Kapitel 76 - Kali

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Die Welt um Magnus herum begann zu beben. So heftig zu beben, dass es ihn wahrscheinlich von den Füßen gerissen hätte, hätte er sich denn bewegen können.

Er schien wie festgewachsen und hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Er wollte sich bewegen, aber er konnte nicht, eine magische Kraft hielt ihn davon ab.

Bei jedem Beben, das ihn an einen immer schneller werdenden Herzschlag erinnerte, ging eine farbige Druckwelle vom Pentagramm aus, rot, blau, violett, schwarz, grün. Diese Druckwellen waren wohl ziemlich heftig, denn schon bei der ersten riss es die anderen Anwesenden von den Füßen und Magnus wäre am liebsten zu Alexander gestürmt, der so unglücklich gefallen war, dass er zunächst reglos am Boden lag.

Sein Herz zog sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen, doch es wurde von den äußeren Eindrücken schlichtweg übertönt.

Die grauen Wolken, auf denen man die Projektion des Pentagramms am Boden hatte sehen können, verfärbten sich tiefschwarz und begannen zu routieren. Der Wind nahm überraschend zu, pfiff in Magnus' Ohren und riss an seiner minderwertigen, grauen Kleidung.

Der Pulsschlag der Welt nahm zu und ein lautes Donnern gesellte sich dazu. Aus den umherwirbelnden Wolken bildete sich ein Schlauch heraus, der sich seinen Weg langsam gen Boden suchte. Ein schwarzer Tornado, wenn man so wollte.

Das Rauschen um ihn herum nahm zu, genau wie das Beben, das jetzt in so kurzen Abständen erfolgte, dass die farbigen Druckwellen miteinander verschwammen und wie der furchteinflößendste Regenbogen aussahen, den Magnus je gesehen hatte.

Der Rüssel war beinahe am Boden angekommen und lichtete sich so weit, dass er einen Schemen in seinem pulsierenden Inneren erahnen konnte. Einen Schemen mit roten Augen, der ihm einen Schauer über den Rücken jagte.

Noch immer konnte er sich nicht rühren, diese magische Kraft hielt ihn noch immer gefangen. Ansonsten wäre er wohl geflohen, um sich in irgendeinen dieser endlos tiefen Krater der Ebene zu stürzen.

Als die Spitze des Tornados auf die Mitte des Pentagramms traf, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, den man wahrscheinlich noch in Alicante hören konnte. Magnus schloss furchterfüllt die Augen und wünschte sich, dass dieses Schauspiel ein Ende nahm.

Er war doch so froh gewesen, dem Tod durch Sebastians Klinge gerade noch von der Schippe gesprungen zu sein. Er war doch so stolz auf seine Idee gewesen, sich mit dem abgebrochenen Stück des Bindungsglieds seiner Fesseln die rechte Hand so aufgritzt hatte, dass sie blutete, schmerzhaft, aber wirkungsvoll.

Doch nun verspürte er nichts mehr davon. Da war nur diese allumfassende Furcht, die von ihm Besitz ergiffen hatte und die es unmöglich machte, etwas anderes zu empfinden.

Verwirrt öffnete er die Augen, als das Rauschen aufhörte und sich die Erde unter seinen Füßen wieder beruhigte. Alles sah wieder aus wie vorher. Der Tornado war verschwunden und auch von diesen Leuchtbeben -er fand gerade keinen anderen Begriff dafür- war nicht mehr zu sehen als ein leichtes Flimmern in der Luft.

Es war wieder vollkommen ruhig und beinahe hätte er erleichtert aufgeatmet, hätte er die hochgewachsene Frau in der Mitte des Pentagramms nicht gesehen. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr glatt über den Rücken und sie trug ein goldenes Kleid, welches ihrer schlanken Statur schmeichelte. Ihre dunklen Augen funkelten beinahe freundlich, aber Magnus fühlte nichts als Unbehagen in ihrer Gegenwart.

Die Fünf Kompasse Der Kali (Malec)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu