Kapitel 8 - Eine Ankündigung

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Nachdem wir uns umgezogen hatten, schlenderten wir hinüber zum Mittagessen.
„Spaghetti", seufzte ich erleichtert und schaufelte mir eine riesige Portion auf meinen Teller. Die Köche erinnerten sich wohl auch mal daran, dass sie hier für Jugendliche kochten. Auch wenn diese nicht ganz normal waren.
Wir trugen unsere Tabletts an einen der runden Tische und sanken auf die Stühle. Mein Magen knurrte, während wir hungrig darauf warteten, dass Elara Frey erschien. Was sie auch tat. Wieder wurde es mucksmäuschenstill im Saal und wieder spürte ich die eisigen Wellen der Macht, die über mich hinwegrollten, als die Direktorin ihren kühlen Blick über uns schweifen ließ.

„Bevor ihr esst, möchte ich euch etwas verkünden", sagte sie. „Nächste Woche Mittwoch veranstalten wir unser traditionelles Fest der Elemente und ich erwarte, dass jeder von euch erscheint. Guten Appetit." Damit rauschte sie aus dem Saal und aufgeregtes Geplapper setzte ein.

Und zum dreihundertfünfundsechzigsten Mal war ich verwirrt. Was war das schon wieder? Mara schien meinen hilflosen Gesichtsausdruck schon erkannt zu haben und legte los.

„Das Fest der Elemente ist eine traditionelle Pflichtveranstaltung der Schule. Es gibt haufenweise Essen und Trinken, die Direktorin hält eine Rede, die wichtigen Leute der AFE werden eingeladen und Gruppen der verschiedenen Elemente müssen ihre Fähigkeiten zeigen, denn das Fest dient der AFE auch zur Findung neuer Talente."

„Fähigkeiten vorführen?", fragte ich entsetzt und Mara nickte ernst. „Aber keine Sorge, du wirst schon nicht drankommen. Meistens müssen die Älteren ran, da sie potentielle Agenten sind und die AFE immer neue Leute sucht."

„Trotzdem nicht sehr beruhigend", murmelte ich und Mara versetzte mir einen Stoß.

„Eigentlich ist es immer ganz lustig. Also keine Angst."

Der Rest des Tages sowie die nächsten Tage verliefen relativ gut, wenn man davon absah, dass Ashley es sich zum Ziel gemacht hatte, mich zu schikanieren. Ich nahm ihre bösartigen Kommentare so ruhig wie möglich hin, auch wenn ich innerlich kochte.
Ich fragte mich, was ich ihr getan hatte, damit sie mich als Feindin sah, aber mir wollte partu nichts ins den Sinn kommen. Mara munterte mich auf und meinte, dass beinahe die Hälfte der Schüler schon Ashleys Stichelleien zum Opfer gefallen waren und sich das bestimmt wieder legen würde. Ich war ihr unendlich dankbar für ihre Unterstützung und hätte mir gar nicht ausmalen wollen, was ich ohne sie gemacht hätte.

Auch meine Mum gab mir Kraft und so blendete ich Ashley einfach aus und ignorierte sie so gut es eben ging, was sie noch mehr zu ärgern schien. Unserer kleinen Zweiergemeinschaft schloss sich dann Ethan an. Er war unheimlich schlau und brachte etwas Leben in unseren Alltag. So gut wie immer bei sich, trug er ein Tablet, das uns bei unseren Hausaufgaben neben der Bücher eine große Hilfe war, denn Ethan war ein Genie was Recherche betraf. Sein Element war Wasser und er beherrschte es ziemlich gut.
Entgegen meiner Annahme, lebte ich mich ziemlich schnell ein und schaffte es sogar, mich nicht mehr in dem riesigen Gebäude zu verlaufen. Manchmal lief ich James über den Weg und er zwinkerte mir zu, was ich mit einem Lächeln quittierte.

Auch der Unterricht wurde besser. Mathe lag mir zwar immer noch nicht, aber wenigstens verstand ich teilweise etwas von dem, was Mr. Harris uns beizubringen versuchte. Im Kampftraining machte ich meiner Ansicht nach nur wenige Fortschritte, doch Derek lobte mich oft und das musste ja irgendetwas bedeuten. Mein Muskelkater hingegen verringerte sich mit jeder Stunde und auch wenn ich ständig neue blaue Flecken bekam, begann das Training sogar Spaß zu machen. Meine Rate getötet zu werden, lag trotzdem noch bei über neunzig Prozent und ich schaffte es gerade einmal dreißig Sekunden lang, die Angriffe von Mara oder jemand anderem abzuwehren, aber nach jedem Probekampf fühlte ich mich besser.

Meine Berge an Hausaufgaben erledigte ich zusammen mit Mara und Ethan in der Bibliothek, wo wir uns schon eine gemütliche Ecke, abseits vom oft herrschenden Trubel, gesucht hatten.
Elara Frey und auch die anderen Lehrer drückten uns nämlich ständig Aufsätze zu tausend verschiedenen Themen auf, die wir zähneknirschend schrieben, um ja nicht durchzufallen.
Mit meinen Kräften kam ich inzwischen auch recht gut klar. Ich konnte die Kraft in mir spüren. Sie war wie ein zweites Herz und pulsierte warm und kraftvoll in meinen Adern. Oft übte ich abends noch in meinem Zimmer und richtete dabei ein ordentliches Chaos an, wenn ich versuchte, Papier oder Klamotten herumfliegen zu lassen. Schließlich schaffte ich es soweit, einen Stapel Pullover von einer Ecke des Raumes zur anderen zu transportieren, ohne, dass er herunterfiel oder unkontrolliert durch die Luft zischte.

Auch begann ich, die Magie der anderen zu spüren und je nach Stärke mal mehr oder weniger. Es war wie ein elektrisches Knistern, das mich erfüllte, wenn andere ihre Kräfte einsetzten.
Aber als ich dann Direktorin Frey begegnete, traf mich fast der Schlag. Obwohl sie ihre Kräfte nicht nutzte, haute mich das elektrische Knistern ihrer Magie beinahe von den Socken, sodass ich nach Luft schnappen musste. Mein gesamter Körper kribbelte nach dieser Begegnung, als stände er unter Strom. Nach einer Weile gewöhnte ich mich dann an dieses Kribbeln, doch immer wenn die Direktorin in der Nähe war, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich entwickelte einen Heidenrespekt vor ihrer Macht und hoffte, dass ich niemals gegen sie kämpfen musste.
Was ich nicht wusste, war, dass das Einsetzten von Magie seinen Preis besaß und je mehr man von ihr auf einmal einsetzte, desto schneller schwächte es den Körper.

Academy for Elementarys 1 - Verborgene KräfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt