ACHTZEHN

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War das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht?
Ich konnte keinen wirklichen Gedanken darüber fassen, über was er reden wollte.
Da Julian aber schon zuvor ziemlich komisch reagiert hatte, machte ich mich auf das schlimmste gefasst.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch tippte ich etwas in meinem Handy ein.

Wann? Wo?

Fragte ich in unserem Chat. Packte dann mein Handy weg und trat mit Kara in den Hörsaal ein.
Sie redete mittlerweile übrigens nicht mehr über sie Katze ihrer Oma, sondern über Tennis.
Sie liebte Tennis, spielte es auch selber, aber wenn sie anfing darüber zu reden sollte man schleunigst seine Sieben Sachen packen und unauffällig verschwinden. So sehr ich Kara auch mochte, sie konnte reden wie ein Wasserfall und das ging einem oft gehörig auf die Nerven.

Als die Dozentin jedoch den Stufensaal betrat wurde Kara still, wir widmeten uns beide der Präsentation und schrieben fleißig mit.
Die Lesung war heute wirklich nicht schlimm gewesen, aber es warteten auch noch Zwei weitere auf mich.
Nach der ersten Lesung hatten wir einen Vortrag der uns auf die anstehenden Semesterprüfungen vorbereiten sollten, ich kam mit dem Schreiben fast nicht hinterher und war froh, als der Dozent uns gehen ließ, sogar etwas früher als gedacht.
Schließlich hatten wir noch eine halbe Stunde bis wir zum nächsten Hörsaal mussten, in der Zeit setzten ich und Kara uns an einen der runden Tische, auf dem Campus.
Mit Essen und Trinken bewaffnet, machten wir uns an die Arbeit, zumindest ich. Kara checkte lieber ihre Nachrichten.

Ich begann meine Notizen zu ordnen und mir anschließend einen Lernzettel zu schreiben, natürlich reichte mir die Zeit nicht für alles, aber dafür musste ich nicht mehr so viel zu Hause machen.
Zufrieden packte ich meine Sachen in die Tasche und streckte mich in der warmen Mai-Sonne.

Bevor wir uns wieder dem langweiligen Uni Leben hingaben, schaute ich nochmal nach, ob Julian schon geantwortet hatte.

Hat er.

Heute Nachmittag, vielleicht in nem Park.

Ich zischte.
Ich wollte zwar unbedingt wissen, über was er reden wollte, aber heute ging nun mal echt nicht.

Ne sorry muss arbeiten.
Morgen vielleicht?

Stellte ich ihm die Gegenfrage.
Prompt wurden die Häckchen blau, überrascht verließ ich den Chat, damit er nicht sah, dass ich online war.

"Was geht denn bei dir schief?" fragte mich Kara aufeinmal.
Sie hatte wohl meine Gesichtsausdrücke mitbekommen.
"Ach nichts" seufzte ich und sah auf mein Handy.

schreibt...

Stand da.
Und schon war seine Nachricht da.

Geht nicht, erst Training und dann Jungsabend.

Empört ließ ich dich angestaute Luft aus. Na hör mal. Er will mir doch was sagen, dann soll er auch auf mich zu kommen.
Entschlossen öffnete ich die Tastatur.

Gut, dann Mittwoch 17 Uhr am Colonius Fernsehturm.

Und schickte die Nachricht ab. Noch am Abend gab er das okay dazu.

Mittwoch würde ich zur Abwechslung mal morgens im Café arbeiten und mittags in die Uni gehen, das passierte selten, aber passte nunmal wie angegossen.

Total K.O. hängte ich meine Schürze in mein Spind und zog mir was anderes an.
"Tschüss Helena, bis morgen" rief ich durch die Küche.

"Ciao Alessia, morgen zur selben Zeit" nickte sie mir zu.

Ich verließ das Café, schloss mein Auto auf und fuhr zu meiner Wohnung, wo ich mir meine Tasche schnappte und mich dann auf den Weg zu Elisa machte.

"Hallo süße" öffnete sie mir die Tür.
Ich trat ein, zog meine Schuhe aus und ließ mich auf die Couch fallen.

