81_Lucien

28 5 2
                                    


[Wow, wir haben einfach mal über 1000 Views erreicht *~* Vielen vielen Dank dafür und danke an all unsere treuen Leser und Voter ^-^
Ich widme dieses Kapitel AliBell666, welche unsere Kapitel bis zum Neuesten durchgelesen hat und auch unsere fleißigste Voterin ist :3 Vielen Dank für deine Treue und ich hoffe du wirst auch noch weiterhin so viel Freude an dieser Geschichte wie wir haben <3]


Schritt. Schritt. Schritt. Schritt. Einen Fuß vor den anderen. Die Menschen um mich herum verliefen zu einer einzigen Maße aus zahlreichen Farben, ohne dass ich einen einzelnen Menschen hätte ausfindig machen können. Die Geräusche um mich herum waren zu einem einzigen Geräusch verschmolzen, ohne dass ich einen bestimmten Klang hätte herausfiltern können. Und am schlimmsten war mein Herz, welches zwar schlug, aber ohne dass ich wusste warum. Es schlug einfach nur noch um zu schlagen und aus keinem anderen Grund.

Ich hatte immer gedacht, dass mein Leben in meinem Gefängnis, dem Ort, den mein Vater zuhause nannte, diese Wirkung auf mich hätte. Diese Monotonie ohne dabei etwas zu empfinden, dieses Dahindriften ohne zu wissen warum man überhaupt noch den nächsten Atemzug tat. Aber nun wusste ich, dass dieses Leben nichts im Vergleich zu dem war, was ich gerade empfand.

Am Anfang war da noch der Schmerz gewesen, der mein Herz  und meine Seele entzweigerissen hatte, aber dieser Schmerz war rasch einer Taubheit gewichen, hinter deren dicken Schleier ich nichts mehr zu empfinden in der Lage war. Keinen Schmerz, keine Trauer, keine Wut, keinen Hass, keine Liebe, keine Freude. Nichts. Und diese Gefühlslosigkeit war schlimmer als jeder Schmerz.

Etwas in mir war zerbrochen und ich wusste nicht, ob das jemals würde heilen können. Allein die Tatsache, dass ich über den Tod meines Vaters so einfach entschieden hatte... zu was für einem Menschen machte mich das? Zu was für einem Menschen würde es mich machen, wenn ich meinen Vater letzten Endes tatsächlich umbrachte? Natürlich, es diente einem höheren Zweck, aber behauptete das nicht jeder, der jemanden ermordete? Und nichts anderes war es. Mord. 

Viele würden über den Tod meines Vaters vermutlich glücklich sein- selbst im Rat hatte er Feinde- sei es aus verschiedenen Meinungen oder aus Neid und Machtgier. Aber es gab auch Menschen, die ihn ebenso sehr liebten wie ich. Meine Schwestern, meine Mutter. Sie hatte nie die Villa geliebt, hatte sich dort immer eingesperrt gefühlt und es gab auch bestimmt Momente, in denen sie meinen Vater gehasst hatte. Aber letzten Endes hatte sie ihn doch immer geliebt und auch in den letzten Minuten ihres Lebens hatte sie nur immer und immer wieder seinen Namen gerufen, während mein Vater ihre Hand hielt, bis sie von uns ging.

Zu was für einer Person würde es mich machen, wenn ich meinen Vater tötete? Wenn ich meinen Geliebten in Gefahr brachte. Wenn ich meine Schwestern in Gefahr brachte? Wenn ich alle Angestellten der Villa in Gefahr brachte? Wenn ich all diese Menschen in Gefahr brachte, auch wenn ihre Zahl nur gering war im Vergleich der Menschen, die ich dadurch retten würde. Aber was würde das alles aus mir machen? Ich würde mir nichts davon jemals verzeihen können und doch wusste ich, dass es getan werden musste.

Ich wusste nicht wie viel Zeit bereits vergangen war und ich hatte jegliche Orientierung verloren. Es spielte auch keine Rolle, ich wollte nicht zu Azad zurück. Ich hatte Angst vor dem, was passieren würde. Wie hatte er auf meine Antwort reagiert? Hatte er etwas anderes als Antwort erwartet? Immerhin würde es auch ihn in Gefahr bringen und trotzdem hatte ich zugestimmt. War er verletzt? Erneut von mir enttäuscht?

"Lucien? Lucien de Chimico?", ertönte mit einem Mal eine ungläubige Stimme.

Ich hob meinen Blick, aber meine Augen brauchten eine Weile, bis sie wieder scharf sehen konnten. Mir gegenüber stand eine der Stadtwchen. Woher kannte er meinen Namen? Es dauerte noch länger, bis ich registrierte, dass er einst als Wache bei uns gearbeitet hatte. Die Miene des Mannes verzog sich von Unglauben zu blankem Hass.

Lynx&Lion - The RebellionWhere stories live. Discover now