2_Azad

153 17 0
                                    

„Das könnte jetzt etwas brennen, also bist du bereit?”, fragte Helin den jungen Rebellen, den ich zu ihr gebracht habe, nachdem er bei einer kleinen Auseinandersetzung mit einem anderen Neuen eine tiefe Schnittwunde abbekommen hatte. Er nickte mit Tränen in den Augen und merkbar angespannten Gesicht.

„Heul nicht so rum, Kleiner! War doch nur ein kleiner Schnitt”, meinte ich genervt. Er hatte mir bisher nur Probleme gemacht und musste sich dann auch noch mit dem geschicktesten Kämpfer unter den Neuen anlegen, weil er nicht derselben Meinung war. Idioten. Nicht mal ich hätte etwas so idiotisches gemacht. Selbst damals nicht, als ich noch einen Mentor hatte.

„Sei Still, Azad! Kannst du dich noch daran erinnern als du das erste Mal so eine Wunde hattest? Du hast geheult wie ein Kleinkind”, erinnerte mich meine Schwester mit ernster Stimme.

„Was du dabei vergessen hast, meine liebe Schwester, ist, dass ich damals 10 war und nicht 15 wie dieser Idiot”, meinte ich genervt und warf ihr einen wütenden Blick zu. Durin, so hieß dieser Idiot, beobachtete mich fragend. Schließlich benahm ich mich kaum jemanden gegenüber so locker. Wahrscheinlich hatte er sogar gedacht, ich wäre selbst zu meinen Schwestern so streng. „Schau nicht so blöd, Idiot!”, herrschte ich den armen Jungen an, „Weißt du eigentlich wie sehr ich, wegen dich Idioten, in der Scheiße stecke? Du kannst froh sein, dass ich dich überhaupt hier hin gebracht habe, damit du verarztet wirst. Den Rest des Tages, nein, der Woche kannst du jetzt immer Putzmädchen spielen, verstanden?”, meinte ich wütend. So kannte er mich wahrscheinlich schon eher, nur dass ich nur selten auf diese laute Art wütend war. Meistens bekamen die neuen Rekruten nur immer Strafen von, jedoch blieb ich dabei stets ruhig. Ich hatte schon von einem Tipp unter den Neuen gehört, welcher lauten soll: Je ruhiger Azad ist, desto tiefer steckst du in der Scheiße.
Ich hatte gelacht als ich davon gehört hatte, jedoch musste ich zu geben, dass es stimmte. Schreien tat ich eigentlich fast nie. Es war einfach nicht meine Art.

„Hey Azad, reg dich wieder ab, ok? Du nervst!”, meldete sich dann wieder Helin zu Wort und blickte mich vorwurfsvoll an. Ich schüttelte daraufhin einfach nur genervt meinen Kopf und bewegte mich Richtung Tür.

„Eine Woche Putz-Dienst für dich, Idiot. Wenn ich dich das nächste mal dabei erwische wie du Trac wütend machst, bist du raus, verstanden?”, meinte ich mit einer ruhigen Stimme. Viel zu ruhig für den Jungen auf dem Stuhl. Seine Augen zeigten gerade einen mehr als nur ängstlichen Ausdruck. Er wusste, dass ich es ernst meinte - todernst. Er nickte schnell.

„Und was ist mit Trac, er hat doch auch...?”, begann er zu fragen.

Bevor er enden konnte antwortete ich auch schon: „Er wird dir helfen und vertragt euch. Wenn es irgendwann ernst wird, müsst ihr einander Vertrauen wie ihr euch selber vertraut. Nicht mehr und nicht weniger.”
Zwar war ich der letzte der sowas sagen sollte, dass wusste eigentlich jeder, aber es war die Wahrheit. Schon oft habe ich welche sterben sehen, weil sie sich in einer ernsten Situation nicht genug vertrauten.
„Und sag ihm, er soll dir Nachhilfe im Kampf geben, du warst erbärmlich”, fügte ich schon wieder etwas lockerer hinzu, bevor ich die Tür schloss.

Vor der Tür wartete Trac, welcher ebenfalls eine kleine Wunde davon getragen hat. Er war ein Jahr jünger als Durin und dennoch um einiges geschickter im Kampf, aber dafür war er zu highköpfig, naiv und schüchtern um es irgendwann mal weit zu bringen. „Geht es Durin gut?”, fragte er nervös und schuldbewusst. Ich nickte stumm und lief an ihm vorbei.
Wegen den beiden musste ich nun zu meinem Offizier und berichten, was passiert war. Eine Sache die ich nur äußerst ungern tat, denn mein Offizier war die letzte Person die das wirklich interessierte, aber wenn ich es nicht machte, musste ich dennoch dafür büßen. Er würde mich ausschimpfen und vielleicht sogar bestrafen, ganz egal was ich tat und ich hatte eigentlich nicht wirklich den Nerv dazu jetzt auch noch das durch machen zu müssen.

Lynx&Lion - The RebellionWhere stories live. Discover now