh Gott, es tut mir leid", stammelte ich außer Atem, ehe ich erkannte, wen ich da umgerannt hatte. Es war James.

„In Eile?"

„Vielleicht." Ich zog eine Grimasse. „Dabei habe ich gar keine Ahnung, in welchen Raum ich eigentlich muss."

„Zeig mir deinen Stundenplan."

Ich drückte ihm mein Handy in die Hände, auf dem ich den Plan abfotografiert hatte.

„Ah, Mythologische Geschichte. Den Gang runter und dann rechts. Raum 18."

„Vielen Dank. Sie sind meine Rettung."

Er gab mir das Handy zurück. „Gern geschehen."

Ich verabschiedete mich, hastete weiter und stolperte eine Minute vor Unterrichtsbeginn in besagten Raum. Prompt richteten sich dutzende Augenpaare auf mich und ich versteifte mich, ehe ich Mara entdeckte, die mich zu sich winkte. Erleichterung machte sich in mir breit.

„Keine Sorge. Das ist normal. Hier wird jeder, der neu ist, angestarrt", erklärte sie leise, kaum, dass ich mich neben ihr niedergelassen hatte.

„Wie ... nett", brachte ich hervor und wünschte mir sehnlichst, es würde aufhören. Das tat es auch und zwar in dem Moment, in dem die Tür erneut aufschwang und – oh nein – Direktorin Elara Frey höchstpersönlich hereinmarschiert kam. Wollte sie etwa schon wieder etwas von mir? Doch ich hatte mich geirrt. Sie faltete die Hände vor dem Körper und ließ ihren kühlen aber freundlichen Blick durch die Klasse schweifen. Es war mucksmäuschen still geworden. Niemand schien sich zu trauen, auch nur laut zu atmen. Das hatte ich ja noch nie erlebt. Keine Lehrkraft, die ich in meinem Leben kennengelernt hatte – und das waren sehr viele gewesen – hatte die Fähigkeit besessen, eine Klasse voller Jugendlicher mit ihrer bloßen Anwesenheit unter Kontrolle zu bringen. Unauffällig musterte ich Direktorin Frey. Wie gestern war ihr Haar streng zurückgekämmt, doch diesmal zu einem Zopf zusammengebunden, der ihr sanft über die schmalen Schultern fiel. Keine Strähne krümmte sich in die falsche Richtung. Dazu trug sie eine weiße Bluse und einen hochtaillierten schwarzen Rock, der knapp über ihren Knien endete. Ihre Füße steckten in ebenfalls schwarzen High Heels. Wie konnte sie in diesen Dingern nur laufen? Ich würde mir die Knöchel brechen. Alle beide. Kurzum, sie sah einfach atemberaubend aus. Und das an einem Dienstagmorgen.

„Guten Morgen. Ihr habt dieses Semester das unzweifelhafte Vergnügen, mit mir Mythologische Geschichte durchzunehmen", begann sie. Vorsichtig schaute ich mich um. Niemand hier sah wirklich glücklich darüber aus. Oder versuchte, seine wahren Gefühle zu verbergen. „Ich weiß, dass ihr lieber Miss Winters hier stehen sehen wollt, doch bedauerlicher Weise wurde sie aufgrund gesundheitlicher Probleme für unbestimmte Zeit vom Unterricht freigesprochen. Deswegen werdet ihr nun mit mir vorlieb nehmen müssen."

Synchrones Kopfnicken folgte.

„Nehmt die Bücher, die auf euren Tischen liegen, und schlagt Seite 13 auf." Gehorsam blätterte ich die vorgegebene Seite auf und stieß leise Luft aus. Das ging ja gut los. Bösartig verzerrte Gesichter starrten mir entgegen und ich versuchte, die Bilder zu ignorieren. Stattdessen richtete ich meinen Blick auf die Direktorin, die darüber zu erzählen begann, was das für abscheuliche Wesen waren.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWhere stories live. Discover now