Kapitel 18

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»Bitte was?«, zischt Zayn. Ich kann nur nicken. »Heilige Scheiße! Was ist genau passiert?« Noch immer durchschüttelt mich mein eigenes Schluchzen, weshalb ich nicht antworte. Harry ist weg. Warum habe ich nur nachgegeben? Wäre ich nur hartnäckiger gewesen, dann wäre er jetzt nicht in den Fängen dieser Kerle, sondern bei mir. »Louis! Reiß dich jetzt bitte zusammen. Was ist passiert?«

Zayn kniet sich vor mich und greift nach meinen Armen, um sie von meinem Gesicht wegzuziehen. Dank der Tränen ist meine Sicht verschleiert, dennoch erkenne ich seine Sorge. Ich versuche, ruhig zu atmen, hole tief Luft und stoße sie wieder aus. Mit dem Ärmel des Shirts über seinem Handballen wischt Zayn mir vorsichtig über die Wangen, um sie zu trocknen, doch sein Blick ist vielsagend. Er will so schnell wie möglich eine Antwort, damit wir etwas unternehmen können. Ich räuspere mich und fahre mit einer Hand durch meine Haare. »Wir waren im Wald. Dann haben wir da dieses Haus entdeckt. Du weißt schon ... das auf dem Foto. Es sieht aber jetzt nicht mehr so aus, sondern wurde saniert. Harry wollte dichter und ich sollte auf ihn warten, allerdings hat er versprochen, dass ich ihn die ganze Zeit sehen werde. Das konnte ich auch, aber dann waren da plötzlich drei so Typen. Sie haben mit Harry geredet, ich war allerdings zu weit weg, um zu verstehen, worüber. Dann hat einer von denen Harry einen Kinnhaken verpasst, bevor sie ihn mitgenommen haben.«

Als ich das Geschehene erzähle, werden Zayns Augen groß. »Und dann bist du zurückgerannt?«

»Ja«, antworte ich. »Haben sie dich gesehen?« Ich will nicken, doch sicher bin ich mir nicht, weshalb ich zögere. Als ich losgelaufen bin, waren sie schon weg. Hätte man mich vom Gebäude aus sehen können oder war das zu weit weg? Eigentlich müssten genügend Bäume und Büsche im Weg gewesen sein. »Ich glaube nicht.«

»Du glaubst?«

»Man, Zayn. Da war keiner, als ich los bin. Aber danach habe ich mich nicht noch einmal umgeschaut, daher bin ich mir nicht ganz sicher. Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich zu dir.« Seine Augen huschen zwischen meinen hin und her. Ich bin mir sicher, in seinem Kopf spielen sich gerade sämtliche Möglichkeiten durch, die wir jetzt unternehmen können. Meiner ist jedoch leer. Ich weiß gar nichts mehr. Harry ist weg. Das ist alles.

Plötzlich springt mein Kumpel auf und huscht zurück zum Auto. »Was hast du vor?«, rufe ich ihm hinterher, als er die Fahrertür aufreißt. »Ich rufe Niall an. Er soll mit Michelle unbedingt herkommen, damit sie uns helfen. Außerdem brauchen wir ein anderes Auto.«

»Und warum rufst du nicht direkt Michelle an?«

»Weil ...« Er stockt und dreht mir dann den Rücken zu, bevor er auf seinem Handy herumtippt, das er sich dann ans Ohr hält. Als er Niall begrüßt, verdrehe ich die Augen. Selbst in dieser beschissenen Situation denkt er an den Streit mit seiner Freundin. Das ist doch bescheuert!

In wenigen Worten erklärt er ihm, was passiert ist. Niall scheint keinen Moment zu zögern, denn nach ein paar Sekunden beendet er das Gespräch. »Komm, steig ein. Wir sollten hier verschwinden. Das ist die einzige Zufahrt zum Haus.«

»Aber Harry ist da noch!«

»Louis, verdammt! Wir holen ihn da schon raus, aber so geht das nicht. Wir sind nur zu zweit und unbewaffnet.« Unbewaffnet. Will er jetzt etwa selbst Gewalt anwenden? Michelle hat da weniger Skrupel, aber Zayn? Ich schiele zum schmalen Trampelpfad, der mich eben zurückgebracht hat, dann zurück zu Zayn. Seufzend hieve ich mich hoch, um mich zu ihm auf die Beifahrerseite zu begeben. Er hat ja recht. Gerade bin ich nur ein heulendes Häufchen und gegen diese Idioten wird wohl nur Gewalt helfen.

Kaum fällt hinter mir die Tür zu, startet Zayn den Motor und lenkt uns zügig über den holprigen Weg.

