61_Lucien

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Mir war Azads leichtes Grinsen aufgefallen, als er mich entdeckt hatte und ich fragte mich, was wohl der Grund war, warum er so eine gute Laune hatte. Es war wirklich kühl draußen geworden und ich war sogar nochmal etwas wärmer als Azad angezogen. Dieser schien zudem schon eine Weile auf mich zu warten, vermutlich hasste er Menschenmengen wirklich so sehr, wie er es gesagt hatte und war kurz nach unserer Trennung bereits aus der Bar rausgegangen.

Augenblicklich bekam ich ein schlechtes Gewissen.

Wirklich gebracht hatte mir die Zeit in der Bar ja nichts. Ich würde ihm wenigstens von dem letzten Gerücht, als Ausgleich, erzählen müssen. Ob er wohl schon davon gehört hatte? Der Gedanke daran war aber wie weggeweht, als er meinen Blick erwiderte und sich alles in mir nur noch auf Azad konzentrierte. Schon längst hatte sich mein Herzschlag selbstständig gemacht. Alles in mir sehnte sich danach einfach noch den letzten Schritt Abstand zwischen uns zu überwinden und meine Arme um ihn zu legen und dann... ich hätte es beinahe getan und war daher sowohl erleichtert als auch irgendwie enttäuscht, als Azad begann zu sprechen.

Bei seiner ersten Antwort konnte ich mein Lachen nicht lange zurückhalten. Es war doch sein Vorschlag gewesen an einen weniger überfüllten Ort zu gehen und noch etwas mit mir zu unternehmen- hatte er da nicht an irgendetwas Spezielles gedacht? Na gut, so wie ich Azad bisher einschätzte, war seine Frage wohl eher spontan entstanden, also wohl eher nicht.

Mal sehen, wie dieser Abend noch so enden würde. So gut kannte ich mich dann auch nicht in der Stadt aus, dass ich gewusst hätte, wohin wir gehen konnten. Da war zwar immer noch Mics Wohnung, aber ich war mir unsicher, ob ich solch eine Wohnung nach dieser kurzen Zeit in der Stadt überhaupt besitzen durfte. Zwar war die Wohnung sehr klein und reichte gerade so aus für eine Person, aber dennoch war es eine Wohnung.

Dann hörte ich ihm schweigend zu und versuchte seine wirren Sätze zu verstehen. Als er geendet hatte, lächelte ich ihn sanft an.

"Ich erwarte nicht mehr von dir, als du mir geben kannst und genau so viel darfst du auch von mir erwarten: Alles was ich dir geben kann. Und du wirst meinen Hoffnungen immer entsprechen!"

Vielleicht konnte ich dem Rebell tatsächlich mehr geben, als er mir geben konnte, aber das war mir egal. Solange Azad dafür weiterhin mein Freund war, akzeptierte ich jede Bedingung und Einschränkung, die dem folgte. Ich wollte, konnte und durfte ihn einfach nicht verlieren- bereits jetzt war es mir unmöglich mir ein Leben ohne ihn vorzustellen. Verdammt- mir wurde erst jetzt so richtig bewusst wie verfallen ich meinem Löwen bereits war. War das wirklich nur eine einfache Schwärmerei oder ging das Ganze bereits viel tiefer?

Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht mitbekam wie Azad nach meinem Arm griff und fand mich mit einem Mal leicht gegen die Wand gedrückt vor.

Mein Herz blieb einen Moment stehen, ehe der Herzschlag in einer so schnellen Geschwindigkeit wieder einsetzte, dass ich befürchtete mein Herz könnte es nicht verkraften und würde einfach für immer aufhören zu schlagen.

Ein erwartungsvolles Kribbeln machte sich in meinem ganzen Körper breit. Was machte Azad da?

Würde er mich jetzt...? Nein, das war unmöglich.

Aber was hatte das dann zu bedeuten?

Ich war mir der Berührung an meinem Arm mehr als deutlich bewusst und nahm wahr, dass Azad meinen Arm auch nur sehr langsam wieder losließ. Wenn ich mich jetzt vorbeugte, konnte ich ihn einfach küssen. Und genau dazu drängte sich auch alles in mir- ich wollte ihn küssen. Ich wollte endlich den Geschmack seiner Lippen herausfinden. Ich wollte herausfinden, ob diese so weich waren, wie ich sie mir vorstellte. Ich wollte wissen, was für eine Art Küsser er war- ob er sanfte, zärtliche Küsse oder harte, forderne bevorzugte.

Lynx&Lion - The RebellionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt