Winterhawk Au (Teil 3/4)

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~ 2200 (und ein paar Zerquetschte) Wörter (laut Wattpads Wörterzähler)! Wieso wird Winterhawk bei mir nur so extrem lang?! 

Regen. Schon wieder Regen. Und er hatte wieder keinen Schirm dabei! Clint stapfte die nasse Straße entlang, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. Auch wenn es heute nur nieselte war seine Laune nicht gerade auf dem Höhepunkt. Als er den grünen Wohnblock erreichte, in dem Steves Freund lebte, fühlte er sich bereits, als wäre er mit seinen Klamotten schwimmen gewesen – was eine äußerst unangenehme Vorstellung für ihn war. Dieses Mal musste er überhaupt nicht klingeln, da eine ältere Frau die Treppe herunter kam und so freundlich war, ihm die Tür aufzumachen. Dann holte sie die Post aus ihrem Briefkasten und verschwand wieder nach oben. Wieder war es ziemlich stickig im Treppenhaus, aber Clint war dankbar dafür. So war ihm wenigstens nicht so kalt. Heute ließ er sich Zeit auf dem Weg nach oben, so dass er später und langsamer, als bei den Malen davor, vor Buckys Tür stand. Er hob die Hand und klopfte. Kurz darauf stand Steves bester Freund vor ihm. „Hey." „Hi.", grüßte Clint zurück. „Was für ein blödes Wetter draußen." Bucky warf einen Blick zu dem Flurfenster. Kleine Tropfen prasselten leise und sacht gegen die Glasscheibe. „Du magst keinen Regen?", fragte er und ließ eine Augenbraue etwas in die Höhe wandern. Clint schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Diese Nässe ist nichts für mich." Sein Gegenüber nickte. „Warum bist du dann so nass?" Der Blonde warf einen Blick an sich herunter. Zu seinen Füßen hatten sich winzige Pfützen auf dem Boden gesammelt und überall auf seiner Kleidung waren dunkle Wasserflecken zu sehen. Seine Haare tropften ebenfalls leicht. Aber es war nicht ganz so schlimm, wie an dem Tag, an dem er zum ersten Mal bei Bucky gewesen war. „Ich habe meinen Schirm nicht gefunden. Bei mir Zuhause herrscht immer ein bisschen . . . Chaos." Und das war wahr. Clint war ein ziemlicher Chaot und er verlegte ständig seine Sachen, um sie Tage, manchmal auch Wochen später an Orten aufzufinden, von denen er niemals gedacht hätte, dass er etwas dorthin tuen würde. Außer wenn es um sein großes Hobby ging: das Bogenschießen. Bereits als er klein war hatte er damit begonnen und war jetzt ein ziemlicher Profi. Alles, was er zum Trainieren brauchte und was zu seiner Ausrüstung gehörte, hatte er in einem kleinen, Besenkammer großem Raum untergebracht – sortiert und aufgeräumt. Alles kam immer wieder an den Platz, wo es hingehörte. Eigentlich bräuchte er so eine Ordnung auch für den Rest der Wohnung, aber das war ihm dann doch zu aufgeräumt. „Also Barnes, gleiche Frage wie immer: du hast alles?" Bucky nickte. „Ja." Danach schweifte sein Blick für einen Moment zurück zum Fenster. „Ich mag den Regen.", murmelte er. Seine Stimme klang, als wäre er selbst auf einmal vollkommen abwesend, mit den Gedanken irgendwo woanders, als hier in diesem Flur, in diesem Haus. Plötzlich fragte sich Clint, wie lange es wohl schon her war, dass Bucky einen Fuß vor die Tür gesetzt hatte – nach draußen. Die Blässe in seinem Gesicht zeigte deutlich, dass er nicht oft Sonne abbekam. „Kann ich dich mal etwas fragen?" Bucky wandte sich wieder ihm zu und wartete darauf, dass er weiterredete. „Wann warst du das letzte Mal draußen, außerhalb deiner Wohnung?" Clint war sich nicht sicher, ob es richtig gewesen war, diese Frage zu stellen. Aber er wollte Antworten haben. Antworten, damit er endlich wusste, was Bucky dazu brachte, sich hier einzuschließen, sich abzuschotten. Wenn er Bescheid wüsste, dann könnte er ihm doch helfen, hier herauszukommen. Sein Gegenüber schwieg für einen Moment. Sein Blick wanderte an Clint vorbei und es schien so, als würde er nicht wirklich auf dessen Frage antworten wollen. Schließlich sah er ihn wieder an und machte zögerlich den Mund auf. „Eine ziemlich lange Zeit . . . glaube ich." Seine Stimme war leise und die Worte schienen nur widerwillig über seine Lippen zu kommen. Clint konnte erneut sehen, wie Bucky mit sich rang, weiterzusprechen. „Zwei, drei Jahre vielleicht . . . ich weiß es nicht." „Oh." Clint klappe die Kinnlade herunter. Das war wirklich sehr lange. Wie um alles in der Welt hatte er das nur ausgehalten? Was hatte er den ganzen lieben langen Tag gemacht? Vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt, um das zu fragen. Allein dass er das erfahren hatte, war beinahe ein Wunder. Clint war dankbar dafür, dass Bucky ihm tatsächlich schnell Vertrauen zu schenken schien. Auf einmal kam ihm eine Idee. Sie war vielleicht etwas absurd und unüberlegt, aber es war einen Versuch wert. Sein Blick huschte für einen Moment zum Fenster hinüber. Es regnete immer noch und wenn ihn nicht alles täuschte, war es sogar stärker geworden. Waren die Wolken dunkler, als auf seinem Hinweg, oder sah das nur so aus, weil er sich drinnen im Haus befand? „Willst du mal wieder in den Regen?" Clint sah Bucky an und wartete, wie er auf seine Frage reagieren würde. Er konnte offenes Überraschen in seinem Gesicht erkennen. Damit hatte er nicht gerechnet. Während er auf eine Antwort wartete, kam Clint in den Sinn, ob der Grund, warum er sich isolierte, wohl der gleiche war, wegen dem Bucky den Handschuh trug. Möglich war es ja. Für einen Moment überkamen ihn der übertriebene Gedanke, dass er ein gesuchter Massenmörder oder ein sonstiger Verbrecher war und deshalb das Leben in Einsamkeit vorzog. Aber das verwarf er wieder. Manchmal ging seine Fantasie mit ihm durch. Bucky hatte immer noch nicht geantwortet. Er schien sprachlos. Zögernd streckte ihm Clint seine Hand entgegen. „Hör zu. Ich weiß, dass du deine Gründe hast, hier drinnen zu bleiben", begann er vorsichtig, „aber das kann doch nicht die Möglichkeit sein. Drei Jahre sind eine lange Zeit, wenn du es so sehen willst verschwendete Lebenszeit. Drei Jahre fehlen dir, die du anders hättest verbringen können, anstatt dich in deiner Wohnung einzuschließen. Du kannst genauso weiter machen, wie bisher. Isoliert und abgeschottet leben und am Ende einsam sterben." Clint sah, wie Bucky schluckte. Noch immer hielt er ihm die Hand hin. Vielleicht hatte er kein Recht dazu, solche Reden zu schwingen, aber er wollte nicht länger zusehen, wie Bucky hier drinnen verrottete. Er wollte ihn zu nichts zwingen, das konnte er auch gar nicht, aber er konnte ihn zum Nachdenken anregen, ihm seine Situation bewusst machen. Er konnte ihm zeigen, in welcher Lage er sich momentan befand und ihn wachrütteln. Er konnte helfen. „Oder du kannst dein Leben ändern.", fuhr er fort. „Jetzt. Du bist dabei nicht allein Bucky, das weißt du. Du hast mich und du hast Steve. Du hast die Chance, dich zu überwinden und rauszugehen. Ich helfe dir dabei. Nur ein winziger Schritt aus deiner Tür heraus und die Welt sieht schon wieder vollkommen anders aus. Willst du nicht sehen, wie es außerhalb deiner vier Wände ist?" Sein Gegenüber schwieg noch immer. Clint sah, dass er im Inneren sehr heftig mit sich rang. Greif einfach meine Hand, dachte er. Ich helfe dir. Ich bin für dich da. Er war sich im Klaren darüber, wie seltsam lachhaft seine Situation erscheinen mochte, wie sinnlos. Sie hatten sich jetzt drei Mal gesehen und ihre Gesamtmenge an Gesprächsstoff würde nicht einmal eine Stunde füllen. Und trotzdem war sich Clint seiner Sache so sicher. Er brauchte Bucky gar nicht jahrelang zu kennen, um zu wissen, das er für ihn da sein wollte. „Es ist keine Sonne draußen.", murmelte sein Gegenüber plötzlich. „Und keine Autos." Clint runzelte leicht die Stirn. „Nein." Sonne und Autos? Wie passte das zusammen? Ihm fiel kein halbwegs vernünftiger Grund ein, weswegen man sich durch diese beiden Sachen jahrelang in einer Wohnung einsperren wollte. Bucky nickte langsam. Seine Kiefer waren angespannt, während seine Zähne leise malmten. Er haderte immer noch mit sich, das war unübersehbar. Clint trat einen Schritt näher an ihn heran. „Du musst nur meine Hand nehmen.", wisperte er. Er wusste, dass das einfacher gesagt als getan war, er konnte das an Buckys Gesichtsausdruck sehen. Aber es war möglich, sich dazu zu überwinden. „Ich weiß nicht, ob ich das kann . . ." Clint sah ihn ernst an. „Du kannst es, glaube mir. Du musst nur ein etwas Vertrauen in dich selbst haben." Bucky schluckte schwer. Seine Finger zitterten, als er die nicht behandschuhte Hand hob und sie vorsichtig in Clints legte. Dieser hatte in dem Moment, in dem sie sich berührten das Gefühl, als würden ihm tausende Steine vom Herzen fallen und eine Welle der Erleichterung überkam ihn. Er hielt Buckys Hand fest und drückte sie sanft, während ein zuversichtliches kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien. Clint trat einen Schritt zurück und zog Bucky vorsichtig mit sich. Er sah dem braunhaarigen an, wie unruhig er war und wie unwohl er sich fühlte, als sie den Flur durchquerten und die Treppen hinuntergingen. Auf dem Weg zur Haustür begegnete ihnen keine Menschenseele. Unten angekommen stieß Clint die Tür vorsichtig auf. Er konnte immer noch nicht ganz glauben, dass er sich gerade freiwillig hinaus in den Regen begab – aber er tat es für Bucky, und das war es ihm wert. Die ersten Tropfen fielen auf ihn nieder und noch immer hielt er die Hand des anderen, der leicht verunsichert im Türrahmen stand. „Bitte komm." Clint übte ein wenig Druck auf seine Hand aus. Schließlich trat Bucky zögerlich neben ihn ins Freie. Der Regen war tatsächlich stärker geworden und die Tropfen waren beinahe so groß wie fünf – Cent Münzen. Das Wasser durchdrang Clints sowieso schon nasse Kleidung und bereits nach wenigen Minuten fühlte er sich wieder wie ein Schwamm, vollgesogen bis zum geht - nicht - mehr. Er warf einen Blick hinüber zu Steves Freund, der neben ihm stand. Man konnte ihm ansehen, dass ihm der Regen nicht im Geringsten etwas ausmachte. Die ganze Unsicherheit war von ihm abgefallen und sein Blick war mit einem erfreuten Ausdruck in den Himmel gerichtet, der von dunkelgrauen Wolken überzogen war. Clint spürte, wie sein Herz vor Freude schneller schlug. Er hatte es geschafft. Er hatte Bucky aus seiner Wohnung geholt, aus seiner Höhle, seinem Nest, seinem Gefängnis auf irgendeine Art. Es machte ihn stolz – und sehr, sehr glücklich. Bucky wandte den Kopf zu Seite und sah Clint an. Seine langen Haare hingen ihm in dunklen Strähnen ins Gesicht und sein Ausdruck zeigte unendliche Dankbarkeit. Seine Augen schienen zu leuchten, und zum ersten Mal wurde Clint bewusst, dass er dieses helle blau äußerst anziehend fand. Eine sehr schöne Farbe. „Danke Clint." Obwohl Bucky recht leise gesprochen hatte, verstand er die Worte. „Du brauchst mir nicht zu danken. Ich habe das wirklich gern getan." Clint reckte den Kopf in die Höhe und hielt seine Nase in den Himmel, den Regentropfen entgegen. „Ich glaube, ich beginne den Regen tatsächlich zu mögen." Bucky schmunzelte. Dann aber schien ihm etwas Wichtiges einzufallen. „Wir haben ein Problem.", erklärte er mit sorgenvoller Stimme. „Was denn?" Clint runzelte fragend die Stirn. „Ich habe keinen Schlüssel mitgenommen."

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„Kannst du mir bitte mal erklären, was zum Teufel heute passiert ist?" Steve knallte Clints Tür hinter sich zu, baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war ziemlich aufgebracht, als ihn die Nachricht erreichte, dass sein Schlüssel für Buckys Wohnung benötigt wurde. Er war mehr als überrascht gewesen, als er seine Freunde draußen im strömenden Regen hatte stehen sehen. Allerdings war er auch etwas sauer, weil er dafür den Besuch bei seiner neuen Freundin hatte verkürzen müssen. Jetzt wollte er einfach nur noch Antworten – von Clint. „Pass auf deinen Ausdruck auf Steve.", schmunzelte dieser. „Sehr witzig. Ich will eine Erklärung von dir Barton! Warum war Bucky draußen? Wie hast du das geschafft?" Clint berichtete ihm in Kurzfassung, was er Bucky über dessen Leben und so weiter erzählt hatte und dass keiner von beiden daran gedacht hatte, einen Schlüssel mitzunehmen. Danach war Steve erst einmal ruhig. Er musste verarbeiten, dass Clint, welcher Bucky gerade einmal drei Mal getroffen hatte, es schaffte ihn dazu zu bringen, nach draußen zu gehen und er selber, der seit Kindertagen mit Bucky befreundet war, schaffte das nicht in drei verdammten Jahren? Das war . . . überwältigend und frustrierend für ihn. Steve konnte nicht verhindern, dass etwas Eiversucht in ihm zu brodeln begann. Clint lenkte auf ein anderes Thema, was er unbedingt noch mit ihm bereden wollte. Diesbezüglich hatte er schließlich noch unbeantwortete Fragen. „Kann ich dich mal was fragen?" Er wartete gar keine Antwort ab, sondern redete gleich weiter. „Wir haben nach meinem zweiten Besuch bei Bucky telefoniert, erinnerst du dich? Zwei Tage danach." „Hm." „Du hast plötzlich so schnell aufgelegt, nachdem irgendwer etwas im Hintergrund gesprochen hatte. Was war da los?" Steve runzelte die Stirn und dachte einen Moment lang nach. Dann schien er sich daran zu erinnern. „Es hatte an der Tür geklingelt und Sam hat mir gesagt, dass Peggy mich ganz dringen sprechen wollte. Ich hatte Angst, das etwas schlimmes vorgefallen währe und deshalb war ich so kurz angebunden." „Achso. Ist Peggy deine neue Freundin?" Steve nickte bestätigend. "Und ich dachte schon sonst etwas. Und warum warst du dann auf einmal so ruhig, nachdem wir darüber gesprochen hatten, dass Bucky mir scheinbar relativ schnell vertraut?", fragte Clint weiter. „War das so? Daran erinnere ich mich nicht mehr.", sagte Steve und kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Nun ja, ich denke das kam mir einfach etwas suspekt vor. Wir hatten uns kurz vor deinem ersten Besuch ein bisschen gestritten und das hat sich eigentlich bis kurz nach deinem zweiten hingezogen. Ich hätte einfach nie gedacht, dass ihr zwei euch so gut versteht." Clint drehte ihm den Rücken zu und begann, sich einen Kaffee zu machen. Er brauchte nach der halben Stunde im Regen erst einmal etwas um wieder warm zu werden. Steve hatte Recht, die Beziehung zwischen ihm und Bucky war ungewöhnlich. Aber es störte ihn nicht. Es war so, wie es war. Während er überprüfte, ob noch genügend Wasser in der Kaffeemaschine war, antwortete er seinem Freund. „Ich hätte das auch nie gedacht." 

~ Nun ja, ich hoffe der dritte Teil gefällt dir. Ich kann dazu nur noch sagen, dass ich glaube, dass ich noch einen vierten machen werde. ^^'                                                                                                                Übrigens ist auch eine neue Winterhawk Au geplant, die gewisse Ähnlichkeiten zu dieser hier haben wird, jedoch aber einzeln veröffentlicht werden soll. 

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