Pistazieneis zum Frühstück

By KnownAsTheUnknown

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„Wieso isst du jeden Tag Pistazieneis?", fragte ich (...). „Ich mag keine andere Sorte", sagte sie, als wär... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Epilog
Nachwort

Kapitel 19

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By KnownAsTheUnknown

„Fiona? Was ist los?", fragte ich besorgt, aber in Eile. Leider konnte ich mir bei den – für Anfang Juni verdammt heißen – Temperaturen keine allzu lange Pause gönnen. Aber ohne einen Anhaltspunkt zu haben, was los war, wäre ich sowieso nur halb bei der Sache und würde die andere Hälfte meines Gehirns mit Sorgen überlasten. Ich musste wenigstens ihre Stimme hören.

„Ich fahr am Wochenende in die Stadt... Dann reden wir, okay?" Sie klang so gar nicht wie meine Schwester. Wo war die starke, selbstsichere – und oft gerade deshalb extrem nervige – Frau hin verschwunden, die in ihr steckte?

„Muss ich mir Sorgen machen?"

„Eigentlich nicht. Aber das tust du doch sowieso, oder?" Sie schnaubte amüsiert und ein Teil der Last fiel schon mal von mir ab.

„Stimmt allerdings", antwortete ich auch etwas lockerer. „Tut mir leid, ich bin noch bei der Arbeit. Ich ruf dich nachher nochmal an."

„Nicht nötig. Wie gesagt: Ich fahr morgen in die Stadt und komm dich besuchen." Ein neuer Eisliebhaber näherte sich dem Nice Ice und ich verabschiedete mich von Fiona. „Mach's gut, ich hab dich lieb", erwiderte sie.

Das war mehr als seltsam.

Als ich zuhause nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder auf Mike traf, erzählte ich ihm kurz von Ally und mir, worauf er allerdings nur mit ein paar zweideutigen Kommentaren reagierte. Schließlich erwähnte ich auch, dass Fiona bald vorbeikommen würde und sich am Telefon total komisch verhalten hatte.

„Vielleicht ist sie schwanger?", war Mikes erster Gedanke. Ob er nur einen Scherz machte oder es ernst meinte, konnte ich nicht sagen, da mich meine eigene Panik nun ablenkte.

„Daran hab ich noch gar nicht gedacht...", murmelte ich alles andere als begeistert. Fiona hatte vielleicht vor drei Jahren ihren letzten Freund gehabt. Einen unsympathischen Tennisspieler, der über nichts als Sport sprach. Grundsätzlich hatte ich mich noch nie mit einem ihrer Freunde besonders gut verstanden, jetzt wo ich so darüber nachdachte. Sie hatten alle entweder komplett arrogant oder dauergelangweilt gewirkt. Und die Vorstellung von meiner Schwester, wie sie plötzlich ganz alleine – ohne jegliche Beziehung – mit einem Baby dastand, war noch viel weniger prickelnd.

„Naja, grundsätzlich ist das doch nichts Schlimmes, oder? Sie ist immerhin dreiundzwanzig, Mann." Mike sah zuerst einfach nur nachdenklich aus, aber dann begann er zu grinsen. „Allerdings hab ich dann wohl keine Chancen mehr bei ihr – und sie ist echt ziemlich heiß."

„Du bist unmöglich", grummelte ich und warf ihm die finstersten Blicke zu, die ich aufbringen konnte.

„Deswegen musst du jetzt aber nicht eifersüchtig werden. Du bist trotzdem heißer."

Ich seufzte und ging endlich auf mein Zimmer, da ich noch für die Prüfung lernen musste, die am Donnerstag stattfand. Als fast zwei Stunden später mein Handy vibrierte, war mein Zimmer das reinste Chaos. Alle halbwegs brauchbaren Notizen und Bücher breiteten sich auf meinem Bett und am Boden aus und ich lag irgendwie mittendrin, sodass es mir selbst schwerfiel, den Überblick zu behalten. Dankbar für die Ablenkung grinste ich also mein Handy an, als ich Allys Namen neben einer Nachricht sah.

‚Lernst du gerade übereifrig oder hast du Zeit?'

‚Untereifrig trifft es wohl besser – also würde ich mir gerade wahnsinnig gern Zeit für dich nehmen', tippte ich zurück.

Höchstens zwanzig Sekunden, nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, rief sie mich an.

„Hey."

„Hi." Unfassbar wie schüchtern wir beide gerade klangen.

„Ich hab ein schlechtes Gewissen, wenn ich dich vom Lernen abhalte, also dachte ich mir, ich komm nicht vorbei, sondern ruf dich nur kurz an", sie sprach schnell und ungewohnt nervös, was aber unglaublich süß klang. „Normalerweise telefoniere ich nicht wirklich gerne, aber... ich schätze, ich hab dich vermisst."

Mein Herz fühlte sich an wie eine Trommel, gegen die irgendjemand wie verrückt hämmerte, sodass das gleichmäßige Geräusch meinen ganzen Körper einnahm. War es möglich, dass sie es auch hörte? Gewundert hätte es mich nicht.

„Meine Konzentration ist sowieso nicht gerade die beste." Was zum Großteil an ihr lag. „Ich hab dich auch vermisst."

Kurz herrschte Stille, aber es war nicht peinlich. Auf mich wirkte es eher so, als hielten wir direkten, stummen Augenkontakt – obwohl wir ja nur telefonierten und uns nicht sehen konnten.

„Was würdest du denken, wenn deine Schwester dir mit seltsamem, ernstem Tonfall sagt, dass sie demnächst vorbeikommt, um dir was zu erzählen?" Ich wusste nicht, wieso ich jetzt damit anfing, aber es beschäftigte mich wohl mehr als ich mir eingestehen wollte und ich hatte das Bedürfnis, Ally davon zu erzählen.

