~Kapitel 79~

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Tag 192
Grace Sicht

Erschöpft versuchte ich gegen die Dunkelheit anzukämpfen und öffnete vorsichtig meine Augen.
Grelles Licht schien mir entgegen und Panik durchfuhr meinen Körper.

War ich tot?

Ich hörte ein stetiges, schnelles Piepen und versuchte mich an das Licht zu gewöhnen.

"Sshh.. Hab keine Angst. Ich bin hier." drang Shawn's Stimme an mein Ohr und ich drehte mein Kopf langsam in die Richtung, aus der seine Stimme kam.

Mit einem Mal kamen all die Erinnerungen zurück.
Shawn, der Streit, die Dusche. Die Dunkelheit. Die Angst, die ich in der Dunkelheit verspürte.

Schmerzverzerrt zog ich die Augenbrauen zusammen als ich versuchte Luft in meine Lungen zu pressen.

"Hast du Schmerzen?" wollte er panisch wissen und nickte nur, zu sehr von den Schmerzen gelähmt, um etwas zu sagen.

Shawn bewegte sich, kurz darauf öffnete sich die Tür und ein Mann in weißem Mantel kam auf mich zu.
Ich konnte die Augen nicht offen halten, sank zurück in einen tiefen Schlaf.

Doch diesmal hielt die Dunkelheit nicht lange an, ich öffnete meine Augen wieder und sah direkt neben mich zu Shawn, dessen Hand fest mit meiner bleichen Hand verschlossen war.

Ich hob meine linke Hand, um damit über Shawn's Schwalbentattoo fahren zu können.
Er zuckte zusammen, weshalb ich in sein Gesicht sah.

Tränen stiegen mir in die Augen, als ich seine Verfassung erkennen konnte.

Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht, seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab und ein leichter Drei-Tage Bart war ihm gewachsen. Seine Augen sahen so leer aus, so leblos.

"Es tut mir so leid." wollte ich sagen, doch mehr als ein klägliches Hauchen verließ meinen Mund nicht.
Eigentlich hörte man es gar nicht.

Shawn hob unsere Hände an, küsste meine sanft und ließ sich nicht davon stören, dass eine Nadel in meinem Handrücken steckte.

"Nein. Mir tut es leid. All die Dinge, die ich zu dir gesagt habe. Ich war so ein Idiot." antwortete er ebenfalls angeschlagen.
Wir schwiegen uns eine Weile an, sahen uns stumm in die Augen und genossen die Ruhe.

"Wie lange habe ich geschlafen?" wollte ich nach einer Weile leise wissen, denn meine Stimme war so gut wie weg.

"Es ist vor 5 Tagen passiert." antwortete Shawn mitgenommen und ich schüttelte überfordert den Kopf.
5 Tage? 5 verdammte Tage hatte ich ihm diese Besorgnis angetan und konnte nicht für ihn da sein.

Wäre dieser blöde Streit nur nie passiert, vielleicht wären wir dann nicht hier. Ich war so dumm.

"Tut mir leid." murmelte ich.

"Ich bin einfach nur froh, dass du wach bist. Lass uns diesen Streit bitte vergessen, ich habe so viel Müll von mir gegeben und das tut mir unheimlich leid.
Ich hätte nie sagen dürfen, dass du gehen sollst. Scheiß egal in welchem Kontext. Ich liebe dich." sagte mein Mann und lehnte sich näher zu meinem Gesicht.

"Ich liebe dich." antwortete ich einfach, da jedes Wort das meinen Mund verließ höllische Schmerzen in meiner Brust hervorrief.

Shawn lehnte sich weiter zu mir, bis seine warmen Lippen meine Stirn küssten. Vermutlich war meine Haut nur eisig kalt.

Nach unserem Streit hatte ich genauso gefroren.
Ich wollte heiß duschen, doch das Wasser wärmte meinen Körper nicht wirklich. Ich hatte es immer heißer gedreht, bis mir plötzlich die Luft zum Atmen wegblieb.
Ich verlor die Orientierung, hatte noch versucht nach Shawn zu rufen, doch meine Stimme versagte und ich verlor das Gleichgewicht.
Ich kam mit dem Kopf auf, das habe ich noch mitbekommen, doch danach kam nur die Dunkelheit.

"Was ist passiert?" wollte ich wissen, denn 5 Tage waren eine lange Zeit. Und vermutlich auch eine beschissen schwere Zeit für Shawn.

