Wanda x T'Challa

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Wanda wandelte nun seit Wochen jeden Tag stumm durch ihre Räume. Sie war teilnahmslos und ihre Miene hatte immer den gleichen emotionslosen Ausdruck. Ihre Augen wirkten abgestumpft, ihr Blick war leer. Wenn sie sich bewegte, sah sie aus wie eine Schlafwandlerin, vollkommen betäubt. Sie war wie eine leblose Puppe. Eine leere Hülle, die den Sinn des Lebens verloren zu haben schien, den Grund um glücklich zu sein. Ihr Schweigen war selbstverständlich aufgefallen, aber noch hatte keiner herausfinden können, warum sie sich so benahm. Wanda seufzte und konzentrierte sich wieder auf das, was sie durch das Fenster sah. Wakanda war auch bei Nacht wunderschön. Sieben Jahre lebte sie nun hier, aber trotzdem hatte das Land nie seine Schönheit, seinen besonderen Glanz verloren. Auch wenn sie nicht oft draußen war, in den letzten Jahren immer weniger, wusste sie, dass die Gegenden zauberhaft aussahen. Am Anfang, kurz nachdem sie hergekommen war, hatte T'Challa ihr viel von Wakanda gezeigt. Damals waren sie auch am Anfang ihrer Beziehung gewesen, welche nun ebenfalls schon sieben Jahre lang hielt. Siebe glückliche Jahre, das konnte Wanda nicht abstreiten. Auch wenn sie oft einsam war. T'Challa hatte so viel zu tun. Es lastete eine Menge Druck auf ihm, eine Menge Verantwortung. Und so viele erwarteten von ihm, dass er genauso regieren würde, wie sein Vater. Er wollte allen gerecht werden, aber das war ein schwieriges Unterfangen. Sie versuchte ihn, so gut es ihr möglich war, zu unterstützen und zu helfen wo sie konnte. Trotzdem hatten sie nie viel Zeit zusammen. Auch das war im Laufe der Jahre immer öfter geworden. Wanda kam zwar gut mit seiner Familie aus, zu der sie ja eigentlich nun auch gehörte, aber trotzdem fühlte sie sich nicht als Teil der Gemeinschaft. Das lag nicht wirklich daran, dass sie die Einzige mit heller Haut war. Auch noch nach all den Jahren war sie sehr blass, weil sie sich nicht oft draußen zeigte. Sie bevorzugte es, im Verborgenen, drinnen, im Schatten zu sein. Sie wollte nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weil sie es hasste, im Mittelpunkt, im Fokus, zu stehen. Nein, an ihrer Hautfarbe lag es wirklich nicht. Wanda konnte sich das Gefühl, welches sie manchmal überkam, wenn sie mit jemandem von T'Challas Familie sprach, nicht erklären. Alle benahmen sich ihr gegenüber freundlich, und sie erwiederte diese Gesten selbstverständlich, aber es kam ihr so vor, als wäre sie hier nicht unbedingt erwünscht. Und trotzdem hatte sie das sieben Jahre ausgehalten. Inzwischen war die unterschwellige Ablehnung einer gewissen Akzeptanz gewichen, allerdings zog sie sich nun auch noch mehr zurück. Und das hatte natürlich einen Grund. Einen Grund, welcher Wanda sehr belastete, sie innerlich auffraß. Sie hatte mit niemandem darüber gesprochen, auch nicht mit T'Challa. Eigentlich erst recht nicht mit ihm. Er hatte genug um die Ohren, da bräuchte er nicht auch noch zusätzliche Belastung durch sie. Ein Schauer rann über Wandas Arme und sie zog die dünne Stickjacke, die sie trug, fester, schlang ihre Arme um sich selbst. Da Wakanda in Afrika lag, herrschte zwar meistens überall brütende Hitze, aber die Räume, in denen sie lebte, waren im Gegensatz dazu immer eisigkalt. Das war zwar oft praktisch, aber nicht in Momenten wie diesen. In Momenten, in denen ihr wieder einmal klar wurde, wie sehr ihr Pietro fehlte. Oder einfach irgendwer, der ihr zuhörte. Dem sie ihre Probleme erklären konnte, über ihre Sorgen reden konnte. Jemand, der sie in den Arm nahm und sie tröstete, ihr halft über den Schmerz hinwegzukommen. Sie hatte zwar noch Kontakte nach New York, aber deshalb wäre ihr nie in den Sinn gekommen, einen der Avengers anzurufen oder anderweitig zu treffen. Sie hatten sich schon eine Weile nicht mehr gesehen, auch, da sie selbst eigentlich nicht mehr zu den Avengers gehörte. Aber sie wusste, dass wenn es eine gravierende Bedrohung geben würde, man sie benachrichtigen würde. Wanda konnte das leichte Zittern nicht stoppen, das ihren Körper erfasste. Sie wusste nicht, ob sie wirklich fror, oder