„Hm... Erstens bin ich ein Einzelkind. Von dem her weiß ich leider recht wenig über geschwisterliche Beziehungen. Aber wenn sie dir was wirklich Wichtiges sagen will, ist das doch ein Zeichen dafür, dass ihr euch nahe steht und sie dir vertraut." Sie machte eine kurze Pause, als würde sie mir die Gelegenheit geben wollen, zu antworten, aber ich hielt mich erst mal zurück. „Und zweitens müssen es nicht zwingend schlechte Nachrichten sein. Oder hat sie was in der Richtung gesagt?"

Irgendwie verwunderte mich Allys Antwort. Nicht, wegen dem Inhalt an sich. Sondern viel mehr, weil sie meine Frage sofort so ernst nahm und sich wirklich dafür zu interessieren schien. Wir hatten noch nie über so konkrete Sorgen geredet, – immerhin kannten wir einander ja doch noch nicht gar so lange – dennoch war da diese Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme, als wäre es normal zwischen uns, einander absolut alles anzuvertrauen.

„Nein. Eigentlich hat sie gemeint, dass ich mir keine Sorgen machen soll...", murmelte ich verlegen. Es tat gut, nochmal in Ruhe darüber zu reden. Mit Mike ging das zwar auch, aber es klappte nur bedingt, da wir immer irgendwann dazu übergingen, dämliche Witze über unsere Angelegenheiten zu reißen. Ally machte sich zwar auch oft genug über mich lustig, aber sie verstand, dass das jetzt nicht produktiv wäre.

„Na also." Sie schnaubte kurz amüsiert. „Ich würde sagen, du solltest einfach abwarten und dir nicht schon im Vorhinein irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, solange du noch nicht mal weißt, worum es eigentlich geht."

Das klang logisch. Und einfacher gesagt als getan, aber ich hatte ja ohnehin keine andere Wahl. Ich würde abwarten müssen.

„Sie muss ja nicht gleich schwanger sein oder so. Vielleicht hat sie auch einfach ein neues Jobangebot entdeckt, das sie interessiert, und will deine Meinung dazu hören."

Ich lachte. „Hast du uns vorhin belauscht, als Mike und ich über meine Schwester geredet haben?" Anschließend erzählte ich noch kurz von dem Gespräch zwischen meinem Mitbewohner und mir, danach war das Thema gegessen. Die Zeit verging doppelt so schnell, wenn man mit Ally telefonierte. Keine Ahnung, wie sie es anstellte, aber alles wurde angenehmer, wenn es mit ihr zu tun hatte. Leider fühlte ich mich nach kurzer Zeit so müde, als hätte ich drei Nächte durchgemacht und Ally erwähnte, dass es ihr ähnlich ging, also beschlossen wir, das Gespräch für heute schon langsam zu beenden.

„Danke übrigens nochmal, dass du dir meine albernen Sorgen wegen Fiona angehört hast."

„Hab ich gern gemacht", erwiderte sie. „Sehen wir uns morgen? Ich meine, Fiona kommt zu dir und du musst lernen, also verstehe ich, wenn du keine Zeit hast..." Sie ließ mich das „aber" nur erahnen, doch das reichte mir, um erneut ein wohliges Gefühl zu bekommen.

„Wenn ich ihr von uns erzähle, will sie dich zu hundert Prozent kennenlernen." Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, verstummten wir beide und am liebsten hätte ich mit meinen Schädel der Wand ein High five gegeben. Wir waren zwar irgendwie wir, aber ob es nun offiziell ein uns gab, hatten wir noch nicht geklärt. Ich wollte Ally nicht unter Druck setzen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich genau das tat, wenn ich sie ganz direkt fragte, was sie denn nun wirklich in uns sah. Für mich war eindeutig, was ich wollte, also hatte ich in diesem Moment nicht gut genug über meine Worte nachgedacht.

„Ist sie genauso verrückt wie du?", fragte Ally jedoch nach geschätzten Stunden des Schweigens.

„Vermutlich noch ein wenig verrückter."

„Dann muss ich sie wohl kennenlernen, Hunter."

-

„Ich glaube, du würdest dich gut mit meiner Schwester verstehen", meinte Ben zu Nicky.

„Ach ja? Wie kommst du darauf?"

Diesmal war Ben es, der mit den Schultern zuckte. „Sie färbt sich auch gern die Haare."

Nicky lachte, wobei sie die Augen leicht zukniff und die Hände auf ihre Hüften stemmte. „Es ist immer wieder schön, auf sein Aussehen reduziert zu werden."

„So war das nicht gemeint. Ich hab gar nicht so drauf geachtet, wie du aussiehst. Wirklich nicht, das war mir egal. Aber deine violetten Haare fallen halt auf."

„Das ist natürlich auch sehr schmeichelhaft."

Er stöhnte etwas verzweifelt auf. „Ich will damit nicht sagen, dass du nicht gut aussiehst. Du bist, um ehrlich zu sein, so hübsch, dass man sich fragt, wieso du hier ausschenkst, anstatt über irgendeinen Laufsteg zu stolzieren."

„Ich hasse hohe Schuhe", erwiderte sie schulterzuckend, als wäre ihr völlig gleichgültig, dass er ihr gerade ein Kompliment gemacht hatte. Insgeheim konnte Nicky allerdings nicht leugnen, wie geschmeichelt sie sich fühlte, solche Dinge zu hören – und wie sehr sie sich danach sehnte, sie öfter gesagt zu bekommen. 

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Was sind denn eure ersten Gedanken, wenn jemand meint, er muss euch etwas Wichtiges sagen? ;)

Wie immer danke fürs Lesen und ein schönes Wochenende noch! ^^

~KnownAsTheUnknown

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