Broken

By Irem2804

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Mein Leben war bis vor einem halben Jahr noch sorgenfrei. Ich hatte eine problemlose Familie, die besten Freu... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Neues Jahr
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
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Kapitel 92
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Kapitel 94
Kapitel 95
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Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119

Kapitel 102

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By Irem2804

Ein paar Stunden waren, nach dem Gespräch mit Abi, vergangen und ich konnte ehrlich sagen, dass ich mich eindeutig besser fühlte.

Viel viel besser.

Wie schon lange nicht mehr.

Es hatte so gut getan mit einer vertrauenswürdigen Person darüber zu reden. Ich hätte schon viel früher zu ihr gehen und ihr alles erzählen sollen, damit sich die ganze Trauer nicht in mir gesammelt hätte. Deswegen war ich umso glücklicher, dass es endlich raus war.

Sich die Seele aus dem Leib zu reden und die Gefühle und Ängste laut auszusprechen tat so unglaublich gut.

Sie hatte es geschafft, mich nach langer Zeit, wieder zum Lächeln zu bringen und sie hatte mich aufgebaut. Ich fühlte mich nicht mehr so kraftlos - und dafür war ich ihr so dankbar.

Es fühlte sich so an, als hätte ich mit den ganzen Tränen auch meine ganzen Gedanken und die Traurigkeit weggespült.

Sie hatten mein Körper verlassen, wie meine Tränen.

Ich fühlte mich so.. befreit.

Abi und ich hatten bis zum Abendessen damit verbracht einfach rumzuliegen und über Gott und die Welt zu reden. Sie hatte mich die ganze Zeit über abgelenkt und zum lachen gebracht.

Diana war gar nicht mehr im Zimmer aufgetaucht, aber das hatte mich um ehrlich zu sein nicht wirklich gestört, weil ich jemanden an meiner Seite hatte.

Wir saßen gerade in der Kantine und aßen mit Johnny und Ryan unser Abendessen, als Luke sich zu uns an den Tisch gesellte. Diana war nicht hier und als Abi nachgefragt hatte, wo sie denn war, hatte sie keine Antwort bekommen.

Ich würde einfach heute Abend im Zimmer mit ihr reden, was denn vorhin mit ihr los war.

Er kam mit einem breiten Grinsen auf mich zu und ließ sich zwischen Ryan und mir auf den Platz sinken, als er sein Tablett auf den Tisch stellte.

''Wie ich sehe, geht es unserer kleinen Prinzessin viel besser?'', raunte er mir leise zu.

Da ich gerade etwas im Mund hatte, nickte ich ihm nur - so gut es ging - lächelnd zu und sein Grinsen wurde zu einem liebevollen Lächeln.

''Das freut mich. Ein Lächeln steht dir sowieso viel mehr.'', erwiderte er und zwinkerte, sodass ich ihm, nachdem ich runtergeschluckt hatte, grinsend in die Seite stieß.

''Wann fahren wir eigentlich los?'', fragte ich und wendete mich an Ryan.

Ich lehnte mich ein wenig vor, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.

Er schluckte das Essen in seinem Mund runter, bevor er antwortete: ''Wir hatten uns überlegt morgen gegen 12 Uhr loszufahren? Dann können wir in Ruhe frühstücken und dann ganz gechillt losfahren. Wir wären dann gegen Abend da, wenn es dir passt?''

''Klar. Klingt gut!''

Ich schaute zu Abi, die mir gegenüber saß: ''Wie kommst du eigentlich nach Hause?''

''Ich fahre wahrscheinlich mit dem Taxi von hier aus zum Bahnhof und von da dann mit dem Zug nach Hause.''

''Könnten wir dich nicht mitnehmen, oder so?'', fragte ich, schaute aber dann zu Ryan.

''Doch, eigentlich schon'', ergriff Abi das Wort und ich schaute wieder zu ihr, ''aber das wäre ein riesen Umweg für euch. Außerdem mag ich es sowieso mit dem Zug zu fahren und ich habe ja Jason mit dem ich telefonieren kann.''

Sie zwinkerte mir zu und ich gluckste.

Während die anderen darüber redeten, wie sehr sie sich freuten wieder nach Hause zu kommen, schweifte mein Blick über Abis Schulter und ich erstarrte in meiner Bewegung.

Meine Gabel schwebte in der Luft, als ich Blake und Gracie sah.

Sie saßen in meine Richtung gedreht.