An der ersten Kreuzung, an der es die Möglichkeit gibt, verschiedene Richtungen einzuschlagen, parkt er. Es ist riskant, entdeckt zu werden, allerdings werden wir nur so mitbekommen, falls jemand vom Gelände wegfährt. Glücklicherweise ist die Straße und der Parkplatz, auf dem wir stehen, recht belebt, weshalb ich hoffe, dass wir gar nicht auffallen. Während wir warten, möchte Zayn von mir wissen, wie die Kerle ausgesehen haben. Viel weiß ich nicht nicht mehr, da ich in dem Moment so geschockt war. Nur, dass sie groß, muskulös und gefährlich aussahen.

Noch nicht einmal eine Stunde vergeht, bis Michelles weißer Audi TT in die Straße biegt. Knapp dahinter Niall im schwarzen Range Rover, den er sich erst vor wenigen Wochen gekauft hat. Sie parken ihre Autos hinter uns, bevor sie aussteigen und zu uns kommen. Neben mir atmet Zayn hörbar durch, während seine Finger gegen den Lack des Wagens trommeln. Mein Blick huscht zu ihm. Ist es wegen Harry? Oder doch, weil Michelle jetzt da ist? Schwer zu sagen, beides ist möglich.

»Hey, gibt es schon was Neues?«, erkundigt sich Niall, woraufhin ich den Kopf schüttle. »Nein, von denen ist niemand vorbeigekommen.«

»Also bleibt uns nichts weiter übrig, als die Kreuzung zu beobachten.« Das macht mich verrückt! Ich will Harry da rausholen, stattdessen muss ich hier die Füße stillhalten. Aber es ist besser so. Selbst wenn wir zu viert da antanzen, wissen wir nicht, was sich drinnen abspielt oder wie viele Personen sich vor Ort befinden. Wenn sie in der Überzahl und uns überlegen sind, haben wir verloren. Dann holt uns niemand da raus. »Okay, ich schlage vor, dass Louis und ich Nialls Wagen nehmen und Niall zu Michelle steigt. Sobald jemand das Grundstück verlässt, fahren Louis und ich hinterher, ihr bleibt hier und beobachtet weiter. Sollten weitere Leute vom Haus kommen, fahrt ihr denen hinterher«, bestimmt Zayn.

»Und wenn dann noch ein drittes Auto wegfährt, was wir gar nicht mitbekommen?«, will ich wissen, während ich skeptisch eine Augenbraue hochziehe. Mein Kumpel rümpft die Nase und schaut zur besagten Zufahrt. »Hoffen wir das Beste.« Hoffen. Glück. In meinem Magen breitet sich ein ungutes Gefühl aus. Das wird absolut schiefgehen. Was ist, wenn es noch einen weiteren Weg zum Grundstück gibt und wir gar nicht mitbekommen, dass jemand verschwindet? Harry meinte auf der Hinreise zwar, dass es nur diesen gibt, aber was ist, wenn er sich täuscht? Er war mehrere Jahre nicht hier. Vielleicht hat man den Wald gerodet, um eine zweite Straße zu bauen.

Mit beiden Händen fahre ich mir über den Kopf, während ich zum Range Rover husche. Es gibt so viele Optionen, was passieren könnte und es macht mich verrückt, dass wir nicht in der Lage sind, sofort Liam und Harry zu befreien.

Den ganzen Nachmittag verbringen wir in den Autos. Doch es passiert nur eines: Nichts. Kein Harry, kein Schlägertyp, kein Auto, kein Carter. Inzwischen habe ich mir so viele Bilder von ihm angeschaut, dass ich mir sicher bin, dass ich ihn erkennen würde, obwohl er auch ein paar Jahre älter geworden ist. Das zerknirschte Gesicht meines besten Freundes spricht Bände. Er ist ebenso wie ich genervt davon, dass sich nichts tut. Man sieht ihm förmlich an, dass seine grauen Zellen auf Hochtouren arbeiten, um eine andere Lösung zu finden. Wobei ich unsere Observation auch nicht wirklich als Lösung sehe. Wir haben nur keinen Plan B.

»Da!« Ich zucke zusammen, als er plötzlich den Rücken durchdrückt, sich gerade hinsetzt und die Finger ums Lenkrad schließt. Mein Kopf schnellt nach vorne. Aus der gegenüberliegenden Straße, die zum Grundstück führt, schießt ein neongrüner Sportwagen. Mit heulendem Motor und quietschenden Reifen beschleunigt er und rauscht an uns vorbei. »Halt dich fest«, ist das einzige, was Zayn von sich gibt, bevor ich wegen der rasanten Geschwindigkeit in den Ledersitz gedrückt werde.

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❤️-lich Willkommen zurück!
Mir geht es besser und Z3 geht endlich weiter. Whoop, whoop! 🎉

Was es wohl mit dem grünen Sportwagen auf sich hat? 🤔

Zatago III - [Larry-AU]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum