~Kapitel 52~

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Als Shawn endlich aus dem Haus war, konnte ich mich ein wenig entspannen.

Ich weiß es ist blöd von mir, verstecken zu wollen wenn es mir schlecht ging.

Aber dieser unglaubliche Mann tat Alles dafür mich glücklich zu machen, mir all meine Wünsche zu erfüllen und meine Zeit so schön wie möglich zu gestalten.
Und ich weiß, dass er mich nicht heilen kann oder die Krankheit aufhalten.
Aber ich will ihm zeigen, dass es mir trotzdem besser geht, obwohl es mir in Wahrheit immer schlechter ging.

Ich fühlte mich die meiste Zeit wie eine 90-jährige Frau.
Sobald ich ein paar Stufen ging, bekam ich keine Luft. Wenn ich morgens aufstehe wird mir erst mal schwarz vor Augen.
Ich brauche mindestens 10 Stunden Schlaf um den Tag irgendwie rum zu bekommen.

Genau deshalb möchte ich ihm mehr zeigen, wie sehr er mir hilft, anstatt andauernd zu zeigen, dass es mir nicht gut geht.
Und ich weiß, wenn er wüsste wie ich denke, würde er mir widersprechen und sagen, ich sollte Nichts vor ihm verstecken.

Aber es geht nicht anders. Ich verdanke ihm mein Leben.
Also das, was davon übrig ist.
Und das ist, was ich ihm zeigen möchte.

Nicht dass es mir schlechter geht, nicht dass ich unglaubliche Angst vor dem Tod hatte, nicht dass es mich traurig macht nicht für Immer bei ihm sein zu können.

Tränen begannen mir über die Wange zu laufen und meine Brust brannte schmerzhaft bei dem Gedanken gehen zu müssen.

Das Schlimme ist nicht zu sterben. Das Schlimme ist, nicht mehr da zu sein.

Ich habe Angst davor, dass das Leben einfach weiter geht.
Es geht weiter aber ohne mich.
Und das hasse ich.

Mir ist bewusst, dass das verdammt egoistisch ist, aber ich will nicht, dass Shawn's Leben ohne mich weiter geht.
Und gleichzeitig wünsche ich mir nichts mehr, als dass er darüber hinweg kommt, wieder glücklich wird und eine tolle Frau findet.
Es herrscht ein einziges verdammtes Chaos in meinem Kopf.

Ich will nicht, dass sie mich vermissen. Aber ich will auch nicht, dass ihnen mein Tod egal ist.
Ich will nicht, dass sie mir lange nachtrauern. Aber ich will auch nicht, dass sie nach 3 Tagen wieder okay sind.
Ich will nicht, dass ihr Leben ohne mich einfach so weiter geht. Und gleichzeitig will ich, dass ihr Leben ohne mich weitergeht.

Ach fuck. Sterben ist scheiße.

Ich verschwinde einfach. Und klar habe ich Angst, wie es sich anfühlt, was danach kommt.

Aber viel mehr verängstigte mich der Gedanke, dass sie Anderen damit weiterleben mussten.

Sie mussten sehen, wie ich sterbe.
Sie mussten auf meiner verdammten Beerdigung stehen.
Sie mussten darüber hinweg kommen.

Sterben ist einfacher, als mit dem Tod zu leben.

Und das tut mir leid. Sehr.

Ich setzte mich auf, griff nach einer Packung Taschentücher und wischte mir die Tränen weg.

Ich will noch nicht daran denken. Immerhin weiß ich, wie viel uns noch bevor steht.
So viele unvergessliche, wunderschöne Momente.
Und ich habe das größte Glück Shawn getroffen zu haben.
Er ist mein Held und das vermutlich ohne es wirklich zu wissen.

Ich liebe ihn.
Nie hatte ich gedacht, so unglaublich starke Gefühle für einen Menschen zu entwickeln.
Aber fuck ich liebe ihn so unendlich. Bedingungslos. Für Immer. Ob jetzt oder nach meinem Tod.

