Nobody compares to you -Julian Brandt

|NEUN|

Ein heller Lichtstrahl weckte mich aus dem Tiefschlaf.
Ich versuchte blinzelnd meine Augen zu öffnen, was ich nach einiger Zeit auch schaffte.
Die warme Sonne strahlte in mein Zimmer, genau in mein Gesicht.
Meine Hand wanderte zu meinem brummenden Schädel und rieb über meine Stirn.

War gestern wohl doch bisschen viel, was?

Schmatzend schälte ich mich aus der Bettdecke und begab mich ins Bad, wo ich erstmal aufs Klo ging und anschließend meine Zähne putzte um den ekligen Geschmack, nach Alkohol und Zigaretten Rauch, wegzubekommen.

15 Minuten später ließ ich mich, mit dem Kaffe in der einen und dem Handy in der anderen Hand, vor dem Fernseher nieder.
Es war Sonntag, meine Kopfschmerzen hielten sich in Grenzen und ich hatte heute noch keine Pläne.
Das schrie förmlich nach einem Serien Marathon.

Mit The Vampire Diaries war ich fast durch, weshalb ich beschloss jetzt die letzten vier Folgen zu schauen.
Gespannt kuschelte ich mich in die Decke ein und lauschte Damons Stimme.

Nebenbei warf ich einen Blick auf mein Handy, es war schon fast 12 Uhr, aber noch keine Nachricht von Elisa.
Oder Julian.
Ich schrieb Elisa, ob bei ihr alles klar sei, schmiss dann aber mein Handy in eine Ecke des kleinen Sofas und verfolgte das Geschehen in Mystic Falls.

Spätestens als Damon Elena wieder in seine Arme schloss, war es um mich geschehen, ich heulte wie ein Schlosshund und rotzte schon mein viertes Taschentuch voll.
Als dann der Abspann lief atmete ich tief durch, musste dann aber selber über mich grinsen, wie emotional ich auf sowas reagierte, normalerweise heulte ich nie bei Serien oder Filmen.
Ich schaltete den Fernseher ab und kramte mein Handy hervor.
Zwölf neue Nachrichten.
Geschockt entsperrte ich mein Handy.

Zehn kamen von Elisa und die anderen zwei von meiner Mum und Julian.

Erfreut öffnete ich zu aller erst die von meiner Mutter.

Morgen Schatz, hoffe bei dir ist alles fit. Würden uns freuen wenn du mal anrufen würdest.
Grüße aus Stuttgart.

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken, erst letzte Woche Freitag hab ich zu Hause angerufen, aber da ich die beiden unglaublich vermisste beschloss ich sie bald mal besuchen zu kommen.
Das letzte mal war an Weihnachten und das ist jetzt auch schon wieder fast Fünf Monate her.
Da ich mindestens genausolange nichts von meinem herzallerliebsten Bruder gehört habe, fragte ich ihn, per Whatsapp, ob er übers Wochenende mit nach Stuttgart fahren würde.
Das wäre die perfekte Überraschung für unserer Eltern.

Levin war noch seltener in unserer Heimat, er wohnte in Berlin, mit seiner Freundin Katja, was das ganze natürlich nicht einfacher machte.
Er ist tatsächlich erst ein halbes Jahr vor mir ausgezogen, mit 21 und ich anschließend mit 18.
Levin hatte es einfach nie auf die Reihe bekommen auch nur irgendetwas zu tun, er war durch und durch einfach nur faul.
Bis er dann auf einem Jungstrip, in Berlin Katja kennen lernte.
Sie verliebten sich, er zog zu ihr nach Berlin und jetzt arbeitete er dort in einer großen Firma.

Keine zwei Minuten später schrieb Levin, dass er auch endlich mal wieder unsere Eltern besuchen wollte und willigte ein am Freitag nach Köln zu kommen und dann Samstag Morgen mit mir nach Stuttgart zu fahren.

Als nächstes öffnete ich Elisas Chat, es musste wohl wichtig gewesen sein, sonst hätte sie wohl kaum gleich zehn Nachrichten geschrieben.

Alessia.
Schreib mir mal.
Bitte.
Schnell.
Ich brauch Hilfe.
Wahrscheinlich schläfst du noch.
Aber schreib mir.
Es ist wichtig.
Ach, ruf mich einfach an wenn du wach bist.
Aber flott.