"Ich bin eingeschlafen, hab deine Schreie zu spät gehört. Wenn ich doch nur nicht eingeschlafen wäre.." murmelte er schuldbewusst, doch ich musste ihm trotz der Schmerzen widersprechen.

"Es ist nicht deine Schuld. Ist es nicht!"

"Ich hab dich bewusstlos in der Dusche gefunden, dich hierher gebracht. Der Arzt hat gesagt, dass deine Lunge versagt hat. Er hat gesagt.. dass Südamerika keine Option sei." erzählte er weiter und sah mich entschuldigend an.

Ich nickte nur, denn selbst ich hatte mittlerweile verstanden, dass das keinen Sinn hatte.

"Was ist mit dir?" wollte ich verwirrt wissen, denn er sollte längst in Sao Paulo sein.

"Mit mir? Du denkst doch nicht ich würde dich hier zurück lassen. Ich habe die Tour auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ich konzentriere mich voll und ganz auf uns und unsere Zeit." antwortete er und wieder nickte ich nur. Natürlich fühlte ich mich schlecht, dass ich der Grund für die verschobenen Konzerte war, doch so egoistisch es klingen mag, ich würde es nicht ohne ihn durchstehen können.
Ich brauchte ihn an meiner Seite, so sehr ich mich dafür hasste.

"Hör mal.. Ich weiß, du bist gerade erst aufgewacht aber ich sollte kurz nach draußen und den Anderen sagen, dass du aufgewacht bist. Okay?" harkte er nach und ich sah ihn verwundert an.

"Die Anderen?" krächzte Ich heißer.

"Ja, meine Familie und die Crew haben sich ganz gut abgewechselt, sodass ich nie alleine sein musste." erzählte er und lächelte dabei sogar ein ganz klein wenig, was auch meine Mundwinkel etwas anhob, bevor ich nickte und beobachtete, wie Shawn den Raum verließ und einige Minuten später mit verweinten Augen zurück kam.

"Was ist los?" fragte ich besorgt und griff sofort wieder nach seiner warmen Hand, um mich damit zu wärmen.

"Ach Nichts ich bin nur froh, dass sie alle für mich da waren. Und dass du wach bist." log er schlechter denn je zuvor.

"Shawn.. Rede mit mir.." flüsterte ich und sah ihm tief in die Augen.

"Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Ich liebe dich so sehr, bitte verstehe das nicht falsch.
Ich habe viel mit den Ärzten gesprochen. Sie haben gesagt an ständiger ärztlicher Betreuung führe kein Weg mehr vorbei.
Schatz.. Dein Körper schafft es da draußen nicht mehr alleine." wimmerte er und Tränen liefen über sein erschöpftes Gesicht.
Das ist Alles meine Schuld.

"Was hältst du davon, wenn wir in ein paar Tagen ganz entspannt nach Kalifornien fliegen? Wir können bei deiner Familie sein, bei Maya.
Meine Eltern und Aaliyah kommen mit uns, sowie Brian und Alessia. Wir können uns eine schöne Zeit in Malibu machen anstatt in Südamerika.
Ist das in Ordnung für dich?" fragte er einfühlsam, weinte jedoch weil wir Beide genau wussten, dass die eigentliche Frage lautete, ob ich bereit war zu sterben.

Ich sah Shawn lange stumm an, bevor ich erschlagen nickte.
Es war sinnlos.
Die Tour würde für mich nicht Südamerika enden, sondern in Kalifornien.

Sie würde zusammen mit den Menschen enden, die ich liebte an einem Ort den ich liebte.
Sie würden mich begleiten und nicht damit alleine lassen.
Sie führten mich nach Hause.
In ganz doppeldeutiger Weise.

Ob ich bereit war zu sterben? Absolut nicht.
Aber es führte kein Weg daran vorbei und den Kampf den ich geführt hatte, den hatte ich gut geführt.

"Ja, lass uns nach Hause gehen."

+++
Wie ihr euch vielleicht denken könnt, neigt sich die Story dem Ende entgegen.
Ich bin wirklich gespannt auf euere endgültige Meinung über die Story, wenn sie dann beendet ist 💕
Aber auch wenn sich eine Story verabschiedet, steht auch schon eine Neue in den Startlöchern und ich hoffe, das wird euch zumindest ein bisschen über das bevorstehende Ende dieser Geschichte hinweg helfen ❤️ Sie wird auch wieder ganz Anders werden, als die bisherigen. Auch wenn ich das jedes Mal sage 😅💕 bis dahin viel Spaß mit den letzten Kapiteln von Cold in California 💕

S.M.|| Cold In California - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now