Stucky

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~ Das Bild gehört mir nicht.

„Steve . . ."
„Bucky?"
Steve klappte der Mund auf.
Es war das einzige, was er tun konnte, ehe Bucky ohnmächtig wurde nach vorn kippte.
Er machte einen Schritt in seine Richtung und fing ihn auf, ehe er auf dem Boden aufschlug.
Er schluckte.
Er träumte nicht.
Bucky war wirklich wieder da.
Er war zu ihm zurückgekehrt.
Endlich.
Er hoffte, dass er sich wieder an ihn erinnerte.
Es musste ja so sein!
Steve nahm ihn auf den Arm, und trug ihn ins Innere seiner Wohnung, während er der Tür einen Tritt mit dem Fuß verpasste, damit sie zufiel.
Geräuschvoll schloss sie sich und ließ ihn und seinen besten Freund in seiner Wohnung allein, abgeschirmt vor fremden Augen und Ohren.
Er spürte tatsächlich, wie ein Gefühl der Freude in ihm aufstieg.
Steve legte seinen Freund aus längst vergangenen Zeiten vorsichtig auf dem Sofa ab, ehe er einen Schritt zurück trat und ihn prüfend, aber auch etwas nachdenklich und wehmütig betrachtete.
Er hatte sich das Wiedersehen um einiges anders vorgestellt.
Ein freudestrahlendes sich - gegenseitig - in - die - Arme - fallen sah anders aus.
Aber konnte es ja nun mal nicht ändern. Was zählte war, dass Bucky wieder bei ihm war und Steve sich sicher sein konnte, dass er ihn jetzt nie mehr gehen lassen würde.
Er würde es mit all seiner Macht verhindern, Bucky erneut zu verlieren.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist." Steve sprach mit gesenkter Stimme und ein halbes, zuversichtliches Lächeln lag auf seinem Gesicht, während er Bucky ansah, der vor ihm stand.
Er war vor ungefähr einer dreiviertel Stunde aufgewacht und Steve hatte ihn erst einmal ins Bad geschickt und ihn dann mehr oder weniger zwingen müssen, etwas zu essen.
Die ganze Zeit hatten sie dabei kein Wort gesprochen, aber Steve konnte die Stille zwischen ihnen nicht mehr ertragen.
Er wollte Buckys Stimme hören.
Sein Gegenüber schluckte, schwieg aber weiter.
„Bucky . . ."
Steve machte einen Schritt auf ihn zu und streckte seine Hand aus.
Er wollte Bucky berühren, ihn in seine Arme schließen und an seinem Körper spürten.
Wissen, dass er ihn wirklich wieder hatte.
Aber er wich zurück.
„Bitte Buck . . .", flehte Steve leise.
Er spürte, wie sich Verzweiflung in ihm breit zu machen begann.
„Weich nicht zurück.", flüsterte er und machte einen weiteren Schritt nach vorn, auf seinen Freund zu.
Aber er der Abstand zwischen ihnen blieb, wurde nicht kleiner.
„Bitte bleib weg von mir.", murmelte Bucky und sah an ihm vorbei, während er so weich zurückwich, dass sein Rücken gegen die Wand stieß.
Steve ließ seine Hand sinken.
Seine Finger ballten sich zitternd und unkontrolliert zu einer Faust, dann öffnete er diese wieder.
Er hatte gewartet, so verdammt lange.
Er hatte sich ausgemalt, wie es wäre, wenn sein Freund wieder da sein würde.
Und was war nun?
Bucky hatte Angst vor Berührungen. Von ihm.
Steve fühlte, wie sich die Verzweiflung mit Wut mischte und er sich Bucky trotz dessen eindringlicher Bitte näherte.
Er brauchte vor ihm keine Angst zu haben.
Niemals.
Wusste er denn, was er alles für ihn getan hatte, für ihn aufgegeben hatte?
Wegen ihm hatte er sein Team gespalten und sich mit seinen Freunden zerstritten.
Wegen ihm hatte er einen Bürgerkrieg angezettelt und seinen Schild mehr als einmal fallengelassen.
Er hatte alles für ihn aufgegeben, dass er sich seit dem Tag aufgebaut hatte, an dem man ihn wieder auftaute.
Alles nur für ihm, für Bucky.
Er konnte ihm das nicht vorwerfen, aber das einzige, was Steve wollte und wonach er sich mit ganzem Herzen sehnte, war Bucky in seine Arme zu schließen und niemals mehr loszulassen.
Er wollte ihn halten, für ihn da sein. „Steve . . ."
Es lagen nicht einmal mehr drei Schritte zwischen ihnen.
Ihm entging Buckys warnender, aber auch ängstlicher Ton nicht, aber er ignorierte ihn trotzdem und tat den nächsten Schritt.
Er wollte ihn berühren, küssen und lieben.
Bucky bewegte sich minimal zur Seite, als würde er sich der Situation entziehen wollen.
„Bitte tu mir das nicht an!"
Steve blieb einen Schritt von ihm entfernt stehen und machte Anstalten, ihn zurückzuhalten, wenn er versuchte wegzulaufen.
„Du kannst nicht gehen, Bucky! Ich kann ohne dich nicht leben, verstehst du?"
Steve spürte die Verzweiflung mehr denn je.
Bucky war sein Leben und er liebte ihn. Er musste das verstehen.
Er musste begreifen, wie sehr es ihn verletzen und brechen würde, wenn er ging und er ihn schon wieder verlor. Allein der Gedanke daran schmerzte Steve schrecklich.
Er konnte das nicht zulassen.
Er durfte das nicht zulassen! Augenblicklich machte er den letzten Schritt und drückte seinen Körper gegen Buckys, ehe er ihn küsste.
Hart und ungestüm.
Er musste einfach begreifen, wie sehr er ihn liebte.
Steve stütze seine Hände links und rechts neben seinem Kopf an der Wand ab, um sich sicherer zu fühlen, dass Bucky nicht weglaufen konnte.
Er bemerkte wohl, wie erstarrt sein Freund durch seine Aktion war.
Steve stoppte, um in sein Gesicht zu sehen.
Schweratmend sah er, wie Buckys Augen panisch durch den Raum huschten und nach irgendeinem Ausweg aus der Situation zu suchen. Steve legte beide Hände an seine Wangen und packte seinen Kopf, ehe er ihn wieder küsste, noch intensiver, noch verlangender.
Bucky brauchte keine Angst vor ihm zu haben.
Niemals.
Er musste das nur verstehen.
Steve spürte, wie sein eigenes Herz heftig gegen seine Rippen schlug, als wusste es, das bald alles vorbei sein würde.
In dem Moment stieß Bucky ihn mit all seiner Kraft von sich weg.
Steve taumelte zurück.
Sein Freund versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber er packte sein Metallhandgelenk.
Er fühlte die einzelnen, kalten Platten unter seinen verkrampften Fingern.
Mit all seiner Willenskraft drehte er Bucky wieder halb zu sich herum.
Er durfte nicht gehen!
Bucky schlug mit seiner freien Hand nach ihm aber er blockte ab.
Der Schlag danach jedoch traf ihn direkt am Kinn und sein Kopf flog zur Seite. Bucky riss sich los, trat ihm gegen den Bauch, so dass Steve mehrere Meter weit zurückflog und gegen die Wand krachte, welche um ihn herum zu bröckeln begann.
Für einen Moment hielt Bucky inne, aber als sich der Blonde bewegte, rannte er weg, riss die Tür aus den Angeln und verschwand im Treppenhaus.
Steve rappelte sich auf.
Sein Rücken schmerzte von dem harten Aufprall und sicherlich würde dort, wo Bucky ihn getreten hatte, ein gewaltiges blaues Hämatom zurückbleiben.
Er wusste, dass es bereits zu spät war, aber noch wollte er noch nicht aufgeben und rannte hinterher.
„Bucky! Warte!"
Die Stufen flogen unter seinen Füßen dahin, aber als er draußen ankam, sah er nichts mehr von ihm.
„Bucky!", rief Steve noch einmal und tat ein paar wackelige Schritte.
Plötzlich war ihm schwindelig und er ließ sich mit den Knien auf den Boden fallen, ehe er den Kopf in den Händen vergrub.
Die Verzweiflung überrannte ihn.
Er hatte Bucky verloren.
Was hatte er nur falsch gemacht?
Er hatte ihm doch nur zeigen wollen, wie sehr er ihn liebte und das er von nun an immer für ihn da sein wollte.
Er nahm die Hände von seinem Gesicht und holte aus, ehe er wütend auf den Boden einschkug.
Immer wieder, immer stärker, bis sich seine Finger taub anfühlten.
Aber der Schmerz in seinem Herzen verging nicht.
Er blieb.
Steve krallte seinen Finger so gut es ihm noch möglich war in den Boden, als brauchte er Halt.
Dann schrie er.
Seine Verzweiflung, seine Wut, seine Enttäuschung, all das entfesselte sich zu einem lauten, ohrenbetäubenden Schrei, einem unbändigen Brüllen, welches ihm die Luft aus den Lungen pumpte.
Ihm wurde schwarz vor Augen.
Steve spürte, wie er umkippte, ähnlich, wie Bucky vor ein paar Stunden in seine Arme gekippt war.
Nur das nun niemand mehr da war, der ihn hätte auffangen können.

OneshotsWhere stories live. Discover now