Und eines Tages werden wir auf seiner Hochzeit sein.
Ich werde in der ersten Reihe sitzen und lächeln, weil ich weiß, dass er glücklich geworden ist.
Ich werde seine Hand nehmen und ihm zeigen, dass es okay ist weiter zu machen, wieder zu lieben.

Ich begann zu lächeln und wischte die Tränen erneut weg.

Schließlich stand ich auf und lief ins Schlafzimmer, um die kleine schwarze Schachtel unter dem Bett hervor zu ziehen, die ich dort versteckt hatte.

Shawn hatte ziemlich dumm geguckt, als plötzlich ein Päckchen für mich hier angekommen ist.

Jedoch lies er mich so gut wie nie aus den Augen, geschweige denn alleine nach draußen.

Also musste Maya mir bei meinem Vorhaben helfen und mir diese Schachtel zuschicken.
Sie kannte sich mit sowas sowieso viel besser aus, als ich.

Mit der großen Hoffnung ihr Vertrauen zu können öffnete ich die Schachtel nun und zum Vorschein kam eine dunkelrote Spitzenunterwäsche.

Meine linke Augenbraue hob sich und ich begann kurz zu Lachen. Ich werde aussehen, wie die letzte Lachnummer in diesem Fummel.

Grinsend schüttelte ich den Kopf, nahm mein Handy raus und machte ein Bild von der geöffneten Box, um sie mit einem Fragezeichen an Maya zu schicken.

Das war definitiv nicht, was ich mit der Beschreibung Schlicht und elegant gemeint hatte.

Maya antwortete mir mit einem Lachsmiley, schrieb dann jedoch, dass es Shawn gefallen würde und ich es einfach anziehen sollte.

Erst zwei Minuten später schickte sie mir eine aufgeregte Sprachnachricht in der sie etwa 3 Mal das Wort "Geschlechtsverkehr" verwendet hatte.

"Du spinnst." hatte ich lediglich geantwortet und legte mein Handy wieder weg, um mit der Unterwäsche ins Bad zu laufen.

Ich zog mir die Unterwäsche an und cremte meine Haut schließlich mit nach Kokosnuss duftender Bodylotion ein, bevor ich mir lediglich einen dünnen Bademantel aus Seide drüber zog.

Diesen knotete ich zu und lief danach aufgeregt durch die Wohnung, um Kerzen zu suchen.

Ich weiß das ist Alles dumm und zu kitschig.
Aber irgendwie will ich, dass Alles perfekt ist.
Verurteilt mich nicht.

Die Kerzen verteilte ich im Schlafzimmer und schrieb nebenbei mit Shawn, um rauszufinden, wann er ungefähr Zuhause sein würde.

Als alles fertig war, setzte ich mich wieder aufs Sofa und schaute weiter Netflix, bis Shawn mir schrieb, dass er gleich Zuhause sein würde.

Aufgeregt lief ich ins Schlafzimmer, zündete die Kerzen an und machte zu allem Überfluss noch eine Spotify Playlist mit ruhiger Musik an, die nun über den Fernseher spielte.

Nervös lief ich vor der Glasfront in Shawn's Schlafzimmer hin und her, bis ich plötzlich hörte, wie die Haustür zufiel.

"Baby?" rief er, weil er mich vermutlich nach wie vor im Wohnzimmer vermutet hatte.

Ich spielte nervös an der Schleife des Mantels rum, bis ich schließlich rief, dass ich im Schlafzimmer war.

Kurz darauf öffnete sich die Tür, ich traute mich jedoch nicht, mich in seine Richtung zu drehen.

"Hey, Geht's dir.." hörte ich, doch er brach seinen Satz ab. Vermutlich weil er das hier nicht erwartet hatte.

"Wie war dein Tag?" fragte ich, blöd wie ich bin mit dem Rücken zu ihm gerichtet.

"Äh.." stammelte er.

+++
Wie wird Shawn reagieren?

S.M.|| Cold In California - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now