Kapitel 11

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Es ist bereits nach Mitternacht, als Zayn uns den Autoschlüssel seines geliebten Wagens überreicht. »Wehe, da ist auch nur ein Kratzer drin«, warnt er uns und zieht vielsagend die Augenbraue hoch. Ich kann ihn verstehen. Wenn es um mein Auto gehen würde, gäbe ich es auch nur ungern her. Andererseits bin ich schon mal mit seiner Karre gefahren. Damals, als Michelle ihn auf die Wange geküsst hat. Er soll sich also nicht so anstellen. »Ich pass schon auf, keine Angst«, erklärt Harry und nimmt ihm den klimpernden Schlüssel mit seinen beiden Metallanhängern ab. Ein Minitaschenmesser und ein silbernes M. Wenigstens hat er das noch nicht abgenommen.

»Und seid verdammt nochmal vorsichtig. Ich habe wirklich keine Lust, euch da alleine rauszuholen.« Harry nickt und legt Zayn eine Hand auf die Schulter. »Wir passen auf. Aber sollte irgendetwas sein, informiere Niall und Michelle bitte. Du musst das nicht alleine machen, okay?«

»Ich bin kein Amateur. Das solltest du als mein Boss doch langsam mal wissen.« Grinsend schüttelt Harry den Kopf und nimmt wieder seine Hand von Zayn, um sich stattdessen mit dem schwarzen Haargummi, das er schon die ganze Zeit ums Handgelenk trägt, die Haare zusammenzubinden. Ich könnte ihm immer wieder sagen, wie sexy ich das finde, doch stattdessen lächle ich ihn einfach nur von der Seite aus an. Egal in welcher Situation wir uns auch befinden, seine Anwesenheit ist wie eine Schutzhülle für mich, unter der nichts passieren kann.

»Ich wollte dich nur nochmal dran erinnern«, erwidert Harry und wendet sich dann mit einem Lächeln zu mir und sieht mich eindringlich an. »Wollen wir?« Ich nicke, bevor ich Zayn kurz die Faust entgegenstrecke, gegen die er boxt. Dann steigen wir in den roten Flitzer, in der Hoffnung heute Nacht mehr Informationen über Liams Verbleib ausfindig zu machen. Zayn wartet währenddessen mit Harrys Dodge einige Straßen entfernt. So dauert es auch nur ein paar Minuten, bis wir unser Ziel erreicht haben.

Wir befinden uns in einer Sackgasse, in der keinerlei Laternen stehen. Nur an der Kreuzung zur nächsten Straße leuchtet eine einsam vor sich hin. Als Harry auch den Motor ausstellt, schlucke ich. Der Mond wirft einen schwachen Schein auf die Erde, sodass die dadurch entstehenden Schatten der Bäume bedrohlich über den Boden tänzeln. Sachter Wind pfeift durch das geöffnete Fenster und in der Ferne schrillt ein aggressives Katzenfauchen durch die Gassen.

»Dann wollen wir mal«, murmelt Harry und streckt sich zur Rückbank, um von dort sein Notebook zu nehmen. Als er es aufklappt und es hochfährt, erhellt es den Innenraum des Autos. Ich bin mir sicher, dass man uns nun in der ganzen Straße erkennen würden. Großartig! »Baby, vielleicht solltest du die Helligkeit niedriger schrauben.«

»Ist schon ganz unten.«

»Was ist, wenn man uns sieht?«, frage ich ihn. »Ist doch egal. Nur Carter sollte uns nicht sehen, aber wie du siehst, ist bei ihm alles dunkel. Hoffen wir, dass er schon schläft.«

»Wenn du meinst.« Was bleibt uns auch anderes übrig? Eine andere Idee haben wir nicht, also müssen wir wohl ein kleines Risiko eingehen.

Minute für Minute vergeht. Doch Harrys verkrampfter Gesichtsausdruck lockert sich nicht. Ich rümpfe die Nase und schiele auf den Bildschirm. Seine Augen huschen über die sich dort befindlichen Zeichen, ab und zu tippt er etwas ein. Die Tastenanschläge hallen wie nerviges Mückensummen in meinen Ohren. Hoffentlich bringt er das schnell über die Bühne! Ich habe wirklich keinen Bock darauf, von diesem Carter entdeckt zu werden. Wer weiß, was er uns dann antut. Oder Liam! Kaum zu glauben, dass Harry mal mit so einem Typen zusammen war. Entweder muss er sich wirklich total verändert haben, oder er hat immer nur so lieb und nett getan, so wie Harry ihn beschrieben hat.

Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, oder? Immerhin hat er sowohl Liam als auch Harry verarscht.

Oder er ist gut im Bett. Das könnte natürlich auch sein. Ich stocke und mustere das konzentrierte Profil meines Freundes. Harry beim Sex mit einem anderen Mann? Allein bei dem Gedanken breitet sich eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper aus. Klar, jeder hat eine Vergangenheit und ich kann meine Affären selbst nicht zählen, aber Harry ist anders. Bei ihm waren Gefühle im Spiel, für ihn waren all die Intimitäten nicht zum bloßen Zwecke der Befriedung. Er hat Carter geliebt.

Zatago III - [Larry-AU]Where stories live. Discover now