Gracie saß ganz nah an ihm und hatte ihre Augenbrauen traurig zusammengezogen, als sie langsam über seine Wunden strich und zu ihm aufschaute.

Blake hingegen hatte einer seiner Arme auf den Tisch gelegt und schaute geradewegs zu mir.

Als mir bewusst wurde, dass er zu mir schaute und der Berührung von Gracie keine Beachtung schenkte, machte mein Herz einen Hüpfer und ich konnte nicht verhindern, dass das Kribbeln in meinem Bauch sich in meinem ganzen Körper verbreitete.

Blake schaute stumm zu mir.

Er zeigte keinerlei Emotionen in seinen Augen und ich wusste nicht, wie ich seinen Blick deuten sollte, als ich den Blickkontakt beibehielt.

Mein schnell klopfendes Herz ignorierte ich bewusst.

Gracie näherte sich ihm ein wenig, fasste ihm an sein Kinn und drehte seinen Kopf zu ihr, um die Wunden besser beobachten zu können.

Er zischte lautlos auf und verzog schmerzhaft das Gesicht.

Sein Anblick tat mir so im Herzen weh.

Gracie sagte irgendetwas zu ihm - was ich wegen der Entfernung nicht hören konnte - und Blake schüttelte nur seinen Kopf.

Er drehte sich wieder zu mir um und beobachtete mich, ignorierte das was Gracie sagte, was ihr anscheinend nicht auffiel.

Ganz langsam, wie in Zeitlupe, näherte sich Gracie seinem Gesicht.

Ich hielt geschockt den Atem an und beobachtete das Schauspiel - unfähig den Blick von den beiden abzuwenden.

Sie kam seinem Gesicht immer näher und fing an zarte Küsse auf sein angeschwollenes Kiefer zu drücken. Von der rechten Seite angefangen, arbeitete sie sich mit Küssen zu der linken Seite.

Ihre Küsse wurden mit jedem Stück immer länger und je weiter sie ging, desto mehr zerbrach es mir das Herz.

Je weiter sie ging, desto lauter wurde das Knacken in meinem Herzen und größer die klaffende Wunde.

Ich konnte den Blick von den beiden nicht abwenden, auch wenn es das Beste wäre - mein Körper reagierte nicht mehr auf mich.

Ich war wie in Trance, sah nur noch die beiden und vergaß alles um mich herum.

Als meine Augen von seinem Kiefer hinauf zu seinen Augen ging, spiegelte sich in seinem Blick so vieles wider.

Reue, Verzweiflung, Trauer, Unsicherheit, Verwirrung - so vieles erkannte ich in seinem Blick und ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals, als ich meine Gabel fester umklammerte, so als würde mein Leben davon abhängen.

Wieso, Blake?

Wieso, flehte ich mit meinen Augen, in der Hoffnung, dass er mich verstand.

Er biss sich mit zusammengezogenen Augenbrauen auf seine Unterlippe und schloss seine Augen. Leicht drehte er seinen Kopf von mir weg und hielt seine Augen weiterhin geschlossen, als Gracie weiterhin Küsse auf sein Kiefer drückte.

Sie stoppte für einen Moment, strich ganz sanft mit ihrem Finger über Blakes Wunde an der Lippe und schaute ihn mit einem Lächeln in den Augen an.

Oh Gott, bitte nicht.

Bitte, bitte Gott, Gracie soll ihn nicht küssen.

Bitte..

Ich konnte nicht wegsehen.

Egal wie sehr ich es versuchte, es ging einfach nicht.

Mein Blick war wie festgetackert, ich wollte auf der einen Seite sehen, ob sie sich küssen würden und auf der anderen Seite wollte ich sehen, was er tun würde. Ob er sich wegdrehen oder den Kuss erwidern würde.

Es wurde schwarz am Rand meiner Augen, aber ich musste mich zusammenreissen, damit ich hier und jetzt nicht in Ohnmacht fiel.

Sie lehnte sich wieder zu ihm hin, drückte ihm ein paar Küsse auf die Wange. Von da aus küsste sie sich weiter voran, bis sie ganz langsam in die Nähe seines Mundwinkels kam. Ganz vorsichtig küsste sie ihn, ließ sich immer mehr Zeit, bevor sie ihren Mund von seiner Wange nahm und kam seinem Mund immer näher..

Ich hatte den Atem angehalten, war darauf vorbereitet, dass mein Herz gleich in tausend Teile zersprang und mein Inneres gleich explodierte, als Blake plötzlich seine Augen aufmachte und ihr irgendetwas sagte.

