Pistazieneis zum Frühstück

Von KnownAsTheUnknown

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„Wieso isst du jeden Tag Pistazieneis?", fragte ich (...). „Ich mag keine andere Sorte", sagte sie, als wär... Mehr

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Epilog
Nachwort

Kapitel 5

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Von KnownAsTheUnknown

„Was denkst du? Hab ich den Psychopathen-Test bestanden?", fragte ich nach einer Weile, als ich Ally auch einiges über mich selbst erzählt hatte.

Wir saßen seit einer gefühlten Ewigkeit in dem Café und unterhielten uns. Dass Mike und Liz schon längst wieder da sein sollten, war mir zwar bewusst, aber ehrlich gesagt störte es mich kein bisschen.

„Hm... lass mich nochmal einen Blick in die Akte werfen. Benjamin Hunter. 20 Jahre alt, studiert Fotografie, arbeitet als Eisverkäufer. Diagnose: Der Patient hat eindeutig Züge eines Verrückten, kann einem Psychopathen aber nicht das Wasser reichen." Ihr Grinsen machte mich unheimlich glücklich. Mit diesem Gesichtsausdruck hätte sie mir auch ein Messer in den Bauch rammen können und ich hätte es genossen.

„Jetzt verletzt du aber meine Gefühle... Ich dachte, du magst mich." Es war vermutlich gefährlich, so was zu sagen, aber in dem Moment fühlte sich alles so leicht an, dass ich sprach, ohne meine Worte großartig zu überdenken.

„Dir muss doch klar sein, dass ich nicht hierhergekommen wäre, wenn ich dich nicht auf irgendeine Art sympathisch finden würde", sagte sie vage.

Ich nahm einen kleinen Schluck von meinem Wasser. „Glasklar", meinte ich, als ich das Glas wieder am Tisch abstellte.

„Auf irgendeine Art, die ich mir selbst nicht ganz erklären kann." Sie lächelte mich neckisch an. Abwartend. Gespannt, was ich wohl erwidern würde.

„Nun... Ich hab durchaus so meine Qualitäten."

„An deinem Humor kann es schwer liegen - und an deiner Bescheidenheit auch nicht."

In Filmen oder Serien kommt doch häufig vor, dass die Hauptperson in einer Endlosschleife feststeckt und denselben Tag wieder und wieder und wieder erlebt. Was mich anging, hätte ich diesen Tag - diese Stunden - wirklich gerne nochmal gehabt. Man kann eine Person eben nur einmal kennenlernen. Es gibt kein zurück. Und auch, wenn ich mir in den letzten Wochen ein paarmal gewünscht hatte, all das aus meinen Erinnerungen zu löschen, war ich doch froh, dass ich Ally an diesem Tag getroffen hatte. Es war eine schöne Erinnerung. Eine, die ich mir viel zu gerne und viel zu oft durch den Kopf gehen ließ.

-

Das war einer der Gründe, wieso Ben Nicky nicht jedes Detail erzählte. Er verlor kaum ein Wort darüber, wie Ally ausgesehen hatte - denn ihr Bild wollte er ganz für sich. Er behielt die Dinge, die er am liebsten mochte. War nicht bereit, sie loszulassen.

„Du ziehst mich irgendwie runter", meinte Nicky nun.

„Hä?", fragte Ben - äußerst intelligent. Aber es war ihm gleichgültig, wie er sich ausdrückte. Fast.

„Naja, der Gedanke, dass das mit euch nicht geklappt hat, macht mich traurig. Es bestätigt nur meine Theorie, dass ‚Wahre Liebe' und der ganze Blödsinn eh nicht existiert."

Er runzelte die Stirn, verwundert über ihre Äußerung. „Sie existiert."

„Ach ja? Wo ist sie dann? Alles endet irgendwann. Es wäre zwar schön, vom Gegenteil überzeugt zu werden, aber ich rechne nicht damit, dass das jemals passieren wird. Liebe ist nur der Schrei nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, in den Augen von irgendjemandem als perfekt zu gelten." Das bereits erwartete Schulterzucken blieb diesmal aus, sie schüttelte jedoch den Kopf. „Wir bilden uns ein, dass wir durch eine andere Person glücklich werden, aber das funktioniert nicht. Und bis wir einsehen, dass wir das gar nicht nötig haben, reden wir uns ein, dass wir die Person wirklich lieben, auch wenn wir es gar nicht tun."

So ganz verstand er ihre Worte nicht, aber dem, was er verstanden hatte, stimmte er nicht zu.

„Und ich dachte, ich wäre verkorkst...", sagte er. „Was hast du denn durchgemacht, dass du jetzt so eine Einstellung hast?"

„Damit fangen wir heute nicht mehr an, mein Lieber - es sei denn, du willst in fünf Jahren auch noch hier sitzen."

-

An diesem Abend durfte ich mir noch einiges von Mike anhören, aber ich war so gut gelaunt, dass mich sein Gemecker kaum störte. Mit Ally hatte ich ausgemacht, dass wir uns demnächst wieder treffen würden - allerdings musste ich vorher noch das Gruppenprojekt mit meinen Studienkollegen abschließen. Trotzdem schickten wir jetzt ein paar Nachrichten hin und her, die das Lächeln in meinem Gesicht verankerten, als hätte ich es mir tätowieren lassen.

