|FÜNF|

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Nachdem ich den restlichen Donnerstag noch in dem Café gearbeitet hatte, den ganzen Freitag Morgen wieder in der Uni war und mittags wieder im Café aushalf, fiel ich spät abends, todmüde ins Bett

Mit einer gewissen Vorfreude schwang ich mich, am Samstag, also aus dem Bett und stieß mir dabei unglücklicherweise erstmal meinen Fußzeh an.
Wimmernd hielt ich meinen Fuß fest, was das ganze natürlich auch nicht besser machte.

Verflucht, wieso war meine Wohnung auch so winzig.
Ich glaube lange würde ich das echt nicht mehr aushalten.
Es wäre vielleicht doch keine schlechte Idee an eine WG mit Elisa zu denken.
Ich nahm mir aufjedenfall fest vor sie heute im laufe des Tages darauf anzusprechen.

Elisa würde mich um 13 Uhr abholen und dann würden wir gemeinsam nach Leverkusen fahren, uns dort noch ein bisschen umgucken und anschließen zum Stadion fahren.
Den Plan hatten wir uns vorher so zurecht gelegt, dass wir noch genug Zeit für den Besuch in der Stadt hatten.

Mein restlicher Samstagvormittag bestand daraus, das Chaos in meiner Wohnung zu beseitigen, meine Uni Unterlagen auf Vordermann zu bringen und mir letztenendes etwas zum Mittagsessen zu kochen.
Das alles war schon lange fällig gewesen und zumindest das Kochen machte mir unglaublich viel Spaß, leider tat ich das viel zu selten, da mir die Zeit nie reichte oder ich schlichtweg zu faul dafür war.
Andererseits wäre es eine willkommene Abwechslung zu dem ganzen Fertigzeug, aus der Tüte.
Umso mehr Spaß hatte ich gerade dabei.

Da mir viel zu viel Spaghetti in den Topf rutschten, beschloss ich kurzerhand Elisa anzurufen und sie zum Mittagessen einzuladen.
Diese nahm die Einladung sofort, jauchzend, an und sagte sie sei in Zehn Minuten da.
In dieser Zeit schnippelte ich die Tomaten, fügte den Rest hinzu und ließ es, während ich den Tisch deckte, vor sich hin brutzeln.

Als es klingelte hatte sich schon der warme Duft nach Spaghetti Bolognese ausgebreitet und wie eine Wolke meine Wohnung eingehüllt.
"Heilige Scheiße, riecht das Geil" Elisa trat durch die Tür und schmiss ihre Tasche auf den Boden, um ihrem Ausruf noch mehr Ausdruck zu verleihen.

"Schönen Guten Mittag auch" murmelte ich grinsend und schloss die Tür hinter uns.

Meine Freunsin zog mich an meinem Handgelenk in die kleine Koch-Niesche und pflanzte sich auf den Stuhl."Ich hab Hunger und wir müssen uns jetzt stärken für später, also komm." forderte sie mich barsch auf. So war sie wirklich nur wenn sie hungrig war und böse meinte sie das auch nicht.

Ich nahm die Zwei Töpfe also vom Herd, platzierte sie vor ihr und setzte mich anschließen auch hin, während die Blondine sich schon die erste Gabel hinein schob.
"Das ist Hammer, du musst echt öfters für mich Kochen" mampfte Elisa, mit vollem Mund, vor sich hin.
Ich lachte auf "Danke, aber Nein Danke. Hab ja selbst kaum Zeit dafür."

Sie rollte ihre Augen begann dann aber über ein neues Thema zu reden "Bist du auch so aufgeregt, wie ich?"
Ich nickte hektisch, da ich noch mit kauen beschäftigt war.
Elisa häufte erneut Spaghetti auf ihr Teller "Sollen wir heute Abend noch feiern gehen?" fragte sie schließlich.

Sarkastisch lachte ich auf"Was denn? Dass Stuttgart hoffentlich keine  ganz so große Klatsche kassieren wird oder was?"
Sie verdrehte schon wieder die Augen "Natürlich nicht, einfach so, Leute kennenlernen" ganz entbrannt für diese Idee wollte sie mich davon überzeugen.

Ich wusste genau, worauf sie eigentlich hinaus wollte.
Der Gedanke an Julian ließ einfach nicht von mir ab, obwohl ich in den vergangenen Tagen so beschäftigt war.
Viel eher ließ es mich im Ungewissen, ob ich ihn je wieder sehen würde.
Immerhin hatte ich noch seinen Pulli.
So gut es ging, versuchte ich den Gedanken wieder zu verwerfen und konzentrierte mich auf das Wesentliche.
"Mal schauen, vielleicht" erwiderte ich gleichgültig.
Elisa hatte ein triumphierendes Lächeln im Gesicht, sie wusste, dass ich nie klein bei geben konnte und sie nutzte es jedes mal auf's Neue aus.
So eine Schlange.