Gracie stoppte, ganz nah an seinem Mundwinkel, lehnte sich zurück, während ihr Lächeln zu einem dreckigen Grinsen wurde und sie sich über die Lippen leckte. Sie erwiderte irgendetwas, strich mit ihren langen Fingernägeln über seine Wange und setzte sich dann wieder ordentlich hin.

Bevor Blake sich wieder zu mir drehen konnte, schaffte ich es den Blick abzuwenden und schaute auf meine Gabel, die ich immer noch fest umklammerte.

Ich spürte eine warme Hand an meinem Oberschenkel und zuckte erschrocken zusammen.

''Nicht.'', murmelte Luke, ''tu' dir das nicht an.''

Ich presste meine Lippen aufeinander, legte meine Gabel weg und drehte mich langsam zu ihm. Blakes Blick spürte ich auf mir, ignorierte diesen aber bewusst, weil ich ihm nicht mehr in die Augen schauen konnte.

Das Einzige was gerade durch meinen Kopf ging war: Wieso ließ er das zu?

''Alles gut.'', meinte ich, als Lukes besorgter Blick weiterhin auf mir lag, und war erstaunt darüber wie fest meine Stimme klang. ''Es geht mir gut. Wirklich.''

Er schaute mich einen Moment lang eindringlich an, um sich sicher zu gehen, dass ich auch die Wahrheit sagte. Dann seufzte er ergeben, drückte einmal meine Hand, die auf dem Tisch lag, und nickte dann mit einem leichten Lächeln.

~*~*~*~

Ich stieß die Tür auf und betrat vor Abi unser Zimmer.

Grinsend schaute ich über die Schulter hinweg zu ihr: ''Ich glaube nicht, dass das Jason gefällt, wenn er erfährt, dass du dir Latinos klären willst.''

Nach dem was in der Kantine passiert war, hatte ich es geschafft nicht mehr zu ihm rüber zu sehen, weswegen ich auch nicht genau wusste, ob er danach noch zu mir geschaut hatte oder nicht. Luke hatte mir dabei geholfen mich abzulenken, was überraschenderweise auch sehr gut geklappt hat.

Abi und ich redeten gerade darüber, dass sie sich in Barcelona einen Latino klären wollte, weil sie, ich zitiere: ''so sehr auf braungebrannte und südländische Jungs stand, dass sie jedes mal ein Herzinfarkt bekam, weil sie so gut aussahen.''

Als ich sie darauf hingewiesen hatte, dass Jason nicht aussah wie ein Südländer, hatte sie nur lächelnd den Kopf geschüttelt und gesagt, dass er eine Ausnahme sei und ihr Herz nur ihm gehörte.

''Ach'', sie machte eine wegwerfende Handbewegung und grinste, ''er weiss sowieso, wie viel mir an ihm liegt. Ich glaube kaum, dass er eifersüchtig auf ein Feriencrush wär, glaube ich. Hoffe ich.''

''Du bist doch bescheuert.'', grinste ich und schüttelte ungläubig meinen Kopf, als ich mich wieder umdrehte.

Ich blieb abrupt stehen, als ich Diana an ihrem Tisch entdeckte.

''Hey, wo warst du denn den ganzen Tag?'', fragte ich und Abi schloss hinter mir die Tür, nachdem sie über meine Schulter geguckt und Diana entdeckt hatte.

Diana drehte sich zu uns um, hob eine Augenbraue und drehte sich dann wieder weg.

Ich hob erstaunt beide meiner Augenbrauen und schaute zu Abi, die sich neben mich gestellt hatte und unwissend mit ihren Schulter zuckte.

''Was ist denn los?''

''Wüsste nicht was dich das angeht'', sagte sie jetzt bissig und drehte sich zu mir um, ''seit wann interessierst du dich denn für andere?''

Sie hob eine Augenbraue und schaute mich abwartend an.

Wie bitte?

''Was?'', fragte ich, sichtlich verwirrt.

Was war denn mit ihr los?

''Du hast mich schon verstanden, Madison.''

Sie stand von ihrem Stuhl auf und kam einige Schritte auf mich zu.

Ihre Augenbrauen hatte sie zusammengezogen und schaute mich wütend an: ''Seit wann interessiert es dich, wie es anderen geht?''

''Was willst du mir jetzt damit sagen?'', fragte ich und runzelte die Stirn.

Ich verstand gerade wirklich überhaupt nichts.

Was hatte ich den getan, dass sie auf einmal so sauer auf mich war? Warum kam sie mir jetzt so, ich dachte eigentlich, dass zwischen uns alles okay wäre?

''Ich weiss gerade echt nicht, was los ist. Wenn du so freundlich wärst und mir erklären würdest, was du meinst, wäre ich dir wirklich sehr dankbar.''

Sie kniff ihre Augen zusammen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

''Du merkst ja nicht einmal, dass du etwas falsch gemacht hast.''

Hä?

Ich blickte nicht mehr durch.

''Dann sag mir, was ich getan habe. Damit ich weiss, was ich falsch gemacht habe und was nicht.'', erwiderte ich jetzt, meine Stimme schärfer als gewollt.

Wenn ich eins nicht abhaben konnte, dann war es, wenn mir Leute Sachen an den Kopf warfen, ohne einen Grund zu sagen.

Ich meine, wenn es etwas gibt, dann rede offen und ehrlich mit mir, anstatt mir irgendwelche Sachen an den Kopf zu werfen - war das denn so schwer?

''Das ist es ja. Du hast nichts getan! Nichts!!'', meinte sie jetzt lauter.

Ich atmete hörbar aus.

Am liebsten würde ich jetzt einfach nur ins Bett fallen und schlafen, heute war ein echt langer und harter Tag - aber so wie sie mich gerade anschaute, musste ich wohl doch noch etwas länger auf meinen Schlaf warten.

''Diana, ich verstehe wirklich nicht was du meinst. Entweder du sagst mir jetzt einfach, was dein Problem ist oder ich gehe ins Bett. Ich hatte einen echt langen Tag und hab da, um ehrlich zu sein, auch kein Bock drauf.''

''Leute, hört auf.'', meinte Abi, aber Diana unterbrach sie.

''Du tust es schon wieder! Meine Fresse, Madison, kannst du mal aufhören immer so egoistisch zu handeln?! Es geht nicht nur um dich, okay? Die Welt dreht sich nicht nur um dich, also hör auf dich so zu benehmen!! Das kotzt mich so an!!'', schrie sie jetzt laut und ich zuckte erschrocken zusammen.

Bitte?

''Was??-"

''Ist dir eigentlich klar, wie egoistisch du bist!? Hast du in den letzten Zeiten überhaupt mal gefragt, wie es Abi und mir geht, oder dich überhaupt mal bei uns erkundigt?? Nein, ich denke nicht!!'', rief sie lauter, weil ich gerade den Mund aufmachen wollte, um etwas zu sagen, ''nur weil deine Welt im Moment nicht perfekt ist!! Aber heey, wen interessieren schon andere! Madison hier, Madison da, hauptsache DIR geht es gut!!''

Jetzt war ich wirklich komplett raus.

Wieso zum Teufel kam sie auf die bescheuerte Idee, dass mir andere Leute egal wären?

''Wann hab ich das je behauptet?'', fragte ich jetzt. ''Wie kommst du überhaupt auf so eine Scheiße?''

Sie lachte ironisch auf.

''Wie ich auf so eine scheiße komme? Ich sag dir mal wie: Seitdem Blake dich verlassen hat, geht es nur noch um dich. Hast du das überhaupt gemerkt?!! Hast du überhaupt irgendetwas in deiner Umgebung wahrgenommen? Ich denke nicht! Jedes mal geht es nur um dich, es geht immer nur darum wie es dir geht oder was passiert ist - und das kotzt mich an!!''

Verbissen zog ich meine Augenbrauen zusammen und schaute zu ihr.

''Denkst du, ich habe das mit Absicht gemacht?? Denkst du echt, ich wäre so egoistisch? Glaubst du wirklich, ich hätte mich nicht erkundigt, wenn ich gemerkt hätte, dass es euch scheiße geht?? Ich habe aufgehört über meine Probleme zu sprechen, weil ich nicht wollte, dass es euch nervt! Aber das passt unserer Madame anscheinend nicht!''

Es war nie meine Absicht gewesen egoistisch zu handeln - ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich das getan hatte. Ich konnte doch auch nichts dafür, dass es mir schlecht ging.

''Hört auf zu streiten, dass ist doch bescheuert!''

Diana ignorierte Abi's Worte und kam einen Schritt auf mich zu.

''So wie es aussieht, hast du ja nichts gemerkt!! Denn wenn du es gemerkt hättest, wüsstest du, dass meine Tante im Krankenhaus liegt!!'', schrie sie jetzt laut und ich schaute sie mit großen Augen an.