Ich grinste, als ob ich noch schlafen würde, wer von uns war hier der Morgenmensch.
Da mich ihre so dringende Angelegenheit extrem interessierte, rief ich sie kurzerhand an.
In der Zeit in der es klingelte philosophierte ich den Grund meiner Nötigkeit, vor mich hin.
Vielleicht war ihre Nacht ultra schlecht, oder sie wurde gekidnapped.
Letzteres schloss ich wieder aus, als meine Freundin sich mit einem munteren
"Alessia?"  am Ende der Leitung meldete.

"Das bin ich" antwortete ich belustigt.

"Gottseidank, du weißt ja nicht was passiert ist, gestern Abend, du kennst doch Johannes, aufjedenfall ich und er, bei ihm, na du weißt schon" begann sie zu plappern wie ein Wasserfall.

Ich unterbrach sie, sonst würde ich gar nichts verstehen.
"So und jetzt nochmal langsam bitte"

Elisa seufzte "Also, ich bin gestern nach seiner Schicht, mit Johannes zu ihm gefahren, es war schon ziemlich spät, ich wollte eigentlich, naja du weißt schon.
Aber er hat dann gesagt er wolle das nicht wenn ich betrunken bin. Ich war dann ziemlich beleidigt, aber er hat mich daraufhin zu sich ins Bett gezogen und wir sind Arm in Arm eingeschlafen. Morgens bin ich alleine im Bett aufgewacht und war enttäuscht, weil ich gedacht habe er wäre gegangen, aber als ich dann in der Küche war, hatte er den Tisch zum Frühstück gedeckt.
Und es war einfach wunderschön.
Heute Abend gehen wir sogar essen."
sprudelte es nur so aus ihr heraus.

Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen.
"Wow das hört sich echt gut an, dann viel Spaß heute und sei bitte nicht nur auf das eine aus" mahnte ich.

"Ja mega und nein bin ich tatsächlich nicht, das ist das erste mal, dass ich jemanden näher kennenlernen will, ich bin sooo aufgeregt" schrie sie mir entgegen, ich hielt das Handy auf anhieb ein paar Zentimeter von meinem Ohr entfernt, bis sich Elisa wieder beruhigt hatte.

"Ich wünsch dir ganz viel Spaß und schreib mir danach"

"Worauf du dich verlassen kannst" lachte sie.

Wir verabschiedeten uns noch und anschließend öffnete ich Julian's Nachricht.

Wie wär's mit Freitag Abend?

Meine Mundwinkel wanderten nach unten, wieso ausgerechnet Freitag, wenn ich einmal nicht kann.

Bin über's Wochenende in Stuttgart.
Aber vielleicht mal unter der Woche?

Prompt bekam ich eine Antwort.

Donnerstag? Ich hab bis 16 Uhr Training, danach könnte ich dich abholen.

Ich grinste, das passte perfekt, Donnerstag musste ich nicht in dem Café arbeiten, sondern hatte frei.

Das wäre spitze.

Ich schickte ihm noch schnell meine Adresse und stand dann auf um in die Küche zu gehen, ich hatte ziemlich Hunger bekommen, also beschloss ich aus den übriggeblieben Nudeln einen Nudelauflauf zu machen.
Danach richtete ich meine Tasche für die Uni und packte meine Arbeitskleidung  direkt dazu, da ich mittags direkt im Café aushelfen musste.

Gierig machte ich mich über das Essen her und schaute nebenbei, was auf Instagram so abging.
Ich scrollte meinen Feed hinunter, bis ich auf ein Bild von Julian stieß.
Ich hatte ihn nach gestern direkt abonniert.
Das Bild zeigte ihn, auf einer Stufe sitzend, mit einer Käppi auf dem Kopf.
Er lachte atemberaubend in die Kamera und ehe ich es mir versah, wanderten meine Finger zur Seite meines Handys um einen Screenshot zu machen.
Ich glaube ich wurde wieder rot, man ich sollte das besser unter Kontrolle bekommen.

Da ich gerade so im Flow war, warf ich einen Blick auf seine anderen Bilder.
Immerwieder traf ich auf Schnappschüsse von ihm und Kai, oder Jannis.
Wie sich herausstellte, war Jannis sein Bruder der auch in Köln lebte.
Ich klickte auf abonnieren, was ich danach ebenfalls auch bei Kai tat, nachdem ich seiner Verlinkung gefolgt war.
Ich stieß auch auf das Profil von Sophia, Kai's Freundin, die die Julian und Kai am Mittwoch letzte Woche abgeholt hatte.
Aber es kam bestimmt ein bisschen sehr stalkermäßig rüber, wenn ich ihr auch noch folgen würde.

Seufzend legte ich mein Handy weg, räumte alles auf und machte mich bettfertig.
Wenig später versank ich einen traumlosen Schlaf.