Winterfrost

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Metall krachte gegen Metall. Bucky versuchte mit aller Kraft, das Zepter aus Lokis Hand von sich wegzudrücken, aber es gelang ihm nicht. Er befand sich in der Falle, eingeklemmt zwischen dem Zepter und dem Körper des Gottes. Eine äußerst unangenehme Lage, in die er sich nur gebracht hatte, weil er seinen Gegner unterschätzt hatte. Wieder einmal. „Du weißt doch wie so etwas endet James." Lokis Stimme war nah an seinem Ohr, er spürte seinem Atem auf seiner Wange. Noch einmal versuchte er, sich irgendwie zu befreien, aber es gelang ihm nicht. Seine Mühen waren zwecklos. „Lass mich los du verdammter Gott!", zischte er. „Dann hör auf, vor mir wegzulaufen!" Loki erhöhte den Druck auf das Zepter und drückte Bucky noch näher an sich. Er mochte es absolut nicht, wenn die Dinge nicht nach seinem Willen verliefen, und noch weniger konnte er es leiden, wenn seine Magie keine Wirkung zeigte. Allerdings war es genau das, was ihn an James von Anfang an so fasziniert hatte – er war die einzige Person, der er bis jetzt begegnet war, die sich der Macht seines Zepters entziehen konnte. Er konnte nicht einfach die Kontrolle über seinen Willen übernehmen und das ärgerte und faszinierte ihn gleichermaßen. Wie machte der Mensch das nur? Viele mächtige Wesen hatte er bereits unterworfen, ganze Welten nur durch die Kraft seiner Waffe zerstört – wieso klappte das bei ihm nicht? Wieso musste ausgerechnet ein gut aussehender Sterblicher mit einem Metallarm immun gegen seine Magie sein? Das James gut aussah stellte Loki gar nicht in Frage. Er war allein schon von seiner Art sich zu bewegen hypnotisiert und liebte es, sich von seinen stahlblauen Augen gefangen nehmen zu lassen. Dieser Mann war einfach zu perfekt und es war mehr als ärgerlich, dass er ausgerechnet ihn nicht unter seine Kontrolle bekam. Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte James noch unter dem Einfluss von Hydra gestanden und Loki hatte ihn als Winter Soldier gegen Captain America kämpfen sehen. Da er – seiner Meinung nach – dem Captain sogar überlegen war, war das Interesse des Gottes geweckt und er hatte alles versucht, um James in die Finger zu bekommen. Es war fast eine Art Spiel daraus geworden. Nachdem James Hydra entkommen war – mit etwas Hilfe von Loki – war er untergetaucht und es hatte lange gedauert, bis Loki ihn wiedergefunden hatte. Dann hatte er feststellen müssen, dass die Magie des Zepters nicht wirkte und James war abgehauen. Das war bis jetzt zwei Mal passiert und eigentlich sollte es kein drittes Mal geben. Loki war sich nicht sicher, warum genau ihm die Vorstellung nicht behagte, dass sich James draußen in der Welt herumtrieb und sich nicht an seiner Seite befand, was er definitiv getan hätte, wenn er ihn kontrollieren würde. Aber was er wusste, war, dass er es als äußerst angenehm empfand, ihm so nah zu sein. „Du kannst so oft wegrennen wie du willst, Darling, ich werde dich immer finden!", murmelte Loki in James Ohr. „Was willst du denn von mir?", zischte James und zappelte noch einmal. Das konnte er sich doch selbst nicht erklären! Loki dachte fieberhaft nach und suchte nach einer halbwegs vernünftig klingenden Antwort, aber ihm fiel absolut nichts ein. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutze James, um ihn seinen Ellenbogen in die Rippen zu rammen, seinen Kopf zurückzuschlagen und ihn damit hart im Gesicht zu treffen. Dann riss er sich los und brachte mehrere Meter Abstand zwischen sich und Loki, der überrascht nach Luft schnappte und das Blut von seiner Nase wischte. Nach dem ersten Schock warf er einen amüsierten Blick zu James hinüber, der anders als die anderen Male davor, nicht sofort wieder geflüchtet war. „Was hält dich diesmal davon ab, zu verschwinden?", fragte er beinahe höhnisch. „Ich habe keine Lust mehr auf das Ganze. Sag einfach, was du willst, dann klären wir das und ich hab meine Ruhe." Loki richtete sich so gerade auf, wie es mit seinen schmerzenden Rippen ging und stützte sich zusätzlich auf das Zepter. Nachdenklich sah er seinen Gegenüber an. Und plötzlich wusste er ganz genau, was er von ihm wollte. Warum er ihn nicht gehen lassen konnte, warum er ständig an ihn denken musste. Ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht. „Gut. Komm her." James sah in misstrauisch an, ehe er sich ihm mit äußerst bedächtigen und vorsichtigen Bewegungen näherte. Er war bereit, jederzeit Reißaus zu nehmen. Loki sah zufrieden auf ihn herunter, als sie sich gegenüber standen. „Eigentlich ist die Antwort ganz einfach James." Er hob seine Hand und strich ihm gedankenverloren über die Wange. James packte sein Handgelenk hart genug, um Schmerz zu verursachen. „Lass das!" „Du wolltest doch wissen, was ich will, oder nicht?" Loki lachte leise. Wenn James wirklich glaubte, dass er ihn jemals gehen lassen würde, dann war er tatsächlich sehr naiv. Er war nicht so dämlich und würde so etwas Schönes und Perfektes wie diesen Menschen nicht besitzen wollen. „Was ist es!? Komm zum Punkt." Sein Gegenüber wurde langsam unruhig. Außerdem war es nicht schwer, ihm anzusehen, dass er sich zudem auch äußerst unwohl fühlte. Loki beugte sich ein Stück vor. Seine Stimme war leise, geradezu gefährlich ruhig. „Dich Darling. Dich." Er grinste. James wurde blass. Er starrte ihn an, als wäre er nicht mehr ganz richtig im Kopf, als wäre er verrückt. „Das", wisperte James, „ist krank." Damit wich er zurück, immer weiter und weiter, bis er sich schließlich umdrehte und davonrannte. „Du kannst nicht vor mir weglaufen James! Begreife das endlich!", rief Loki ihm hinterher. Ein amüsierter Ausdruck zierte sein Gesicht. „Früher oder später werden sich unsere Wege wieder kreuzen. Und dann kriege ich, was ich will." 


OneshotsWhere stories live. Discover now