Stucky

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„Bucky! Greif meine Hand!"
Steves Stimme wurde vom Fahrtwind des Zuges davongerissen.
Er klammerte sich so fest wie möglich an der Außenwand fest und streckte sich so weit, wie es ihm möglich war. Aber es reichte nicht.
Seine Hand war nur noch ein paar Zentimeter von Buckys entfernt.
Ein paar wenige Zentimeter, die nicht ausreichten, um seinen Freund zu packen und in Sicherheit zu ziehen.
Und dann brach die Stange, an der Bucky sich festgehalten hatte.
Steve sah ihn fallen.
Viel zu schnell verlor er sich in dem erbarmungslosen weiß der felsigen Schlucht unter ihnen.
„Bucky! Nein!"

Steve riss die Augen auf.
Er war stark verschwitzt und sein Atem ging hektisch.
Er hatte versagt.
Hätte er Buckys Hand erreicht, hätte er ihn nicht verloren.
Hätte er länger und intensiver nach ihm gesucht, dann hätte er verhindern können, dass er Hydra in die Hände gefallen wäre.
Hätte, hätte . . .
Er machte sich die Vorwürfe jeden Tag. Es war seine Schuld, alles, was sein Freund hatte durchmachen müssen.
Er hätte hinterher springen sollen, so wie Bucky es für ihn getan hätte.
Er war ein Feigling, ein Versager.
Steve setzte sich auf und rieb sich mit der Hand über sein Gesicht.
An manchen Tagen wünschte er sich, er wäre im Eis gestorben.
Dann müsste er nicht mehr mit der Schuld leben, die ihn jeden verdammten Tag belastete und fertig machte. Plötzlich fühlte er eine ganz leichte Berührung an seiner Hand.
„Stevie? Ist alles okay?"
„Ja.", log er und drehte sich etwas zur Seite.
Bucky sah ihn verschlafen an.
Seine Haare waren ein verwuscheltes Chaos, das sein müdes Gesicht einrahmte.
Selbst in diesem Zustand sah er wunderschön aus.
Steve fühlte, wie die sich die Schuldgefühle erneut in ihm ausbreiteten.
Bucky hatte nichts von dem verdient, was ihm zugestoßen war.
Und er hatte Bucky ebenso wenig verdient.
„Du lügst Steve.", stellte Bucky fest und gab ihm ein trauriges, aber verstehendes Lächeln.
„Ich sehe es dir an."
Steve senkte beschäm den Blick und sah auf seine Hände.
Selbst nach all den Jahren konnte sein Freund ihn immer noch wie ein offenes Buch lesen.
Er wusste, was er dachte, fühlte. „Entschuldige.
Ich will dich einfach nicht mit meinen Problemen belasten.", murmelte Steve. Er hörte, wie Bucky sich bewegte, dann spürte er, wie der andere ihn in eine Umarmung zog.
„Das ist dumm, Stevie. Ich bin für dich da, das weißt du doch.", murmelte er nah an seinem Ohr.
„Mit dir bis zum Ende, du erinnerst dich?"
Steve schlang seine eigenen Arme fest um Bucky und drückte seinen Kopf gegen seine Brust.
„Mit dir bis zum Ende.", antwortete er flüsternd.
Steve spürte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten.
Oh Gott, er hatte Bucky wirklich nicht verdient, weder ihn noch sein Verständnis.
Dann weinte er.
„Ich bin da. Alles wird wieder gut." Bucky strich ihm beruhigend über den Rücken, während Steve in seinen Armen zuckte und schluchzte.
Lange, lange Zeit dauerte es, bis er sich wieder beruhigte.
Draußen, vor dem Fenster, färbte sich der Himmel bereits leuchtend rot. „Geht's wieder?"
Steve wischte sich über die Augen und nickte.
„Ich liebe dich, Buck. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr.
Aber jeden Tag, jede freie Minute, muss ich daran denken, was wäre, wenn ich damals – "
Ehe er zu Ende sprechen konnte, hatte er eine Hand auf dem Mund.
„Sei still.", sagte Bucky scharf.
„Es ist nun mal alles so passiert, wie es passiert ist.
Du kannst es nicht mehr ändern. Wir müssen beide damit leben." Steve nahm Buckys Hand von seinem Mund und hauchte einen Kuss darauf.
Dann hielt er sie fest in seiner eigenen. „Danke."
Bucky nickte nur.
„Ich bin immer noch hundemüde. Kannst du jetzt wieder schlafen?"
Steve schmunzelte.
„Ich denke ja.", antwortete er.
„Gut."
Bucky lehnte sich zurück und drehte sich auf die Seite, ehe er weitersprach, „Ich liebe dich auch."
Steves Herz klopfte wie immer etwas schneller, wenn er diesen Satz von ihm hörte.
Er legte sich ebenfalls wieder hin und legte einen Arm um Bucky, ehe er ihm einen Kuss auf den Nacken gab und die Augen schloss.
Kurz darauf schlief er tief und fest, während draußen der Morgen erwachte.

OneshotsWhere stories live. Discover now