Kapitel 11 - Das Fest der Elemente

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Der Unterricht verlief dann entgegen meiner Erwartungen doch relativ gut, obwohl mir Ashley, wann immer sie konnte, vernichtende Blicke zuwarf und die anderen Schüler über den unglücklichen Vorfall im Speisesaal tuschelten.
Ich war jetzt das Mädchen, das es gewagt hatte, die Tochter des berüchtigten AFE – Leiters anzugreifen und das brachte mir sowohl den Respekt, als auch ein wenig Furcht meiner Mitschüler ein.

Glücklicher Weise waren die Lehrer heute gnädig gestimmt, sodass unser tägliches Pensum an Hausaufgaben deutlich geringer ausfiel, als sonst. Worüber keiner traurig war.
In mir kribbelte die Aufregung auf heute Abend und das bedeutete, dass ich nicht eine Sekunde lang still sitzen konnte.

Mara versuchte mich zu beruhigen, aber mit ziemlich wenig Erfolg. Schließlich platzte sie zwei Stunden vor Beginn des Festes in mein Zimmer, ihre Augen leuchteten begeistert.

„Du weißt schon, dass man klopft, bevor man ein fremdes Zimmer betritt, oder?", fragte ich und setzte mich auf.

„Aber nicht an der Tür meiner besten Freundin", erwiderte sie mit frechem Grinsen.
Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich hatte noch nie so richtig eine beste Freundin gehabt und jetzt wurde mir bewusst, was ich all die Jahre verpasst hatte.
„Was ist denn los?", wollte ich wissen.

„Wir müssen uns fertig machen."

Ich blinzelte. „Aber, das Fest beginnt doch erst in zwei Stunden."

„Ja, eben", erwiderte Mara und wedelte mit ihrer Tasche vor meiner Nase herum.
Dann begriff ich. „Verschone mich mit deinen Schminksachen", flehte ich gespielt ängstlich und hielt ein Kissen vor mein Gesicht.

„Oh, nein. Auf keinen Fall!", lachte Mara und zerrte mich unter Protest aus meinem Bett.
Ich musste zugeben, dass es wirklich lustig wurde und Mara richtig Talent besaß. Wir lachten, redeten, vermieden dabei jedoch explosivere Themen, wie den Vorfall heute Morgen oder mein Gespräch mit Elara und als ich dann schließlich in den Spiegel schaute, war ich beeindruckt.
Dunkelblauer Lidschatten brachte meine Augen zum Leuchten, während meine Lippen in einem sanften Rosa schimmerten. Das Make-up ließ mich älter und reifer wirken.

„Wahnsinn", hauchte ich und drehte mich zu Mara um. Sie hatte stolz die Hände in die Seiten gestemmt und grinste.

„Und? War es so schlimm?"

Ich schüttelte immer noch ergriffen den Kopf. Es war alles andere als schlimm gewesen.
„Du siehst umwerfend aus", schwärmte Mara schließlich, als wir uns auch noch umgezogen hatten.

Verlegen strich ich über den weichen Stoff meines silbergrauen Kleides, und betrachtete mich wieder im Spiegel.
Vor mir stand ein Mädchen mit braun gelockten Haaren, die zu einer Hochsteckfrisur aufgetürmt waren. Einige Strähnen fielen locker um mein Gesicht und das Kleid glänzte im Schein der Lampe.

„Du aber auch", erwiderte ich. Mara sah in ihrem violetten Kleid mit schwarzer Spitze einfach toll aus. Ihre grau-blauen Augen funkelten aufgeregt, als sie sich einmal im Kreis drehte.

„Los, komm", drängte sie und war schon halb aus der Tür. Ich folgte ihr, während das flaue Gefühl in meinem Magen zurückkehrte. Kurzzeitig dachte ich daran, einfach stehenzubleiben und eine Kopfschmerzattacke vorzutäuschen, aber dann wäre Maras ganze Arbeit umsonst gewesen und ich wollte sie auf keinen Fall enttäuschen.

Kühle Abendluft empfing uns und ich zog meine Strickjacke fester um meine Schultern. Der Ort für das Fest war wunderschön beleuchtet. Bunte Lichter hingen in den Bäumen, eine Tafel mit tausend Leckereien war aufgestellt worden und der Duft von Ahorn stieg mir in die Nase. So nah am Waldrand war der Duft noch intensiver, als sonst und ich atmete tief durch.
Die anderen Schüler, alle in hübschen Kleidern oder Blazern liefen in Gruppen umher. Auf einer kleinen Erhöhung thronte eine Plattform. Ich vermutete, dass es sich um die Bühne handeln sollte. Dann fielen mir auch die anderen Leute auf, die offensichtlich nicht hierher gehörten. Männer und Frauen in eleganten Anzügen und meist ausdruckslosen Gesichter. Das mussten die Agenten von der AFE sein. Ich schauderte und sah schnell in eine andere Richtung.
Mara hatte schon ein Getränk in der Hand und kam zu mir zurück. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie weggewesen war.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWhere stories live. Discover now