|SECHS|

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Das Fußballspiel war mittlerweile in vollem Gange, Tore sind aber noch nicht gefallen.
Es war die 40. Minute angebrochen und die Stuttgarter fielen langsam aus ihrer Struktur.
Ein Wunder, dass diese überhaupt so lange gehalten hatte.
Die Defensive wurde immer schwächer und Leverkusen hatte schon mehrere Versuche, die zu unserem Glück immer nur die Latte trafen.

Die Stuttgarter Fans waren jedoch optimistisch und vollauf begeistert noch kein Tor kassiert zu haben, weswegen euphorisch einige Lieder gebrüllt wurden.

Mittlerweile konnten auch Elisa und ich uns nichtmehr halten und schrien uns die Seele aus dem Leib, um unser Heimatteam anzufeuern.
Die Stimmung war grandios und ich bekam jedes mal auf's Neue eine Gänsehaut. Selbst wenn die Aussichten schlecht waren.

Anfangs heftete mein Blick, wie paralysiert, auf seinem Rücken.
Ich konnte es einfach nicht glauben.
Elisa hatte mir ganze Zeit mitleidige Blicke zu geworfen, aber auch keine passenden Worte gefunden, zu dieser verdammt komischen Situation.
Irgendwie hatte ich es dann geschafft mich zusammenzureißen und mich ausschließlich auf das Spiel zu konzentrieren. Was bisher auch gut geklappt hatte, jedoch war ich immer wieder aufs neue fasziniert, wenn Julian den Ball an den Füßen hatte.

Noch eine Minute war es bis zur Halbzeit und alle waren schon darauf eingestellt mit einem Unentschieden in die nächsten 45 Minuten zu starten.
Aber nicht mit Leverkusen.
Gomez verlor den Ball an Baumgartlinger, welcher direkt zum Konter überging, mit einer weiten Flanke landete der Ball auf der rechten Seite bei Havertz.

Er spielte das runde Leder gekonnt in die Mitte zu Brandt, damit er sich selbst frei laufen konnte.
Die Stuttgarter Defensive war auf das schnelle umschalten überhaupt nicht gefasst gewesen und kam kaum hinterher, weshalb Julian und Kai fast alleine vor dem Tor waren.
Julian kickte den Ball abschließend zu dem komplett freistehenden Kai, der ihn mit einer bewussten Leichtigkeit in die obere, linke Ecke beförderte.

Die Fans grölten auf und die anderen ließen sich niedergeschlagen auf die Sitze fallen.
Kai rannte zu Julian und sprang auf seinen Rücken, während auch die restlichen Leverkusener angerannt kamen.

Ich erwischte mich beim Grinsen, als ich die beiden so sah, aber es sah nunmal verdammt süß aus.
Also zusammen natürlich.
Nicht nur Julian, bei dessen Lachen mein Herz aufging.
Ihre Freundschaft meinte ich, natürlich.
Nichtmal meine Gedanken hatte ich unter Kontrolle.

Durch den Schlusspfiff wurde ich wieder aufmerksam und erkannte, dass sich alle auf den Weg zum Spielertunnel machten.
Die Stuttgarter verschwanden sofort in die Kabinen und einige Leverkusener waren auch schon auf dem Rückweg.
Lediglich Kai, Julian und zwei weiter Mitspieler setzten gemächlich ihren Weg fort.
Während sich alle unterhielten, ließ Kai sein Blick durch die Tribüne schweifen.
Sofort erschrak ich. Konnte mich aber schnell wieder sammeln. Wie groß war denn die Wahrscheinlichkeit, dass Kai mich unter tausenden Menschen erkennen würde?

Sein Blick zog, wie erhofft, an mir vorbei.
Dachte ich zumindest.
Denn auf einmal stoppte er, seine Augen wanderten zurück und hielten punktgenau bei mir an.
Seine Augen weiteten sich und gleichzeitig klappte sein Mund auf und kurz darauf wieder zu.
Ich musste mindestens genauso schockiert ausgesehen haben wie er. Am liebsten hätte ich mich hinter der Bande versteckt.

Blind schlug der Leverkusener Julian auf die Brust und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ohne auch nir einmal den Blick abzuwenden.
Augenblicklich erhellte sich Julian's Miene und er gab schockiert etwas von sich.
Aus knapp 20 Metern ist Lippenlesen ziemlich schwer, aber ich vermutete, dass er ein 'Oh mein Gott', 'Was' oder 'Wo' von sich gegeben haben muss.

Der Blonde reckte und streckte sich, um die Ränge besser sehen zu können.
Gespannt hielt ich die Luft an, aber seine Augen fanden meine nicht.
Ich konnte nicht ganz einschätzen, ob mich das jetzt glücklich machen sollte oder nicht.

Nobody compares to you   -Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt