Kapitel 4

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Noch immer sitze ich in meinem Zimmer.
Inzwischen ist es schon halb zwei nachts.

Ich sehe schon seit Stunden aus dem Fenster raus.
Mein Blick geht auf das gegenüberliegende Haus.

Von hier aus kann ich in ein Zimmer sehen.

Gerade geht dort Licht an.

Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, mit blonden Haaren geht durch den Raum.

Er fährt sich durch die Haare und hält sich sein Handy ans Ohr.

Als wüsste er, dass ich ihn beobachte, trifft sein Blick auf mich.

Starr bleibt er stehen und runzelt die Stirn, während er etwas sagt.

Wir sehen uns einfach an.
Es ist wie eine Verbindung zwischen uns.

Keiner will sie durchbrechen.

Er legt sein Handy weg und geht zum Fenster.

Seine Hand geht zum Fensterrahmen, wo wohl der Riegel ist.

Plötzlich knallt es und ich schrecke zusammen.

Ich traue mich kaum, mich zu bewegen.

Kurz sehe ich rüber zu dem Jungen.
Er sieht mich mit gerunzelter Stirn fragend an.

Sein Fenster hat er geöffnet.

Ich gebe ihm ein Zeichen zu warten und schleiche vorsichtig aus meinem Zimmer heraus.

Unten im Flur sehe ich Olga, die leise schluchzt und Scherben aufsammelt.

"Olga? Was ist passiert?" Schnell gehe ich die Treppe runter.

"Oh, Sky es tut mir so sehr leid! Es war wirklich nicht meine Absicht, deinen Schlaf zu stören."

Ich gehe neben ihr in die Knie.

"Lass mich dir helfen."

Olga sieht mich an.

"Oh, nein. Geh ruhig -"
"Lass mich dir doch helfen."

Zusammen räumen wir schnell die Scherben weg.

"Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll." Sie sieht mich voller Dankbarkeit an.

"Ist doch selbstverständlich zu helfen, nicht?", ich schultere sie mit der Hand und sehe sie aufmunternd an.

"Hier nicht, Liebes."

Bei meiner Grandma habe ich auch nichts anderes erwartet.

"Gute Nacht, Olga. Und mach dir keine Sorgen, ich kläre das schon.", sage ich und gehe, nachdem sie mir ebenfalls eine gute Nacht gewünscht hat.

In meinem Zimmer angekommen fällt mir der Junge wieder ein, doch als ich zum Fenster gehe und zu ihm rüber sehe, ist das Licht aus und er nicht mehr da.

Meine Müdigkeit macht sich wieder bemerkbar und ich lege mich ins Bett, um etwas Schlaf zu bekommen.

Gefangen in London (tbs ff)Where stories live. Discover now