Wie selbstverständlich legt Carter seine Hand auf meinen Oberschenkel, als er sich neben mich setzt. Pia und Liam nehmen gegenüber Platz. »Ich schlage vor, wir nehmen eine gemischte Platte für mehrere Personen zur Vorspeise, dann haben wir von allem etwas. Was meint ihr?«, fragt Carter, während er sich die Karte schnappt, um seinen Blick über die Angebote gleiten zu lassen. »Ja, klingt gut. Hauptsache ich bekomme aber noch meinen Crêpe«, murmle ich, woraufhin Carter lacht und spielerisch in mein Bein kneift. Ich genehmige mir, eine Grimasse zu ziehen, da er es sowieso nicht sieht und Pia auch mit dem Durchstöbern der Speisekarte beschäftigt ist. Vor Liam ist mir das egal.

»Louis, du sollst Carter für dich gewinnen, nicht ihn verscheuchen.« Überrascht von Nialls Stimme reiße ich die Augen auf und scanne die Umgebung ab. Wo ist er? Hier drinnen jedenfalls nicht und eigentlich bezweifle ich auch, dass er irgendwo von draußen durch das kleine Fenster etwas sehen kann. »Guck nicht so blöd. Geh lieber auf Kuschelkurs mit deinem Liebsten.« Niall findet das wohl witzig. Na warte, der kann später was erleben, auch wenn er vielleicht recht haben mag. Mir ein Seufzen verkneifend lehne ich mich zu Carter und lege meinen Kopf seitlich an seinen Oberarm, um ebenfalls über die Gerichte schauen zu können. Erst stockt er, doch dann animiert ihn meine Nähe dazu, seine Hand nicht nur auf meinem Oberschenkel ruhen zu lassen, sondern mit leichtem Druck auf und ab zu fahren. Wäre das Harry neben mir, würde ich Gefahr laufen, gleich einen Ständer in der Hose zu haben, doch bei Carter regt sich absolut gar nichts.

»Bonjour, was kann ich euch bringen?« Mit einem französischen Akzent begrüßt uns einer der kleinen Männer und fragt nach unserer Bestellung. Überrascht davon, dass Carter scheinbar die Landessprache des Standes beherrscht und in dieser auch unsere Wünsche äußert, hebe ich die Augenbrauen. Woher kann er das denn? Genau das frage ich ihn auch, als der Angestellte wieder hinter seiner Theke verschwindet. »Ich habe als Kind einige Jahre mit meinen Eltern in Frankreich gelebt, daher spreche ich fließend die Sprache. Wieso? Kannst du auch Französisch?« Ich rümpfe die Nase und versuche meinen zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen.

Nicht fließend, aber schluckend.

»Nein, kann ich nicht«, antworte ich entgegen meiner Gedanken und schiele zu Liam, der in diesem Moment ein seltsames Grunzen von sich gibt und dann hustet. »Ist alles okay bei dir, Darling?«

»Ja ja, alles bestens«, sagt er und winkt ab. »Ich hab mich nur verschluckt.«

»Also wenn du mich fragst, hat er genau gewusst, was du gerade gedacht hast. Ich weiß es nämlich auch«, kichert Niall in mein Ohr, womit er auch mich zum Grinsen bringt.

Mehrere Stunden verbringen wir auf dem internationalen Markt, bevor wir gemeinsam verschwinden. Als wir beim Zuhause der drei ankommen, verabschieden sich Pia und Liam recht zügig, sodass ich mich kurz darauf alleine mit Carter in seinem Schlafzimmer wiederfinde. Es regnet mittlerweile, sodass es merkwürdig wäre, wenn ich wieder in den Garten wollen würde. Also muss ich wohl den Abend hier ausharren. »Was machen wir beiden Hübschen jetzt?«, fragt Carter mich, als ich mich auf sein Bett setze und unschlüssig die Umgebung mustere. »Weiß nicht.«

Im Augenwinkel sehe ich, dass er auf mich zukommt. Ich schaue zu ihm, als er sich neben mich setzt und eine Hand an meine Wange legt. »Ich wüsste da was«, wispert er, bevor er sich mir nähert. Oh nein, bitte nicht. Kein Rumknutschen mit Carter. Aber da muss ich wohl durch, denn ich habe keine Lust, dass er mich rausschmeißt, nur weil ich ihn nicht küsse. So gut es mir möglich ist, setze ich ein falsches Lächeln auf und komme ihm entgegen. Als unsere Lippen aufeinander treffen, seufzt er genüsslich, während er sich gemeinsam mit mir nach hinten in die weichen Kissen fallen lässt. Diesmal ist er fordernder als noch letztens im Garten. Seine Hand wandert von meiner Wange in den Nacken und hindert mich so am Zurückweichen. Seine Zunge dringt in meinen Mund, was ich nur widerwillig über mich ergehen lasse. Mit seiner anderen Hand drückt er mich zurück in die Matratze und rollt sich dann auf mich. 

Oh Gott, kann mich bitte jemand hier rausholen?

Plötzlich stöhnt Carter und presst seine Hüfte gegen meine, seine Hand zerrt mein Shirt nach oben. »Mhm!« Alarmiert löse ich den Kuss und versuche seine Hände von mir zu schieben. »Können wir damit bitte noch warten?« Doch er schüttelt den Kopf.

»Carter!« Oh, Hilfe.

»Komm schon, Baby. Du willst es doch aus. Du hast mich vorhin doch schon mit deinen Blicken ausgezogen«, säuselt er an meinen Hals. Was habe ich getan?! »Nein, habe ich nicht. Hör bitte auf.« Während er sich weiter an mir reibt, winde ich mich unter ihm, versuche seine Handgelenke festzuhalten. An meinem Schritt spüre ich, dass er bereits hart wird. Wieder stöhnt er. Ist er etwa gerade dabei, mich ... Ich mag den Gedanken nicht zu Ende denken. Bitte nicht. »Ach du Scheiße! Louis, gib mir irgendein Zeichen, wenn du Hilfe brauchst, und wir sind unterwegs.« Niall klingt in höchster Alarmbereitschaft. Ich weiß nicht. Brauche ich Hilfe? Oder habe ich noch alles unter Kontrolle? Wenn Niall und die anderen jetzt das Gebäude stürmen, um mir zu helfen, sind wir aufgeflogen und Harry immer noch nicht gerettet. Nein, das geht nicht. Ich muss das selbst regeln!

»Carter, bitte!« Jetzt werde ich lauter, nehme auch meine Beine zu Hilfe, um ihn von mir zu drücken.

»Ich hatte noch nie Sex und brauche noch Zeit!« Das ist zwar die größte Lüge des Jahrtausends, doch zum Glück bringt sie Carter dazu innezuhalten. Schwer atmend hebt er den Kopf, seine Augen dunkel vor Erregung. Mit geöffnetem Mund starrt er mich an, lässt seinen Blick über mein entsetztes Gesicht gleiten. Dann richtet er sich ganz plötzlich auf, setzt sich auf seine Knie und fährt mit den Fingern durch seine zerwühlten Haare. »Ich ... Oh, shit. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was da gerade in mich gefahren ist. Ich ... Tut mir leid. Wirklich! Du bist einfach so ... so ... heiß, dass ich nicht widerstehen konnte und ... Es tut mir leid.« Stotternd erklärt er sich, während ich dabei bin, meine Klamotten zurechtzuschieben. »Schon okay.«

»Nein. Nein, das war nicht okay. Du hast ›nein‹ gesagt und ich habe nicht aufgehört. Das war unter aller Sau. Es tut mir leid. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du heute hier übernachten möchtest, aber wenn du gehen willst, kann ich das verstehen. Ich werde dich nicht aufhalten.« Skeptisch hebe ich den Blick, um ihn anzusehen. Was ist das denn für ein Stimmungswechsel? Ich hätte ihm durchaus zugetraut, dass er sich gegen meinen Willen an mir vergeht. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er das jetzt scheinbar bereut. »Louis, er hat ausnahmsweise mal recht. Wenn du gehen willst, verschwinde und komm zu uns.« Niall wirkt beinahe so, als würde er darauf pochen, dass ich gehe. Aber der erst wenige Sekunden alte Vorfall zeigt mir nur nochmal, dass ich so schnell wie möglich die ganze Aktion hinter mich bringen will, damit ich endlich wieder Harry bei mir habe. Für ihn gehe ich auch das Risiko ein. Je häufiger und länger ich hier bin, desto größer ist die Chance, dass etwas dabei rumkommt.

»Ich würde gerne hier übernachten«, antworte ich daher lächelnd und umschließe Carters Hand mit meiner.

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Na, das ist wohl gerade nochmal gutgegangen. Ob Louis sich wirklich gut überlegt hat, dort zu übernachten? 😬

Zatago III - [Larry-AU]Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu