Kapitel 22 - Ein neuer Tag

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Ein sanfter Kuss auf die Stirn holte Alec aus seinem traumlosen Schlaf und er öffnete leicht die Augen, um seinen Ruhestörer mitzuteilen, dass er gerne noch weiter schlafen würde.
Gott, auf diesem Piratenschiff entwickelte er sich langsam, aber sicher zum Langschläfer!

~Guten Morgen, Schlafmütze.~, begrüßte ihn Magnus schmunzelnd, während er sich mit einem Tablett auf der Bettkante niederließ.
~Wie spät ist es?~, fragte er murrend.

Die eigentliche Frage aber lautete: Warum bist du in dieser Herrgottsfrühe schon wach?

~Ich habe für meinen Lieblingslangschläfer Frühstück geholt~, antwortete er grinsend,~Offenbar wirst du an Deck vermisst.~
~Lily?~
~Sie will dir anscheinend wieder in den Hintern treten, aber ich konnte sie noch gerade so davon abhalten, hier hereinzuplatzen. Ich hab ihr gesagt, dass es wirklich schönere Dinge gibt, als dich nackt und mies gelaunt zu sehen.~

~Aber ich bin nicht nackt.~
~Das weiß sie ja nicht und selbst wenn sollte dieser Anblick nicht für sie bestimmt sein.~
~Und für wen dann?~
~Für mich vielleicht?~, fragte er ihn kichernd und mit schief gelegten Kopf.

Alecs kopf dagegen war feuerrot, als er sich aufrichtete und sich über das Essen auf dem Tablett hermachte. Es war defintiv noch zu früh für Verlegenheit.

~Danke.~
~Für dein süßes Schnarchen würde ich beinahe alles tun.~, meinte er nachdenklich, wofür er einen leichten Schlag auf den Oberarm kassierte.
~Ich schnarche nicht!~
~Und ob du das tust!~, widersprach er lachend, bevor er eine ernste Miene aufsetzte und ein leises Grummeln erzeugte, das wohl Alecs Schnarchen darstellen sollte.
Dann brach er in erneutes Gelächter aus, während er von Alec wütend angestarrt wurde.

Irgendwann schien er sich dann wieder beruhigt zu haben, doch als er wieder zu ihm sah, lachte er erneut.
Alec seufzte entnervt, bevor er ihn am Nacken zu sich zog und seine Lippen mit denen des Spaßvogels vereinte, der daraufhin zum Glück verstummte.

Es war kein sanfter Kuss. Nein, er war fest und vor allem zweckbedingt, ohne großen Aufwand. Und doch reichte es, um Alecs Herz zum Höherschlagen zu bringen.

Langsam löste er sich wieder von Magnus und aus halb geöffneten Augenlidern sah er dessen breites Grinsen.
~Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.~, murmelte er gegen Alecs Lippen.

~Nur leider muss ich heute wieder arbeiten.~
~Naja, du musst nicht unbedingt.~, warf Magnus ein.
~Ich will aber auch nicht, dass Lily uns bei so etwas unterbricht. Das wäre viel zu schade.~

Mit diesen Worten zog er Magnus erneut zu sich, um ihre Lippen wieder zu vereinen, denn er konnte einfach nicht genug von ihnen bekommen.
Schon bald lag Magnus halb über ihm, da er sich in die weichen Laken hatte zurücksinken lassen und als Alecs Zunge leicht gegen seine Unterlippe stieß, erteilte er ihr breitwillig Zutritt.
Obwohl seine Haare bereits kunstvoll gestylt waren, ließ Alec seine Finger hindurchfahren und zerstörte so seine Frisur, aber das schien ihm nichts auszumachen. Dazu presste er sich zu fest an Alecs halbnackten Körper.

Kein Blatt passte mehr zwischen die beiden und die Luft schien verheißungsvoll zu knistern. Er liebte diese kleine, rosarote Traumwelt, in die ihn Magnus regelmäßig entführte, denn dort fühlte er sich so gut, so frei, so begehrenswert.
Flüssiges, beinahe himmlisches Feuer schien durch seine Adern zu fließen und seinen Gefühlen noch mehr Aufschwung zu verleihen.
Aber es war noch nicht genug, weshalb er Magnus plötzlich packte, sie beide mit Schwung herumdrehte, sodass er nun auf seiner Hüfte saß und ihn bessinungslos küsste. Vielleicht etwas ungeübt, aber mit allem, was er hatte.

Ihm gefiel es, Magnus unter sich zu haben. Dann fühlte er sich immer so ... mächtig und überlegen. Außerdem konnte er so mehr von ihm spüren, was er sehr begrüßte.

Langsam glitt seine Hand unter Magnus' Hemd und betastete gierig seinen flachen Bauch.
Nur leider schien dieser für den heutigen Tag noch andere Pläne zu haben, denn er keuchte schwer~Alexander ... wir müssen los.~

Alec, der sich bis kurz davor noch intensiv mit seinem Hals beschäftigt hatte, hielt plötzlich inne und sah ihn flehentlich an~Aber warum denn? Du hast doch selbst gesagt, dass ich nicht arbeiten muss.~

Magnus warf unschlüssig den Kopf hin und her. Einerseits wollte er, dass Alec weitermachte, aber andereseits mussten sie wirklich langsam an Deck. Seinen inneren Kampf konnte Alec sogar in seinen Augen sehen, in denen Pflichtbewusstsein und Verlangen um die Vorherrschaft kämpften.

Er seufzte enttäuscht auf, als das Pflichtbewusstsein gewann.

Langsam ließ er sich von Magnus runtergleiten und stand dann anschließend auf. Er wollte es eigentlich vermeiden, ihn anzusehen, aber er sah einfach zu gut aus, wie er da so mit verstrubbelten Haaren und hochgerutschten Hemd auf dem Bett lag, sodass der Knutschfleck an seinem Hals hellrot leuchtete und sich stark von dem weißen Hemd abhob, welches er trug.

Er zog sich schweigend an, während Magnus seine Haare und das Hemd richtete, bevor sie gemeinsam Richtung Deck gingen. Vor den drei Stufen, die ans Tageslicht führten, blieb er plötzlich stehen und packte Alec am Arm, um ihn aufzuhalten.

~Es tut mir leid. Es ist nur ...~
~Schon gut, es ist nicht deswegen.~
~Weswegen dann?~, fragte er neugierig, allerdings blitzte auch etwas Unsicherheit in seinen faszinierenden Augen auf.
~Sollen wir ... das zwischen uns ... geheimhalten?~

Magnus Augen weiteten sich überrascht, bevor sich ein nachdenklicher Ausdruck auf sie legte und jegliche Emotion verdeckte.

Zweifellos spielte er gerade beide Szenarien in seinem Kopf ab. Was passieren würde, wenn sie es geheim hielten und was passieren würde, wenn sie es öffentlich machten, um später die bessere Möglichkeit zu wählen. Dafür sprach auch, dass er nachdenklich auf seiner vollen Unterlippe herumkaute und die Stirn leicht in Falten gelegt hatte.

Gespannt wartete er auf das Ergebnis, welches sich durch ein Seufzen ankündigte.

Magnus hob den Blick wieder und sah ihm in die Augen. Entschlossenheit, aber auch Nervosität und Sorge spiegelte sich in ihnen. So, als hätte er zwar eine Entscheidung getroffen, war sich aber deren Folgen noch nicht ganz im Klaren.

~Alexander, ich will das zwischen uns nicht geheim halten, was auch immer das ist. Du bist keine Affäre oder ein kleines Geheimnis, das ich einfach mit mir herumtrage. Du bist so viel mehr. Ich glaube, du weißt gar nicht, wie viel mehr du für mich bist. Aber ich habe Angst. Es gibt viel zu viele Menschen dort draußen, die noch eine oder mehrere Rechnungen mit mir offen haben und es mehr als begrüßen würden, ein Druckmittel gegen mich in der Hand zu haben. Ich will nicht, dass man dir etwas antut, nur um mich zu verletzen. Ich kann dich nicht verlieren. Also wehe dir, du passt nicht auf dich auf.~, murrte er, bevor er Alec an der Hand hinter sich her aufs Deck zog, ohne ihm die Chance zu lassen, etwas darauf zu erwiedern.

Kaum standen sie auf dem Deck, verschränkte er die Arme hinter seinem Nacken, und verwickelte ihn vor allen Besatzungsmitgliedern der Vampire, einschließlich Camille, in einen stürmischen Kuss, der sowohl von nervöser Erwartung, als auch von zarter Liebe geprägt war.

Die Fünf Kompasse Der Kali (Malec)Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin