VIERUNDDREIßIG

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"Mama? Papa? Ich bin zu Hause" rief ich, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog.

"Alessia. Komm her Schätzchen." Meine Mutter kam aus dem Wohnzimmer angelaufen und zog mich in ihre Arme. Der wohlige Geruch nach Waschmittel ließ mich sofort aufseufzen.

"Hast du schon alles gepackt?" fragte mein Vater, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte.

"Natürlich, was denkst du denn?" Lachte ich, woraufhin er mit einstimmte.

Da ich die heimelige Stimmung nicht zerstören wollte, verschob ich das Gespräch auf Morgen. Den Abend ließen wir gemütlich vor dem Fernseher, mit einigen Folgen Modern Familiy, ausklingen.

Müde ging ich in mein altes Kinderzimmer, in dem sich, seit ich ausgezogen bin, nichts mehr verändert hatte. Die rote Wand, das alte Holzbett, mein großer Wandschrank und sogar die Bilderwand war noch vorhanden.
In Gedanken an die schöne Zeit damals, schlief ich ein.

"Morgen" lächelte mir meine Mutter entgegen, als ich in die Küche trat.
Nach der Gewohnheit ließ ich mir einen Kaffe aus der Maschine und schnappte mir ein Brötchen, um es mit Marmelade zu beschmieren.

Ich war schon die ganze Zeit angespannt, legte mir die Worte im Mund zu Recht und warf sie immer wieder über den Haufen. Mir war schlichtweg nicht bewusst, wie ich meinen Eltern beibringen sollte, dass ich in ein anderes Land ziehen möchte.

"Mama. Papa. Ich muss mit euch reden" sagte ich schließlich.

Besorgt musterte mich meine Mutter, setzte sich dann aber zu meinem Vater an den Tisch.

"Also. Wo soll ich anfangen?" stammelte ich.

"Mama, du weißt doch von Julian, oder?" Grinsend nickte meine Mutter.

"Wer ist Julian?" brummte mein Vater mit ernster Miene.

"Ich habe Julian schon vor einiger Zeit kennengelernt, die Chemie zwischen uns hat einfach gepasst" mit einem leichten Lächeln hielt ich kurz inne "Papa vielleicht kennst du ihn sogar, er war Profifußballer bei Leverkusen. Julian Brandt"

Erschrocken weiteten sich seine Augen. "Wie jetzt? Der Julian Brandt?"  hilfesuchend blickte er zu meiner Mutter, welche jedoch nur wissend nickte.
Ich ließ ihm kurz Zeit und wollte erneut ansetzen, als er sich nochmal zu Wort meldete.
"Aber will er nicht den Verein wechseln?"

"Das ist das Problem. Er wird noch innerhalb dieses Monates das Land verlassen" frustriert atmete ich aus, während mich meine Eltern abwartend anschauten.
"Und er hat mich gefragt, ob ich ihn begleite, wohin weiß er noch nicht, aber Barcelona steht weit oben. Wir werden zusammen entscheiden."

Mein Vater fuhr sich mit der Hand durch die Haare und meine Mutter hatte eine undurchschaubare Miene aufgelegt.

"A-aber dein Studium" stotterte sie.

"Das werde ich noch fertig machen. Es ist noch Ein Jahr, das wir dann per Fernbeziehung überleben müssen, aber auch das geht vorbei. Arbeit werde ich auch dort finden" versuchte ich meine Eltern zu überzeugen.

"Sicher, dass er der Richtige ist?" fragte mein Vater.

"Und wie" lächelte ich leicht, was auch meinem Papa ein sanftes Lächeln entlockte.
Nach einem kurzen Blickkontakt zwischen meinen Eltern wendeten sie sich zu mir.

"Alessia, wir können dir nicht im Wege stehen. Auch wenn wir dich nur ungern gehen lassen. Du bist schon länger volljährig, du darfst selbst entscheiden, was du machen möchtest. Wir unterstützen dich in jedem Schritt den du tust." meine Mama schloss mich in ihre Arme.

"Danke Mama. Danke Papa." flüsterte ich.

"Aber stell uns den Jungen mal vor. Lade ihn ein" forderte mich mein Vater auf.

"Aufjedenfall" grinsend befreite ich mich aus seinen Armen.

Es war alles gut gegangen. Sie haben mir ihren Segen. Sie haben uns ihren Segen. Ohne Julian überhaupt zu kennen.

Eine rießige Last fiel mir von den Schultern. Es schien, als ob es das Universum tatsächlich gut mit mir meinte. Endlich stand nichts mehr im Wege.

Ich beschloss erst am Abend Julian anzurufen, da er auch noch mit seinen Eltern reden wollte. Stattdessen rief ich Elisa an. Sie erzählte aufgeregt, dass auch ihre Eltern nichts dagegen hätten. 'Ob nun Nürnberg oder Köln spielt ja auch keine Rolle' so ihre Mutter.
Da sie noch ihre Oma besuchen wollte legten wir schon bald wieder auf.
Um kurz vor Fünf hielt ich es dann nicht mehr aus und wählte Julian's Nummer.

"Alessia?" fragte es direkt am Ende der anderen Leitung.

"Ja ich bin's" räusperte ich mich.

"Und? Wie ist's gelaufen?" fragte er sofort.

"Es steht nichts mehr im Wege. Meine Eltern sind einverstanden." quietschte ich. Und auch Julian ließ einen Freudenschrei los.

"Das ist fantastisch" rief er.

"Ich kann es noch gar nicht richtig realisieren." murmelnd starrte ich die Bilderwand an.

"Und du hast noch ein ganzes Jahr hier. Ich kann nicht fassen, dass meine Zeit bei Leverkusen vorbei ist. Dieser Verein hat mir so viel gegeben, mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Und ich habe so unfassbar Angst." Den letzten Teil flüsterte er nur noch.
"Was ist, wenn sie mich nicht wollen?" seine Stimme Klang verzweifelt.

"Wenn sie dich nicht wollen würden, hätten sie auch kein Angebot gemacht. Außerdem kann jeder Club, in der ganzen Welt, mächtig stolz sein, dich als Spieler zu haben. Wir werden das zusammen durchstehen Julian. Egal was kommt. Du bist nicht alleine."

"Danke Alessia-" ein Seufzen durchfuhr ihn "für einfach alles."

"Meine Eltern wollen dich übrigens kennenlernen" berichtete ich ihm.

"Trifft sich ja ganz gut, meine dich nämlich auch"

Wir einigten uns darauf, unsere Familien zusammen zu führen, sobald ich wieder von Barcelona kommen würde.

"Also dann nächste Woche Samstag?" hinterfragte er nochmals.

"Ja, bei dir zu Hause"

Julian's Vater würde am Samstag Geburtstag haben und lud uns deswegen zum Brunchen am Vormittag ein. Abends würde er dann noch Gäste zum Grillen da haben, wozu wir auch eingeladen wurden. Sogar schlafen konnten wir alle dort, meine Eltern im Gästezimmer und ich bei Julian, in seinem alten Kinderzimmer.

"Also, wir sehen uns Samstag. Ich freu mich darauf"

"Ich mich auch" raunte er.

"Schlaf gut Alessia"

"Du auch Julian" flüsterte ich.

Nachdem ich meinen Eltern von dem bevorstehenden Treffen erzählt hatte, ging ich schlafen. Es war noch früh, aber Elisa würde mich schon um Vier Uhr abholen, da um Sechs unser Flieger geht.
Ich war schon ganz schön aufgeregt,  auf den Mädels Urlaub hatten wir alle lange gespart und deshalb freute ich mich jetzt schon auf Sechs Tage voller Entspannung.

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Am Freitag geht endlich die Bundesliga wieder los
Ich bin so gespannt auf die Saison.

Wer, denkt ihr, wird Meister?
Kann Bayern den Titel verteidigen?

Nobody compares to you   -Julian BrandtWhere stories live. Discover now