Kapitel 30

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Der Duft des heiligen Lebenselixiers namens Kaffee weckt mich am nächsten Morgen und gemeinsam mit Carter schlendere ich wenig später die Treppe hinunter in die Küche. Wie auch schon beim letzten Mal kümmern sich Samuel und Pia um das Frühstück, während Liam bereits am Esstisch sitzt. Neben ihm sitzen jedoch noch zwei weitere Personen. Ich erkenne sofort, dass es die beiden anderen Kerle sind, die Harry verschleppt haben, doch erst jetzt sehe ich, dass sie Zwillinge sein müssen. Sie sehen vollkommen identisch aus. Die hellblonden Haare sind nur wenige Millimeter kurz und die enganliegenden, ärmellosen Shirts verraten, dass sie ihren Bruder Sam regelmäßig beim Gewichte stemmen begleiten. Sie sitzen, deshalb erkenne ich nicht genau, wie groß sie sind, doch ich schätze, dass sie mich um mindestens einen ganzen Kopf überragen.

»Oh, guten Morgen zusammen. Louis, darf ich dir meine anderen Brüder vorstellen? Das sind James und John«, sagt Carter, als er mir eine Hand auf die Schulter legt und mich Richtung Esstisch schiebt. »Hallo, Louis«, antworten beide im Chor, während sie mir jeweils die Hand entgegenstrecken. »Hi, ihr beiden«, sage ich und komme nacheinander ihrer Aufforderung nach. Liam nicke ich nur zu. »Setz dich schon mal. Das Essen ist gleich soweit.«

Ich staune nicht schlecht, als das üppige Frühstück auf dem Tisch steht. Während Carter sich Spiegeleier und Speck gönnt, wähle ich lieber die süßen Pancakes mit Ahornsirup. Nach und nach lasse ich mir das Essen auf der Zunge zergehen und beobachte dabei Pia und Liam. Ihre Augen strahlen förmlich, wenn sie ihn ansieht, weshalb ich mir schnell sicher bin, dass Liam recht hat. Sie kann nicht wissen, dass Liam ihr etwas vorgaukelt. Er spielt seine Rolle also gut. Ob er wohl auch Sex mit ihr hat? Ich schlucke und löse blinzelnd meinen Blick von ihm, stattdessen starre ich auf meine Pancakes. Wenn ich auch nur einmal mit Carter schlafen muss, würde irgendetwas in mir zerbrechen. Ich liebe Harry, das kann ich weder ihm noch mir antun. Wäre ich an seiner Stelle und wüsste ich, dass mein Freund mit einer anderen Person Sex gehabt hätte, weiß ich nicht, ob ich ihn jemals wieder berühren könnte, ohne daran zu denken.

»Schmeckt es dir nicht?«, hakt Carter flüsternd nach, als er sieht, dass ich nicht mehr esse. »Doch, doch. Alles bestens. Ich war nur kurz in Gedanken«, antworte ich schnell und pikse einen weiteren Bissen der fluffigen Mahlzeit auf.

Nach dem Frühstück springt Carter unter die Dusche, während ich im Schlafzimmer auf ihn warte. Die Tür hat er nur angelehnt, weshalb ich mich nicht traue, Niall anzusprechen, der das Headset bereits übernommen haben muss, als ich noch geschlafen habe. Mir ist nämlich nicht danach aufzufliegen, nur weil mich irgendjemand von Carters Brüdern hört. Dennoch wage ich es, vorsichtig seinen Kleiderschrank zu durchkämmen. Dort werde ich allerdings nicht fündig, weshalb ich mir danach seinen Nachtschrank vorknöpfe. In der Schublade tummeln sich Taschentücher, Stifte, Schmerztabletten, Nasenspray, ein Rätselheft, Kopfhörer, eine Schlafmaske und Kondome. Doch all diese Gegenstände bringen mich kein Stückchen weiter. Nur knapp kann ich mir ein lautes Seufzen verkneifen, bevor ich die Schublade wieder schließe. Wenn ich nur wüsste, wonach ich suche. Dann könnte ich vielleicht etwas gezielter vorgehen. Aber nein. Fehlanzeige.

Mein Blick gleitet hinüber zum Fenster. Ich laufe dorthin, scanne jeden winzigen Fleck des Gartens ab, den ich von hier einsehen kann. Könnte es wirklich sein, dass sich dort irgendwo ein Eingang zu einem Tunnel befindet? Von meiner Position aus gleicht nichts auch nur annähernd einer Tür oder Ähnlichem. Und wenn es eine Klappe auf dem Boden ist? Dann werde ich die niemals alleine finden, dafür ist der Garten viel zu groß.

Ach, Harry. Wo bist du nur?

Als ich höre, dass sich auf dem Flur die Badezimmertür öffnet, prüfe ich schnell, ob alles so liegt und steht wie vorher. Dann hieve ich mich auf die Fensterbank und fische mein Handy heraus, um dort ein zufälliges Spiel zu starten, das ich vorgebe zu spielen. Carter schiebt die Tür auf und als er mich auf der Fensterbank sitzen sieht, kommt er auf mich zu. Ich hebe den Kopf, um ihn anzusehen. Er lächelt, während er seine Hände auf meine Oberschenkel legt und mir einen Kuss auf die Wange drückt. »Das Badezimmer ist jetzt frei, falls du auch noch duschen möchtest.« Schmunzelnd schiebe ich mein Handy zurück, um meine Arme um seinen Nacken zu legen. »Bitte sei mir nicht böse, aber ich glaube, ich werde gleich gehen. Ich sollte mich zu Hause auch mal wieder blicken lassen.« Außerdem sind bald vierundzwanzig Stunden um und ich habe keine Lust, dass der Akku in der Uhr den Geist aufgibt, bevor ich zurück bin.

Zatago III - [Larry-AU]Where stories live. Discover now