Ich biss auf meine Unterlippe und schaute auf den Boden.

Ich musste zugeben, dass sie Recht hatte. Ich hatte wirklich, nachdem Blake mich verlassen hatte, einfach auf stumm geschaltet und gar nichts mehr um mich herum wahrgenommen. Ich hatte wirklich keine Ahnung von ihrer Tante und so langsam machten sich die Schuldgefühle auch bemerkbar.

Ich wollte nie, dass es so endet. Dass ich durch meine Trauer, anderen Leuten gegenüber scheiße war und sie vernachlässigen würde - das war niemals meine Absicht.

Und jetzt wo sie es gesagt hatte, konnte ich es auch nachvollziehen.

Vorher war ich mir dessen gar nicht bewusst, aber jetzt konnte ich wenigstens etwas daran ändern - und mein Leben nicht mehr von dem Schmerz und der Trauer lenken lassen.

''Siehst du! Es kotzt mich so an, dass du immer nur an dich selber denkst. Ich hab dir sooft es geht zur Seite gestanden, aber auch mir platzt irgendwann der Kragen. Ich hatte einfach kein Bock mehr für dich da zu sein - weil von dir ja nichts zurückkam!''

''Es war nicht meine Absicht. Es tut mir Leid, okay??''

''Pff, wer's glaubt. Worte sagen noch lange nichts!''

In mir stieg langsam die Wut.

''Was soll ich deiner Meinung nach machen, huh?! Auf die Knie gehen und betteln, damit du mir verzeihst? Ich habe nie vorgehabt dich zu vernachlässigen, aber es ist geschehen und dessen bin ich mir jetzt bewusst!'', sagte ich bissig.

''Ach komm, Madi. Wir wissen beide, dass du, sobald es dir wieder scheiße geht, auf andere scheißen wirst und wir nur noch Luft für dich sind!''

AHHH!

Sie machte mich verrückt.

Wollte sie es unbedingt provozieren?

''Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht mit Absicht war!! Was denkst du eigentlich von mir?!? Was ist dein scheiß Problem!!'', schrie ich jetzt und kam einen bedrohlichen Schritt auf sie zu.

Ich habe meinen Fehler doch eingesehen! Und würde die nächsten male auch aufmerksamer sein, wieso zögerte sie es denn hinaus?

''Du bist mein scheiß Problem!! Dein ständiges Genörgel, dass alles in deinem Leben scheiße ist und es dir scheiße geht, geht mir so gegen den Strich!! Du nutzt doch eh jede Gelegenheit, damit du im Mittelpunkt stehst! Nur weil deine Mutter tot ist, heißt das noch lage nicht, dass es nur um dich gehen soll, klar?!''

Okay.

Wow.

Das hatte gesessen.

''IHR HÖRT JETZT SOFORT AUF ZU STREITEN ODER ES KNALLT!!'', schrie Abi jetzt laut und stellte sich zwischen Diana und mich, damit zwischen uns Abstand war.

Diana kniff wütend ihre Augen zu und verschränkte ihre Arme vor der Brust, als sie mich anschaute.

Ich starrte sie einfach nur an.

Ich war nicht fähig irgendetwas zu sagen. Meine Kehle war ganz trocken und ich hatte Angst, dass meine Stimme zerbrach, wenn ich auch nur irgendeinen Ton von mir gab - ich wusste ja nicht einmal was ich dazu sagen sollte.

So dachte sie also von mir.

Dass ich Mitleid haben wollte, damit sich jeder um mich sorgt, weil meine Mutter gestorben war. Dass ich ihren Tod zum Zweck nutzte, damit es nur um mich ging.

Wow. Echt bitter sowas von einer Freundin zu hören.

''Ihr vertragt euch jetzt sofort wieder, das ist doch dumm!'', sagte Abi wieder. ''Und Diana das ging echt zu weit. Sowas konntest du echt nicht bringen!''

Diana schnaubte nur und drehte ihr Gesicht von mir weg.

Ich musste hier raus.

Ich hielt das keine Sekunde länger hier aus.

Bevor Abi auch nur irgendetwas sagen konnte, hatte ich mich umgedreht und war aus dem Zimmer geflüchtet.

Ich hörte Abis Stimme nach mir rufen und wie sie dann Diana anschrie, aber ich reagierte da nicht drauf.

Ich wollte einfach nur so schnell es geht weg. An die frische Luft, oder so.

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