Kapitel 78

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Ein Knacken lässt mich aufschrecken. Schnell greife ich nach der Taschenlampe und durchleuchte den Raum.

Nichts.

Unruhig lege ich mich wieder hin. Nach fünf Minuten halte ich es nicht mehr aus. Geräuschlos schleiche ich durch den Gang in Rick's Zimmer. Thomas liegt im Bett und schläft. Er sieht so friedlich und irgendwie niedlich aus. Kurz starre ich ihn an und vergesse, wieso ich überhaupt hergekommen bin.

Wieder knackst es. Ängstlich atme ich hörbar Luft ein. „Thomas? Da ist jemand!" Ich trete näher an das Bett und überlege, ob ich ihn rütteln soll. „Thomas, bitte wach auf!" Meine Stimme ist piepsig.

Er atmet tief ein und stöhnt schlaftrunken.
„Was is?"
„Ich glaube jemand ist hier in der Wohnung oder so!" flüstere ich mit hoher Stimme. „Nein und jetzt geh schlafen", brummt er. Ängstlich sehe ich in den Gang. „Aber was, wenn das ein Mörder ist?"

Wieder stöhnt er genervt und hebt seine Decke an. „Komm her," sagt er mit kratziger Stimme. „Aber was -"
„Entweder kommst du jetzt oder du gehst wieder auf die Couch." Ich seufze und sehe noch ein letztes Mal hinter mich. Dann schließe ich die Zimmertür und lege mich zu ihm. Thomas lässt die Decke runter, sodass wir beide zugedeckt sind.

„Und was, wenn -"
„Dann beschütze ich dich, aber bitte hör auf zu schnattern und schlaf jetzt." Schmunzelnd darüber, dass er weiß, was ich sagen will, schließe ich tatsächlich meine Augen und konzentriere mich auf Thomas gleichmäßiges atmen.

***

Langsam öffne ich meine Augen. Als ich mich aufsetzten will, spüre ich einen Widerstand. Thomas Arme sind um mich geschlungen. Ein Blick über die Schulter versichert mir, dass er noch schläft. Die blonden verstrubbelten Haare lassen ihn unbeschreiblich niedlich aussehen.

Sein Atem kitzelt mich im Nacken und löst ein wohliges Kribbeln dort aus, welches sich bis in mein Rückenmark zieht. In diesem Moment genieße ich es einfach. Alles. Das Lächeln in meinem Gesicht scheint mir noch nie derart echt gewesen zu sein. Vorsichtig löse ich mich aus Thomas Griff und gehe in das Wohnzimmer. Der Ausblick ist einfach unbeschreiblich. Etwas in mir sagt, dass ich hier irgendwie hingehöre. Allerdings verwerfe ich diesen Gedanken direkt wieder.

Was wäre ich schon hier? Schließlich habe ich hier keine Freunde. Zwar Familie, aber das ist kompliziert.

„Worüber denkst du nach?"
Thomas stellt sich dicht hinter mich. Die Tatsache, dass er mich dennoch nicht berührt, lässt mich zurück lehnen. „Nicht so wichtig", sage ich und wende meinen Blick nicht von dem Stadtleben ab. „Okay", er atmet tief ein, „erzählst du mir wenigstens, was heute ansteht?" Ich nicke und sehe zu ihm auf. „Wann warst du das letzte Mal feiern?", grinse ich ihn an.

Verwirrt schüttelt er den Kopf.
„Was hast du denn jetzt schon wieder vor, Jones?"

Gefangen in London (tbs ff)Where stories live. Discover now