~Kapitel 13~

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"Äh?" fragte sie, drückte den Hebel nach unten und kurz darauf traf das kalte Wasser mich, womit ich zumindest endlich wach war.

"Das hast du nicht getan!" rief ich geschockt und sah wie sie leicht schmunzelte.

Ja, genau so ist es gut.

Ich werde die Emotionen schon aus dir heraus locken, warte nur ab.

"Doch hab ich, wollte nur dass du aus dem Albtraum meiner Gesellschaft aufwachst." rief sie zurück und wollte mich damit scheinbar noch mehr provozieren.

Ich hatte das Gefühl, es war die frische Luft und die Sonne auf ihrer Haut, die sie veränderte.

Natürlich konnte sie keine Gefühle entwickeln, wenn sie immer nur in diesem eintönigen Klinikzimmer rumsaß, oder sich wie ein Schoßhund von Jonathan hatte ausführen lassen.

Dieses Mädchen schrie eindeutig nach Freiheit und ich wusste nicht, wie ich ihr diese schenken soll.

"Du starrst mich an. Andauernd übrigens. Und ich verstehe nicht wieso." sagte sie plötzlich und hielt sich daraufhin den Mund erschrocken zu.

Wahrscheinlich wollte sie das gar nicht laut sagen.

"Naja.. schöne Dinge will man eben anschauen." sage ich ehrlich und wendete daraufhin meinen Blick ab.

Es schien ihr offensichtlich unangenehm zu sein, angesehen zu werden.

"Du findest.. mich schön? Mich?" fragte sie plötzlich überfordert und ich sah wieder zu ihr auf, blickte in ihre tiefblauen Augen und nickte.

Unser Gestarre wurde unterbrochen, als das Wasser, mit dem Grace die Kanne befüllen wollte begann überzulaufen.

Sie stellte den Wasserhahn ab, hob die Gießkanne an und lief damit quer durch den Garten, bis zu einem Blumenbeet.

Eine Stunde später saßen wir zu viert im Gras und genossen die Sonne.

Grace hatte seit der komischen Situation vorhin nicht mehr mit mir geredet, mich nicht einmal angesehen.

Es schien ihr echt unangenehm zu sein, dass ich sie schön finde, dabei ist das doch einfach nur ein Kompliment. Kann man sowas denn tatsächlich falsch verstehen?

"Wir haben unsere Aufgabe nicht erledigt." sagte Maya plötzlich und durchbrach damit die Stille, die uns bis eben umgeben hatte.

"Klar, alle Beete sind bewässert." sagte Adam, der mit dem Rücken im Gras lag und seine Cap über dem Gesicht hängen hatte, sodass die Sonne ihn nicht blenden konnte.

"Das meine ich doch nicht, Hohlaffe. Ich meine die Sache mit unserer größten Angst.
Das wird wahrscheinlich der pädagogisch wertvolle Grund sein für das Ganze hier, also sollten wir auch drüber reden.
Ich kann auch gerne anfangen, ich habe jetzt nicht unbedingt das größte Problem damit zu reden.
Also meine größte Angst ist das Feuer." begann sie zu erzählen und das schien mir ziemlich logisch.

Feuer ist gefährlich, ich schätze davor hat Jeder ein bisschen Angst.

"Ich hab Angst vor Wasser." antwortete ich und Maya hob eine Augenbraue.

"Wieso?" harkte sie nach.

"Keine Ahnung. Ich liebe das Meer, es ist so schön und beruhigend, aber gleichzeitig auch so gefährlich.
Man weiß nie was sich da drin Alles befindet und.. ich weiß das klingt irgendwie bescheuert.
Ich hätte zum Beispiel Angst von einem Boot ins Wasser zu springen. Das tiefe Wasser macht mich irre." versuchte ich zu erklären, aber ich erwartete nicht, dass die Anderen das verstehen würden.

"Das klingt doch nicht bescheuert. Es gibt eben verschiedene Ängste." munterte Maya mich lächelnd auf.

"Hast du Angst zu ertrinken?" mischte Grace sich ein und sah mich endlich wieder an.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ja. Aber es ist mehr die Angst vor der Ungewissheit und davor, dass man so hilflos ist im Wasser. Es bedeutet Kontrollverlust." antwortete ich.

"Manchmal kann es gut sein, die Kontrolle abzugeben." sagte Adam nun.

"Meine Angst ist ziemlich banal. Und trotzdem ziemlich peinlich für einen Typen in meinem Alter.
Ich hab Angst vor der Dunkelheit. Als ich klein war, wurde bei uns eingebrochen.
Ich habe Nachts Geräusche gehört, wollte meine Eltern wecken, aber es ist nichts passiert, als ich auf den Lichtschalter gedrückt habe, weil sie die Sicherungen raus gemacht haben. Uns ist nichts passiert aber irgendwie hat mich das geprägt." erzählte er ohne Hemmungen und das überraschte mich, denn sonst redete er eigentlich nicht so offen über private Dinge.

"Ich finde das nicht peinlich. Ängste haben nichts mit Geschlecht oder Alter zu tun." ich schüttelte den Kopf, denn peinlich war das absolut nicht.

"Was ist deine größte Angst, Grace?" fragte Adam nach einer kurzen Pause.

Wir drei sahen sie gespannt an. Gespannt darauf, ob sie überhaupt Etwas dazu sagen wird, oder einfach aufsteht und geht.

"Tod durch Ersticken." sagte sie monoton.

"Was?" fragte ich.

"Hast du dich nie gefragt wie das sein muss, wenn du einfach nicht mehr atmen kannst?
Die Panik, das Brennen in der Brust, der Moment in dem dir klar wird, dass es gleich vorbei ist?
Ich finde schon, dass man davor Angst haben kann." erklärte sie und wirkte etwas angespannt, obwohl ich sie mit meiner Frage überhaupt nicht angreifen wollte.

"Woher kommt das? Hast du dich mal verschluckt oder so?" wollte Adam wissen, doch Grace schüttelte den Kopf.

"Keine Ahnung. Die Angst ist einfach da."

"Vielleicht liegt es daran, dass du nicht raus kannst wann du willst. Nicht an die frische Luft gehen kannst, wenn du es brauchst.
Du fühlst dich hier gefangen und es kommt dir vor als würdest du ersticken." schlug ich vor, woraufhin sie mich wütend ansah.

Hatte ich jetzt etwas Falsches gesagt? Ich wollte sie doch nicht sauer machen.

"Na wenn du meinst, Sherlock." brummte sie, stand auf und ging einfach auf die Klinik zu.

Sie ist und bleibt ein Rätsel.
Ein Rätsel, das mich einfach nicht mehr los lassen will.

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Das ist zugegeben ein bisschen kürzer als sonst, allerdings bin ich für meine Cuts bekannt und um diesen unglaublich wunderbaren Ruf zu wahren, den ich so liebe, endet das Kapitel hier 🤷‍♀️🙏 Nur damit ihr euch aufregen könnt. Gern geschehen ☺️💕

Ich bin seit gestern Abend wieder Zuhause. Ich hatte eine wunderschöne Zeit im Norden Deutschlands mit den Mädels und bin echt traurig wieder hier zu sein. I'm literally crying every 10 Minutes.. Naja..
Was war denn eure letzte Reise? 💕

S.M.|| Cold In California - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now