„Du hättest Liz hören sollen! Sie hat mich doch tatsächlich zu einer Kirche geschleift... Wenn plötzlich ein Priester aufgetaucht wäre, um mich zu taufen, hätte mich das echt nicht gewundert!", jammerte Mike immer noch.

„So sehr wie du dich aufregst, könnte man fast meinen, du stehst auf sie", zog ich ihn auf. Meine Motivation war unglaublich, ich hatte das Gefühl, ich könnte Bäume ausreißen und gleichzeitig die ganze Welt umarmen.

„Haha, sehr lustig. Zufälligerweise heiratet sie nächstes Jahr."

„Wow, ihr habt es aber echt eilig!"

Mike starrte mich grimmig an. Offensichtlich fand er das Ganze nicht so komisch wie ich. „Doch nicht mich, du Idiot. Irgendeinen Kerl namens Adam."

„Ernsthaft? Sie ist doch kaum älter als Ally, oder?" Ich zwang mich, wieder ruhiger und ernster zu werden. Immerhin war ich kein dreizehnjähriges Mädchen, das in Ohnmacht fiel, wenn es von seinem Schwarm gegrüßt wurde - ich verhielt mich bloß so. Und damit musste ich aufhören. Ich war ein zwanzigjähriger Kerl, verdammt nochmal!

„Sie wird dieses Jahr noch einundzwanzig. Und Gott hat sie natürlich zu Adam geführt und sein Okay gegeben - wieso sollte sie sich dann nicht gleich für den Rest ihres Lebens an ihn ketten?" Mike seufzte. „Dieser Nachmittag war echt anstrengend, Mann. Ich hoffe, Ally ist das wert."

„Ist sie", meinte ich sofort.

„Ich hätte sie mir anders vorgestellt. Also sie ist nicht hässlich oder so, aber irgendwie... unscheinbar? Unauffällig. Was du so toll an ihr findest, hab ich noch nicht ganz durchschaut, Mann."

Ich auch nicht ganz, aber es ist so. Sie ist... Sie ist eben einfach Ally.

Den Gedanken behielt ich für mich und auch sonst antwortete ich nicht, denn ich hatte keinen Plan, wie ich ihm erklären sollte, was sie in mir auslöste. In Worte zu fassen, was ich dachte oder eben, dass ich in ihrer Gegenwart unfähig war zu denken, war unmöglich.

„Aber immerhin hat sie einen recht... hübschen Arsch", fügte Mike noch hinzu und grinste.

Mein bester Freund hätte zu irgendeiner Fernsehshow gehen und damit groß rauskommen können, dass er Leute an ihren Hinterteilen erkennen konnte.

„Sag mal... bist du eigentlich arschophil?"

„Nur, wenn es um deinen Arsch geht, Süßer." Mikes Stimme klang so unpassend gelangweilt, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte. Dann schaltete er seinen Laptop an, um irgendwas für die Uni zu erledigen und damit war das Thema für ihn beendet.

Ich sprang von unserer Wohnzimmercouch auf und trottete in die Küche, um irgendetwas Essbares zu finden. Wie gewöhnlich war keiner von uns beiden vorher fähig gewesen, irgendetwas einzukaufen, sodass ich mich mit Toastbrot, Butter und Marmelade zufrieden geben musste. Mal wieder. Wenn mein Vater wüsste, dass meine Ernährung zu achtzig Prozent aus diesen Lebensmitteln bestand, wäre er ausgeflippt. Er arbeitete als Bäcker und kochte auch liebend gerne - schade, dass ich von seinem Talent absolut nichts geerbt hatte. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft ich beinahe unsere Küche abgefackelt hatte.

Als ich an meine Familie dachte, fiel mir ein, dass ich mich bei meiner Schwester melden sollte.

Hey, bist du dieses Wochenende Zuhause?', schrieb ich Fiona also.

Wenig später kam die Antwort: ‚Nein. Olivia feiert ihren Geburtstag. Sweet 23! Wie geht's dir? Und wie läuft das Studium?'

Das war typisch meine Schwester. Kaum fragte ich sie was, drehte sie den Spieß um und wollte irgendwas aus meinem Leben wissen. Auch wenn wir uns - meistens - ziemlich gut verstanden, ging sie mir mit ihrem aufdringlichen Interesse doch manchmal auf die Nerven.

Gut. Vielleicht sehen wir uns dann ja nächste Woche - Mum hat gemeint, ich soll mich mal wieder blicken lassen.'

Ich hatte keine Lust auf irgendwelchen weiteren Smalltalk mit Fiona übers Handy. Aber immerhin wusste ich nun, dass ich dieses Wochenende hierbleiben würde, da sie sowieso nicht zuhause wäre - und ich mich mit Ally verabreden konnte. Allein beim Gedanken daran hob sich meine Stimmung erneut.

Das war ja schrecklich! Keine Krankheit der Welt konnte so hartnäckig sein wie dieses... etwas... was auch immer es war, womit sie mich da angesteckt hatte.

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Da ich (wer hätte das gedacht?) kein Junge bin, muss ich diese Frage stellen:

Auf einer (ehrlichen) Skala von 1-10 - wie mädchenhaft wirkt Ben? Stört meine Schreibweise irgendwie die Vorstellung, dass es sich bei ihm um ein männliches Wesen handelt? Kann ich irgendetwas diesbezüglich verbessern?

Besten Dank für Feedback, Votes und allgemein fürs Lesen <3

~KnownAsTheUnknown

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