"Ich hab schon Pizza bestellt, müsste gleich kommen, welchen Film willst du schauen?"
Ich grinste sie an.

"Die Bestimmung" sagte ich euphorisch, mein absoluter Lieblingsfilm.

"Na gut, welcher Teil?" seufzte Elisa.

"Alle drei natürlich" ich stupste in ihre Seite, danach können wir ja dein Quatsch schauen.

Als wir unsere Pizza hatten begann ich sie mit Fragen, über sie und Johannes, zu löchern.
Meine beste Freundin verfiel in ein Schweigen, als ich sie fragte, ob sie sich denn jetzt verliebt hätte.
Mit hochrotem Kopf nickte sie.

"Das ist doch wunderschön" Ich schloss meine Arme um sie und drückte sie ganz fest.

"Noch schöner wäre es wenn du mich nicht zerquetschen würdest" kam es japsend von ihr, woraufhin ich Elisa sofort los ließ.

"Wir treffen uns morgen und ich denke wir wollen den nächsten Schritt wagen und es miteinander versuchen" wisperte sie ihre Wangen hatten einen zarten rosa Ton angenommen.
Ich lächelte, doch meine Gedanken hingen schon wieder bei Julian und mir.

"Das freut mich, immerhin für eine von uns läuft es gut"

Elisa drehte sich zu mir und blickte mich fragend an.
"Was ist passiert, sag schon"

Mit einem seufzen begann ich ihr von meinen und Julian's Chat zu erzählen und dass ich einfach Angst hatte.
Ich hatte den Leverkusener so schnell in mein Herz geschlossen und wollte ihm ungern wieder gehen lassen.

Den Rest des Abends widmeten wir ganz unserem Essen und unseren Lieblingsfilmen.
Bis wir beide vor dem Fernseher einschliefen.
Und am nächsten Morgen fast verschliefen.

Gerade noch so kam ich vor dem Dozenten an. Im Hörsaal quetschte ich mich neben Kara, die mich schräg ansah.

"Mädelsabend" flüsterte ich bloß und sie nickte verstehend.

Mein Tag bestand aus einem einzigen Chaos, nach der Vorlesung ging ich nach Hause, dort kochte ich mir etwas und stellte mir dann meinen Lernzettel fertig zusammen.
Ich achtete nicht auf die Uhrzeit und schwupps war ich zu spät zum arbeiten.
Es waren nur 10 Minuten, die nicht unbedingt ausschlaggebend waren und trotzdem entschuldigte ich mich, gefühlt 100 mal bei Helena.
Meine Chefin nahm es zum Glück sehr gut auf, ließ mich aber die erste Halbe Stunde beim Abwasch arbeiten.
Um 18 Uhr beendete ich meine Schicht. Wir hatten noch eine kurze Besprechung mit Helena, dem Inhaber und den anderen Angestellten, bevor ich endlich nach Hause konnte.

Nachdem ich duschen war und noch eine Weile gelernt hatte, ging ich schlafen. Und meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Julian.

Mittwoch, fiel mir als erstens ein, sobald ich meine Augen aufgeschlagen hatte.
Unsere Verabredung.

Der Tag war jäh und zog sich hin wie Kaugummi.
In der Uni war ich total hibbelig und da ich einfach mit jemandem reden musste, erzählte ich Kara von später.
Sie versuchte mich ein wenig zu beruhigen, doch nichts half mir.
Ich war total fertig und nass geschwitzt, als ich wieder in der Wohnung war, 16 Uhr zeigte mir mein Handy an.
Eine Stunde noch.
In dieser Zeit genehmigte ich mir eine Dusche und zog mir was anderes an.
Eine grüne kurze Hose, ein weißes T-Shirt und meine weißen Schuhe müssten reichen.

Um Zehn vor Fünf hielt ich an einem Parkplatz in der Nähe des Fernsehturms. Mit wackligen Beinen und einem mulmigen Gefühl im Magen lief ich die letzten Meter.
Ich scannte den Vorplatz, konnte Julian aber nirgends erkennen und setzte mich deswegen auf eine Bank und wartete.

Und wartete...

Nobody compares to you   -Julian BrandtWhere stories live. Discover now