Kapitel 75

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Ich führe Thomas zu einem älteren Hochhaus, das aus Backsteinen gebaut ist. Rick hat mir früher immer wieder davon erzählt, weswegen ich auch weiß, dass eine Wohnung unbewohnt ist. Thomas ist zwar skeptisch, aber er verkneift sich jeden Kommentar über meine Herangehensweise.

Wir schleichen uns die Feuerleiter hoch und steigen durch ein Fenster in die Wohnung. Noch immer ist sie möbliert. Wir entfernen die vielen Laken über den Möbeln und entstauben zunächst alles.

Mein Blick geht auf einen kleinen Tisch, auf welchem ein Bilderrahmen steht. Darin befindet sich ein Bild, worauf man Rick mit seiner früheren Frau und seinem besten Freund sieht. Er sieht so glücklich aus. Sie alle. Das waren sie bestimmt auch. Na ja bis ich in Rick's Leben trat. Durch mich hat er so viel verloren.

Zwei Arme legen sich auf meine Oberarme. „Wer sind die?", haucht Thomas in mein Ohr und lässt mich erschaudern. Ich lehne mich leicht gegen ihn, während ich noch immer das Bild ansehe. „Der Mann, der in der Mitte steht, ist Rick." Thomas legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Er sieht nett aus," sagt er und lässt mich auflachen. „Ja, er ist viel zu gut für die Welt."
Ein angenehmes Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Langsam schaukeln wir immer wieder von links nach rechts.

„Wir sollten schlafen gehen, es ist schon spät und wir haben einen langen Tag hinter uns," sagt Thomas als ich gähne. Ich nicke zustimmend und drehe mich zu ihm um. „Danke," flüstere ich. Eine seiner Hände legt sich an meine Wange, nachdem er mir eine Strähne aus dem Gesicht streicht. „Wann hörst du eigentlich mal auf damit?" Leicht lächelt er mich warmherzig an. Ich lege meinen Kopf schief und mustere ihn fragend. „Du bedankst dich immer für selbstverständliche Sachen. Ich helfe dir gerne, das weißt du doch."

Meine Arme schlingen sich um seinen Hals und ich ziehe ihn näher zu mir. „Nein ist es nicht. Und wenn du mal ehrlich bist, ist es fast genauso verrückt, wie meine Aktion hier," lache ich. Zustimmend nickt er. „Wir sind eben beide verrück."

Ich löse mich grinsend von ihm und gehe in Rick's altes Schlafzimmer. Thomas dicht hinter mir.
„Falls du deine Klamotten mal wechseln möchtest," ich deute auf einen Wandschrank, „ich bin mir sicher, es macht Rick nichts aus, wenn du dir ein paar Sachen ausleihst." Er nickt und zieht plötzlich sein Shirt aus. Mit großen Augen sehe ich ihn an. Mein Blick geht auf seinen Oberkörper. Augenblicklich wird mein Herzschlag schneller und ich schlucke schwer. Als er mich ansieht, wende ich schnell, peinlich gerührt, den Blick ab. Thomas tritt näher zu mir und hebt mein Kinn an.

„Ich mag es, wenn du mich ansiehst, Spy," sagt er. Schwer schlucke ich und nicke perplex. „Ich gehe jetzt duschen." Zügig gehe ich an ihm vorbei und schließe die Tür des Bades hinter mir. An die Tür gelehnt atme ich tief durch.

Gefangen in London (tbs ff)Where stories live. Discover now