6_Azad

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Als ich oben in der kleinen Bar angekommen war, wurde ich von einer jungen Rebellin begrüßt, welche zwar genau so alt war wie ich, jedoch bisher nur eine einfache Rebellin ohne besonderen Rang. Ich kannte sie nur allzu gut. "Kendra? Was machst du hier?" fragte ich sie ruhig, da sie mir den Weg versperrte. Es war nicht so, dass sie nicht gut oder schlau genug gewesen wäre um den einen oder anderen Rang aufzusteigen, sondern mehr so, dass sie es selbst nicht wollte. Sie war nicht die Art von Person, die anderen gerne sagte was sie machen sollte , oder andere gerne bestrafte.

"Wo ist Durin? Er hätte schon lange bei mir sein müssen. Du hast ihm doch keine andere Aufgabe zugeteilt, oder Azad?" fragte sie leicht wütend.

Meine Miene verdunkelte sich leicht, als ich sagte: "Nein, er hat sich mal wieder mit Trac geprügelt und hat sich dabei natürlich verletzt. Dein Bruder ist ein richtiger Dickkopf weißt du das?"
Kendra fluchte leise in einer anderen Sprache. Sie und Durin kamen eigentlich aus dem Süden und lebten dort so nah an der Grenze, dass sie zweisprachig aufgewachsen sind. Aus diesem Grund fluchte oder redete zumindest Kendra immer mal wieder in dieser seltsamen Sprache, während alle um sie herum, abgesehen von Durin, keine Ahnung hatten, was sie meinte.

"Ist er bei deiner Schwester?" fragte sie etwas nervös und immer noch wütend, woraufhin ich nickte. Bevor sie jedoch verschwinden konnte, packte ich ihre Schulter und hielt sie fest.

"Ihm geht es gut, er muss sich nur kurz ausruhen. Ich dagegen habe jetzt einen Job, bei dem du mir fürs erste helfen musst", sagte ich etwas sanfter. Ich hatte sowieso vor, sie mitzunehmen, denn sie war eigentlich immer eine nützliche Unterstützung.

"Was?" fragte sie seufzend und drehte sich wieder zu mir um.

"Ein paar der Rebellen aus dem Norden sind heute angekommen und wir sollen sie begrüßen", erklärte ich, woraufhin sie einen weiteren Seufzer von sich gab.

"Manchmal hasse ich es wirklich, dass du mein Vorgesetzter bist, aber na gut", antwortete sie, ehe ich schon in Richtung Ausgang der Bar lief. "Danach will ich aber sofort zu Durin", verlangte Kendra kurz darauf, als wir die Bar verlassen hatten.

"Meinetwegen."

Wenige Minuten später standen wir auch schon auf dem Marktplatz und warteten auf die Nordrebellen, welche hier hin kommen sollten. Es dauerte einige Zeit, ehe ein riesiger alter Mann und zwei jüngere Personen vor uns stehen blieben.

"Der einäugige Löwe, nehme ich an." grummelte der alte Mann und schaute mir argwöhnisch in mein eines Auge.

Es war eine Art Deckname, den jeder Rebell von Rang besaß. Dieses verdeutlichte auch mein Tattoo, welches meinen Oberarm zierte. Ich kannte jedoch weder seinen Titel, noch konnte ich sein Tattoo sehen, weshalb ich schlicht und einfach sagte: "Wie war die lange Reise aus dem Norden?" Der alte Mann lachte daraufhin genüsslich, als hätte ich einen Witz gemacht.

"Wir hatten kaum Probleme, Sir", sagte der junge Mann, der rechts neben dem Alten stand. Höflich, als wäre ich ein Adeliger und kein Rebell. Er war jung und schien recht unerfahren und dennoch trug er schon sein eigenes Tattoo mit ganzen zwei Sternen. Der Junge auf der linken Seite schien nicht ganz so naiv, wie der Rechte und hatte schon fast eine militärische Ausstrahlung, so wie er dort stand. Auch er trug ein Tattoo mit zwei Sternen. Da sich die beiden jüngeren Männer sehr ähnlich sahen ging ich davon aus, sie seinen Zwillinge.

"Bring mich zu deinem Anführer, Löwe!" meinte der Alte, als er aufgehört hatte zu lachen.

"Das mach ich wohl", bot sich Kendra an und nickte dem Mann grüßend zu.

"Es wäre mir eine Freude, junges Fräulein", lachte der Alte und folgte Kendra, die schon voraus gelaufen ist. Damit blieb ich mit den beiden Zwillingen.

"Ihr müsst unseren Offizier entschuldigen, er ist etwas... speziell", meinte der Rechte und verbeugte sich leicht ehe er sich vorstellte: "Mein Namen ist Florentin und das ist mein Bruder Vincent." Bei der Erwähnung seines Namens nickte der Linke-Vincent-kurz.

"Ich bin Azad", erwiderte ich die Vorstellung und begann kurz darauf die beiden etwas in der Stadt herum zu führen. Wir tauschten währenddessen ein paar Informationen aus. Sie waren nur ein Jahr jünger als ich, zudem hatten sie erst vor einem Monat ihren momentanen Rang erhalten und doch hatte man sie schon auf eine solche Reise geschickt. Tatsächlich waren die beiden Kinder einer ehemaligen Adelsfamilie, die jedoch bankrott gegangen war und seitdem auf der Staße leben mussten. Mit 15 hatten sie sich dann den Nordrebellen angeschlossen und sich schnell mit Florentins Verstand und Vincents Kampfkünsten einen Namen dort gemacht.

Am Ende der kleinen Tour, brachte ich die beiden zur Bar, wo ihr Offizier, schon auf sie wartete. "Da seid ihr ja endlich", begrüßte der Alte die beiden und wies sie an, sich an seinen Tisch zu setzten.

Als ich die drei dann alleine gelassen hatte und aus der Bar gehen wollte, kam Kendra on der Theke zu mir. Sie hatte offensichtlich auf mich gewartet. "Ich werde sie nachher zu ihrer Unterkunft bringen. Such du währenddessen Durin", meinte Kendra. Diesen Gefallen schuldete ich ihr zumindest, weshalb ich nur kurz nickte.

Lynx&Lion - The RebellionWhere stories live. Discover now