Kapitel 39

918 191 144
                                    

Siebzehn Tage. So lange mussten wir zittern.

Um Liam, um Harry, um unser aller Leben.

Aber jetzt ist es vorbei. Wir sind zurück auf Zatago, unserem Zuhause. Ich bin unglaublich müde, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Genauso weiß ich aber auch, dass ich jetzt nicht einfach schlafen könnte, solange ich nicht weiß, was um Himmels Willen eigentlich passiert ist. Den anderen scheint es ähnlich zu gehen, weshalb wir uns abends in unserem Wohnzimmer versammeln. Harry sitzt auf seinem Lieblingssessel, ich auf der Armlehne davon, während meine Beine auf seinem Schoß liegen und ich meinen Kopf auf seiner Schulter bette.

Eleanor hat uns Tee gekocht sowie ein bisschen Nervennahrung auf den Tisch gestellt, Duftkerzen versüßen den Raum und Wolldecken vertreiben die Frische der kalten Sommernacht. Alles wirkt vertraut und doch irgendwie fremd. Mir kommt es nicht so vor, als wären wir nur zwei Wochen, sondern mindestens zwei Monate weg gewesen.

»Ich weiß nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Von daher sage ich erst einmal danke an jeden Einzelnen von euch. Ohne euch würde ich wahrscheinlich noch immer irgendwo in dieser Bude hängen und müsste mich mit Pia vergnügen. Ich weiß echt nicht, was ich gemacht hätte, wenn ihr nicht aufgekreuzt wärt«, fängt Liam nach kurzer Zeit des Schweigens an.

Neben mir brummt Harry, während er eine Hand auf meinen Oberschenkel legt. »Wie bist du da überhaupt hineingeraten? Und warum bist du nicht abgehauen? Soweit ich die Lage beurteilen konnte, wäre das durchaus möglich gewesen.«

Liam nickt seufzend. »Ich hab's Louis letztens schon erzählt. Vor einiger Zeit wollte ich euch einen Überraschungsbesuch abstatten, weil ich euch vermisst habe. Ich war damals in Tokio und bin dann zurück nach San Francisco geflogen. Am Flughafen waren zufällig Carter und seine Leute, die mich auch direkt erkannt haben. Tja, ganz schnell saß ich dann in einem Van. Wir sind nach Modesto gefahren, wo wir auch eine ganze Weile blieben. Er hat mich dann vor die Wahl gestellt. Entweder verrate ich dich und wo du dich aufhältst oder ich bleibe und heirate Pia, sollte ich dann aber fliehen, bringen sie dich um. Ich hatte nur ein paar Sekunden Zeit, um mich zu entscheiden, aber mir war klar, dass ich auf keinen Fall Zatago verraten konnte! Wenn er einmal gewusst hätte, wo wir leben, hätten wir den Hof aufgeben müssen. Das wollte und konnte ich nicht zulassen.«

»Aber er wusste doch gar nicht, wo wir uns aufhalten. Warum bist du dann nicht trotzdem abgehauen? Mir wäre doch nichts passiert.«

»Harry ... Ich bin vielleicht kriminell, aber in so einer Situation war ich dann auch noch nicht. Ich habe mich einfach nicht getraut. Meine Angst um dich war viel zu groß. Außerdem konnte ich mich zwar frei im Haus bewegen, aber die Fenster und Türen waren immer abgeschlossen.« Mit bittendem Blick, so als müsse er sich für sein Handeln entschuldigen, schaut er zu Harry. Er antwortet darauf nichts, doch sein Brustkorb hebt und senkt sich schwer. Wahrscheinlich weiß er selbst nicht, wie er in so einer Situation gehandelt hätte. Mir geht es genauso, weshalb ich Liam absolut verstehen kann. »Jedenfalls sollte ich dann mit Pia zusammen sein. Er hat ihr erzählt, dass ich erst einmal eine Bleibe brauche und deswegen bei ihnen wohne. Ein Date und dann waren wir auch schon zusammen. Das reichte Carter aber nicht, relativ schnell wollte er dann, dass wir heiraten. Ich habe versucht mit ihm zu reden, denn so macht er seine Schwester niemals glücklich. Meiner Meinung nach ist es für sie eher erniedrigend, aber das wollte er nicht hören. Ich wurde dann dazu verdonnert, die Hochzeitskarten zu schreiben. Das habe ich als meine Chance gesehen, euch zu kontaktieren, denn mein Handy hatte er mir direkt am Flughafen abgenommen.«

»Aber als wir in Carters Arbeitszimmer waren, hattest du ein Handy«, werfe ich ein, woraufhin er nickt. »Ja, ich hab ein Neues bekommen. Aber erstens kenne ich eure Handynummern nicht auswendig und zweitens wurde jede Verbindung darauf kontrolliert.«

Zatago III - [Larry-AU]Where stories live. Discover now