diese Bewegung von ihrem Unterbewusstsein aus gesteuert wurde, weil sie sich nach Wärme sehnte. Nicht wirklich körperliche. Seelische. Sie wollte nicht allein sein, nicht mehr dieses Gefühl haben, einsam und verlassen zu sein. Aber es war keiner da. Zumindest dachte sie das. Wanda blinzelte, als sich Tränen in ihren Augen zu bilden begannen und ihre Sicht verschwimmen ließen. Mehr als die Hälfte ihres Lebens lag noch vor ihr und trotzdem hatte sie das Gefühl, nie mehr vollkommen glücklich werden zu können. Grund dafür war neben ihrer Einsamkeit der Grund, warum sie sich mehr als sonst abschottete. Sie zog sich zurück, weil sie es nicht länger ertragen konnte, irgendwem in die Augen zu sehen. Dabei war es eigentlich nicht ihre Schuld. Sie konnte nichts dafür, dass Hydra ihr irgendwelche Mittel gespritzt hatte, die ihren Körper veränderten. Und das bezog sich nicht nur auf ihre Fähigkeiten. Auf einmal hörte Wanda leise Fußschritte hinter sich. Sie wusste, wer es war und blieb einfach nur still vor dem Fenster stehen, immer noch gegen ihre Tränen kämpfend. Zwei Arme schlangen sich um sie und sie wurde sanft gegen einen warmen Körper gedrückt. T'Challa. "Was bedrückt dich, mein Herz? Willst du mir nicht langsam davon erzählen?", fragte er leise, bittend, fast schon flehend. Sein Atem streifte ihre Wange. Wanda versuchte krampfhaft, ihre Tränen zurückzuhalten und schloss schließlich ihre Augen, während ein gequälter Ausdruck auf ihr Gesicht trat. Sie lehnte ihren Kopf zurück, bis er an TChallas Schulter lehnte. Sie ließ sich in seine Arme sinken, gab sich seiner Umarmung hin. "Ich kann nicht.", wisperte sie und die erste Träne rollte unter ihren geschlossenen Augenliedern hervor über ihre Wange. Sie hinterließ eine kalte Spur auf ihrer Wange. Sie bemerkte, dass seine Hände auf ihrem Bauch lagen. Diese Erkenntnis durchzuckte sie schmerzhaft, versetzte ihrem Herzen einen Stich. Wanda schluchzte leise auf und drehte sich in TChallas Armen, sodass sie nun ihre Stirn gegens seine Brust drücken und ihre Arme um ihn legen konnte. "Ich kann nicht.", wiederholte sie. "Wanda, sieh mich an." Sie wollte nicht. Sie konnte nicht. Aber er zwang sie dazu. Finger legten sich unter ihr Kinn, hoben ihren Kopf an und er fasste ihren verunsicherten Blick mit seinem eigenen. "Bitte sag mir was los ist. Ich kann nicht mehr zusehen, wie du dich quälst." Es lag so viel Sorge in T'Challas Blick, dass es Wanda beinahe erneut schmerzte. Sie schluckte schwer, ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Es war schwer seinen Blick standzuhalten. "Ich – ich kann . . .", die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Ihre Zunge war schwer, als wäre sie aus Blei. "Ich kann nicht schwanger werden, T'Challa." Es war raus. Sie fühlte sich aber nicht besser. Wanda schaffte es endlich, ihn nicht mehr anzusehen, ihren Blick abzuwenden. Sie wollte sie Enttäuschung, das Entsetzen nicht in seinem Blick sehen. Sie würde das nicht ertragen können. Nicht, dass sie wirklich darüber nachgedacht hatten, eine Familie zu gründen. Dennoch war diese Nachricht grausam. Weil ihr Gegenüber sprachlos zu sein schien, begann Wanda, irgendetwas zu stammeln um die Stille zu unterbrechen. "Es hat irgendetwas mit meinen Kräften zu tun, mit dem Mittel, was Hydra mir gegeben hat . . . ich wusste das nicht. Die Diagnose habe ich auch erst seit wenigen Wochen und ich wollte dir nichts sagen, weil du auch so schon genug zu tun hattest und . . ." Immer mehr Tränen rannen ihr beim Sprechen über die Wangen. T'Challa sagte immer noch nichts, dazu saß ihm der Schock noch zu tief in den Knochen. Er war noch nicht in der Lage, mit Worten zu reagieren. Aber mit Taten. Er zog Wanda noch fester an sich, hielt sie fest, als wäre sie ein zerbrechliches Stück Glas, während sich auch in seinen Augen Tränen bildeten. In dem Moment merkte Wanda, wie sich das Gefühl der Einsamkeit verflüchtigte. Sie verstummte ebenfalls gänzlich und drückte ihren Partner ganz fest. Vielleicht konnte sie ja doch wieder glücklich werden – wenn dieser Moment nur für immer und ewig andauern könnte.

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