NEUNUNDDREIßIG

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Ungefähr ein Jahr später...

Glücklich seufzend rückte ich mein Kleid ein letztes mal zurecht, bevor ich zu meinem Bruder ins Auto stieg. Für diesen besonderen Tag war fast meine ganze Familie angereist, Levin extra aus Berlin, meine Eltern inklusive meiner Oma aus Stuttgart und sogar Julian's Familie aus Bremen wollte dabei sein, wenn ich endlich mein Staatsexamen erhalte.

Gerade in den ersten Wochen in denen Julian nicht mehr da war, hatte ich viel Kontakt mit seinen Eltern und Geschwistern. Diese neue Situation war für uns alle befremdlich, doch wir sind gut hineingewachsen, jetzt waren es nur noch Tage, bis ich und Julian wieder vereint waren und seine Familie ihn sehen konnte.

In Elisas Wohnung hatte ich mich auch sehr gut eingelebt, manchmal vermisste ich meine kleine Wohnung, da ich mich hier oft alleine fühlte, aber gegen mehr Platz konnte ich auch nichts einwenden. Nach dem wunderbaren halben Jahr, das wir zusammen verbrachten, musste sie leider gehen. Gottseidank war Kara noch da, die meiste Zeit, außerhalb der Uni, machten wir etwas zusammen, sonst wäre ich wahrscheinlich an Langeweile gestorben.

Elisa und Johannes hatten sich ebenfalls gut in Nürnberg eingelebt, meine beste Freundin hatte dort arbeit in einer Kita mit Integrativgruppen gefunden und konnte sich somit selbst vor neue Herausforderungen stellen.
Im November konnte ich allerdings gerade so eine Trennung zwischen den beiden verhindern. Das Paar hatte sich ziemlich heftig gestritten, Elisa wohnte sogar wieder für einige Tage hier in Köln. Doch ich habe die zwei wieder zu Vernunft gebracht und sie haben sich versöhnt. Es ist nicht sonderlich leicht gewesen, da beide die größten Dickköpfe überhaupt waren, aber mit ein wenig Überzeugungsarbeit hatte es funktioniert.

Das ganze Jahr über steckte ich schon in Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen. Ich lernte extra viel, da ich mir schon ziemlich Panik schob, es kostete mich viele Nerven und auch einige schlaflose Nächte. Doch es hatte sich gelohnt, bei den Prüfungen lief alles wie am Schnürchen und ich hatte glanzvoll bestanden.

Julian's erste Saison beim neuen Club war noch nicht ganz zu Ende, er hatte heute noch seinen Abschlussabend mit seiner Mannschaft und konnte deshalb leider nicht hier sein.
Aber seine Saison verlief anfangs wirklich grandios. Schon in den ersten spielen konnte er sich beweisen und vorallem auch überzeugen, die Fans liebten ihn für seine Tricks und Taktiken, die er während den Spielen zeigte, und er liebte es für Barcelona auf dem Feld zu stehen. Zum Stammspieler reichte es ihm noch nicht, aber immer öfter  fand er sich in den Aufstellungen wieder.
Bis er im Oktober mit einer Verletzung gestraft wurde. In einem gewaltvoll ausgearteten Zweikampf hatte er sich das Kreuzband angerissen.
Der gegnerische Spieler von Real Madrid, grätschte ihn im 'El Clasico', heftig weg, Julian wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Ich hatte das Spiel im Fernseher gesehen uns wusste noch genau, was für eine Angst ich um ihn hatte. Bange Stunden verbrachte ich vor meinem Handy, bis der erlösende Anruf seinerseits kam.
Zu seinem Glück war das Band nicht ganz gerissen, sonst hätte es eine Pause, bis zu einem halben Jahr mit sich gezogen.
Doch Julian arbeitete hart an seiner Rückkehr und kurz vor der Winterpause machte er sein erneutes Debüt und schoss sogar sein erstes Pflichtspieltor.
Er war mächtig stolz darauf gewesen.
Und das konnte er auch sein.

In den Ferien, die gottseidank genau mit denen der Uni übereinstimmten, fuhren wir zusammen in den Urlaub. Genauer gesagt zog es uns nach Südafrika. Einen Traum, den ich mir ohne Julian, niemals verwirklichen hätte können. Er meinte er wolle es mir als nachträgliches Geburtstags Geschenk schenken.
Gesagt getan, ganze Zwei Wochen erkundeten wir den Süden Afrikas bis nach Namibia.
Die Dinge die wir dort erlebt hatten waren einzigartig und würden mich für's Leben prägen.

Generell standen wir immer in Kontakt, ob über Skype, Whatsapp oder einfach nur telefonieren. So oft es ging verbrachten wir, wenn auch nur virtuell, unsere Zeit miteinander.
Es gab natürlich auch Momente, an denen ich an allem gezweifelt habe. Ob ich das alles noch schaffen kann und will und auch Julian zweifelte ab und zu an uns, während er allerdings immer beschäftig war, verlor ich mich in diesen schrecklichen Gedanken. Kraft und halt fand ich in dieser Zeit immer bei meinen Eltern, die mich auf Rat und Tat unterstützten und mit mir die Tage hinunterzählten.
Wir waren beide stark geblieben.
Für uns.
Und jetzt hatten wir es fast geschafft, in Zwei Tagen war die Saison 2019/20  beendet und dann würden wir, bevor wir unsere gemeinsame Wohnung beziehen, erst mal in den Urlaub gehen. Zusammen mit Kai und Sophia nach Ibiza.
Auch die beiden hatten mir die Zeit ohne Julian leichter gemacht, ob es nur mal ins Kino ging mit Sophia, oder wir drei zusammen gekocht hatten.

Nobody compares to you   -Julian BrandtWhere stories live. Discover now