"Komm lass uns fahren" lenkte ich sie ab und zeigte auf die Uhr, die an der Wand hing.
Es war schon Zehn nach Eins, weshalb wir uns langsam auf den Weg machen sollten.

-

Nachdem wir kurz die Innenstadt besucht hatten, in der wir hauptsächlich Heimische Fans gesehen haben, fuhren wir an die Bayarena.
Wir waren noch relativ früh dran und fanden somit leicht einen Parkplatz.
Anschließen begaben wir uns langsam zum Eingang, an dem wir dann auch einigen Stuttgarter Fans begegneten.
Nicht sehr vielen. Aber genug um Stimmung zu machen.

Wir waren schließlich problemlos durch die Kontrolle gelangt und machten uns auf die Suche nach unseren Plätzen.
Elisa hatte damals keine Ahnung wo die Plätze sind, als sie die Karten ergattert hatte, aber sie waren der Wahnsinn.
Wir saßen tatsächlich in der aller untersten Reihe, fast am Spielertunnel. Hautnah am Spielfeld.
Von hier hatte man eine Grandiose Aussicht auf die Spieler.

Es dauerte auch hat nicht mehr lange, bis die ersten Spieler auf den Platz kamen, zuerst die Stuttgarter und dann die Leverkusener.
Der VfB Stuttgart machte sich auf der linken Seite breit und die Gastgeber auf der rechten.
Meine Aufmerksamkeit schenkte ich lediglich meinem Heimatverein und ich wurde immer hibbeliger, auch Elisa schien sich nichtmehr halten zu können, denn sie lehnte aufgeregt an dem Geländer und schaute den Spielern zu, die gerade wieder zum Spielertunnel liefen, um sich aufzustellen. Die Musik wurde langsam leiser und unter Jubeln meldete sich der Stadionsprecher zu Wort.

Von rechts kamen nun auch die Leverkusener und einige klatschten sich schon einmal ab, die die wohl schonmal miteinander gespielt hatten.
Marc Kempf und ein Spieler von Bayer 04 umarmten sich herzlich vor dem Spielertunnel, sie lösten sich langsam wieder und ich erkannte hell blondes Haar.
Unverkennbares blondes Haar.

Als ich dann das komplette Gesicht sehen konnte, war es um mich geschehen.
Meine Kinnlade klappte vollends hinunter.

Julian.

Da war Julian.

Mein ganzer Körper begann zu zittern, was Elisa wohl zu bemerken schien, denn sie schaute mich erschrocken an
"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?"

"I-Ich, d-da" ich richtete meinen zitternden Finger unauffällig auf Julian, der sich immer noch mit dem Stuttgarter Spieler unterhielt.

Elisa erkannte ihn wohl auch und drehte sich geschockt zu mir.
"Oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein" quetschte sie unter einem spitzen Schrei hervor.

Ich war gerade nicht in der Fassung etwas zu antworten.
Mit zittrigen Beinen setzte ich mich wieder hin, da ich vorher aufgesprungen war um meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen.
Einerseits freute es mich unglaublich Julian wieder zu sehen, aber andererseits schienen meine Chancen, jemals mit ihm in Kontakt zu treten, einfach so zu verpuffen.

Er war tatsächlich Fußballprofi, bei einem Bundesligisten. Quasi unerreichbar.

Vor lauter Grübeln bemerkte ich gar nicht, dass der Stadionsprecher nun begonnen hatte die Namen der Leverkusener Spieler vorzulesen und sich gleichzeitig ihre Bilder auf dem Monitor abspielten.
Nachdem er den Vornamen genannt hatte, brüllten die ganzen Fans die Nachnamen.
Es herrschte jetzt schon eine unglaubliche Stimmung in der Bayarena und doch konnte ich mich nicht darauf konzentrieren.

"Und unsere Zehn, Julian-"

"Brandt" riefen die Fans.

Julian Brandt.
Ich dachte nach, ob ich den Namen nicht schon einmal gehört habe, da klingelte jedoch nichts bei mir.
Bis ich wieder aufmerksam wurde, da der Sprecher einen, mir ebenfalls bekannten, Namen ankündigte.

"Unsere Nummer 29, Kaaaai-"

"Havertz" brüllte das Stadion zurück.

Meine Gesichtszüge entglissen mir. Nicht der auch noch.

Elisa sah knuffte mich in die Schulter und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.
"Wie ich schon sagte, man sieht sich immer zweimal" wissend grinste sie mich an.

Ich stand immernoch unter Schock, als der Sprecher den Einlauf ankündigte.
"Und hier kommt unsere Werkself, mit den heutigen Gegnern aus Stuttgart" rief er euphorisch ins Mikrofon.

Mein Blick heftete sich auf die Rücken der Leverkusener und suchte präzise nach der
10 und der 29.
Mein Atem stockte, als ich sie dort stehen sah.
Beide aufeinmal, nebeneinander, dem Publikum zu winkend und bittersüß lächelnd.

Nobody compares to you   -Julian BrandtWhere stories live. Discover now