ACHTUNDDREIßIG

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Das helle Sonnenlicht ließ mich aufschrecken, Julian, der mir gerade das Handtuch vom Kopf gezogen hatte, lachte nur blöde.

"Komm schon, ich will ins Wasser" nörgelte er.

"Dann geh doch" provozierte ich ihn.

"Nö, du sollst mitkommen" schmollend schaute er mich an.

Ich grinste "Geh. Ich komme gleich nach."

Mein Freund schmunzelte und rannte daraufhin quietschend den Sand hinunter.
Im Wasser stockte er dann kurz, da es doch ein bisschen kalt war, stürzte sich dann aber lachend in eine riesen Welle, die gerade angerollt kam.

Julian's Medizincheck lief richtig gut, er war nach nur Zwei Stunden wieder zurück im Hotel gewesen und teilte mir daraufhin mit, dass wir den Tag am Strand verbringen würden und erst morgen zurück fliegen würden.
Außerdem flog er dann direkt weiter nach Griechenland.

Jungsurlaub. Mit Kai und anderen alten Freunden.

Er würde extra erst einen Tag später dazustoßen, weil er noch Zeit mit mir verbringen wollte. Eigentlich schon süß, dass er extra einen Tag länger bei mir bleibt.
Aufjedenfall hatten wir noch einen Termin zum Wohnungen anschauen, am nächsten Morgen.

"Beweg jetzt endlich deinen Arsch hierher" rief mein Freund.

"Jaja, ich komme schon" gemächlich stand ich auf und richtete meinen Bikini.
Ich war noch gar nicht richtig im Wasser, da stürzte sich Julian schon auf mich und zog uns beide in das kalte Nass.
Mein Schrei ging in den Wellen unter.
Juli zog uns beide wieder an die Oberfläche und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

"Ich hasse dich." flüsterte ich in gefährlichem Ton.

"Tust du nicht." hauchte er an mein Ohr und verschaffte mir damit schonwieder eine Gänsehaut. Doch er hatte recht, das tat ich ganz und gar nicht.

-

Knappe 24 Stunden später, waren wir wieder in Köln gelandet.
Tatsächlich hatte uns beiden die Wohnung auf den ersten Blick total gut gefallen.

Sie befand sich in einem Viertel, ein wenig außerhalb von Barcelona, das Viertel gehörte zu den etwas reicheren Gegenden hier, hatte aber trotzdem nicht diese riesen Villen, wie man sie aus Filmen kannte.
Das Appartement befand sich in einem Haus, das weitere Drei Wohnungen beinhaltete und wir waren nun in Besitz der obersten Etage.
Von dem großen Balkon aus konnte man sogar das Meer sehen, zu dem ein circa Fünf minütiger Fußweg hinführt und in einer kleineren Bucht endete.
Das Mehrfamilienhaus teilte sich zudem einen fabelhaften Pool im Garten.
Im großen und ganzen waren wir total zufrieden, es war nicht zu groß, so dass sich Julian im ersten Jahr alleine fühlen müsste, aber es war auch nicht zu klein. Einfach perfekt.

-

Mittlerweile war schon wieder eine Woche vergangen, wir hatten schon den größten Teil meiner Wohnung in Kisten gepackt und zu Elisa gefahren. Der Zeitpunkt war gekommen um diesen Abschnitt meines Lebens hinter mir zu lassen. Mutterseelenallein stand ich in der leeren Wohnung. Zwei Jahre hatte ich hier verbracht und es waren keine schlechten. Trotz dass ich mir oft meine Zehen gestoßen habe, das warme Wasser in der Dusche ausging oder die Nachbarn zu laut waren, ich war der Wohnung dankbar und war demnach wirklich wehmütig sie hinter mir zu lassen.

"Kommst du?" Julian stand im Türrahmen, hatte die Arme verschränkt und lächelte mich sanft an.

Nickend lief ich auf ihn zu und schloss meine Arme um seinen Bauch, er verschränkte seine hinter meinem Rücken und legte sein Kinn auf meinem Kopf ab.

"Wann gehst du nochmal" nuschelte ich an seine Brust. Ich kannte den Termin seiner Abreise nur zu gut, doch wollte ich es immernoch nicht wahr haben.

"Morgen" seufzte er.

"Komm lass uns deinem Vermieter den Schlüssel bringen" schob er mich aus meiner Wohnung. Er wollte nicht darüber reden.

Tief atmend zog ich die Tür hinter mir zu. Vorrausblickend auf eine tolle Zeit, in Zukunft, überbrachten wir die Schüssel und richteten danach mein neues Zimmer in Elisas Wohnung ein.

Die Nacht verbrachten ich und Julian ein letztes mal zusammen. Vertieften unsere Gefühle, erneuerten unsere Versprechen, genossen einfach die letzten Stunden, die wir gemeinsam hatten.

Der 18. Juli war gekommen. Julian's Abreise aus Deutschland stand unmittelbar bevor.

Seine ganze Familie war aus Bremen angereist und sogar meine Eltern waren aus Stuttgart gekommen um meinen Freund zu verabschieden. Sophia und Kai hatten auch vor, dabei zu sein.
Um Elf Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, wo alle warteten. Im Auto redeten wir nicht viel, die Stimmung war drückend, immer wieder verdrückte ich eine Träne. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass wir uns immerhin ein halbes Jahr, bis zur Winterpause, nicht mehr sehen würden.
Es stellte mich vor neue Herausforderungen, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Wie ich es ohne ihn aushalten sollte.

Auf dem großen Parkplatz stellte Julian das Auto ab, mit dem ich wieder zurück fahren würde.
Angespannt stieg er aus und schnappte sich seinen Koffer und anschließend meine Hand. Sanft drückte ich diese "Julian es wird alles gut" flüsterte ich. Bedrückt nickte er.

Von einem Angestellten wurden wir zu dem Privatjet gebracht, vor dem schon alle warteten. Julian's Mutter hatte schon ein Taschentuch in der Hand und winkte mich zu sich.
Zuerst verabschiedete sich Julian von seinen Verwandten, anschließend von meinen Eltern, dann von seinen, Kai und Sophia und erst zuletzt kamen seine Brüder. Dann stand er vor mir.

Während des Geschehens waren schon einige Tränen geflossen,  weshalb auch bei mir schon sämtliche Dämme gebrochen waren.

"Wir lassen euch dann mal kurz" Heike scheuchte traurig lächelnd die Angehörigen ein wenig weg von uns.

"Alessia" Julian kam einen Schritt auf mich zu und nahm meine Hände in seine.

"Das war's also" flüsterte ich.

Er schüttelte den Kopf "Das ist erst der Anfang von etwas ganz großem."

Seine festen Arme umschlossen mich, schluchzend drückte ich mein Gesicht in sein Hemd, während er beruhigend meinen Rücken streichelte.

"Die Zeit wird so schnell vergehen Alessia. Glaub mir, schon ganz bald sind wir wieder vereint." Leicht nickend löste ich mich von ihm.

"Julian. Wir werden das schaffen. Du wirst das in Barcelona rocken, das weiß ich. Ich glaube ganz fest an dich, deine ganze Familie tut das. Wir werden dich alle ganz schrecklich vermissen." Ich schluckte.

"Was man liebt lässt man ziehen, wenn es wieder zurückkommt, dann ist es alles vollkommen wert" lächelte ich.

"Ich werde zurückkommen und das weißt du, daran gibt es kein Zweifel" mittlerweile liefen auch Julian Tränen über die Wangen, die ich sanft wegwischte.

"Ich liebe dich Alessia, so sehr, dass mein Herz weh tut" hauchte er.

"Ich dich auch und wie" flüsterte ich, bevor sich unsere Lippen ein letztes mal vereinten.

Geflasht von den Emotionen ließ ich mich in dem Kuss fallen, die ganze Trauer, Wut und Liebe, die wir zusammen durchlebt hatten spiegelten sich darin wieder.
Es hat uns auseinander getrieben und wieder zusammen gebracht. Ob es nun Schicksal war oder nicht, weiß ich nicht. Aber wenn ich eines wusste, dann, dass es liebe war und daran würde sich nichts ändern. Nicht einmal die 1383 Kilometer die uns von nun an trennen würden.

"Bis bald Lessi" murmelte er.

Winkend, mit Tränen in den Augen, stieg mein Freund in den Flieger, der ihn nach Barcelona bringen würde.
Seine neue Heimat.
Unsere neue Heimat.

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Random Question: Besitzt ihr ein Trikot? Wenn ja, von welchem Club und welchem Spieler?

~Ich habe zwei von Bayern, eins ohne Flock und das andere mit Kimmich.🌞

Nobody compares to you   -Julian BrandtDär berättelser lever. Upptäck nu