Das Schicksal schreibt die Regeln

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Ein gleichtöniges, extrem nerviges Piepen riss mich aus einen sanften Schlaf und ließ mich zurück in die Realität kommen. Ich öffnete nicht meine Augen. Erst wollte ich sicher gehen, dass niemand in meiner Nähe war. Wie auch immer ich das herausfinden wollte. Doch ich vernahm ein sanftes Ein- und Ausatmen. Irgendjemand war hier, ich überrollte gedanklich nur meine Augen, seufzte innerlich und öffnete dann meine Lider. Ich sah mich um, dass ich in einem Krankenhaus war, war mir bei dem Piepen irgendwie klar. Aber dass Max hier war, erschreckte mich schon ein wenig. Der Schalker sabberte auf die weiße Decke, schlief aber genüsslich.

Ich stand auf, versuchte den Blonden nicht zu wecken und zog hinter mir den Halter für den Tropfen her. Zusammen mit meiner geliebten Stange, die mich sicher einige Stunden durchgefüttert hatte, watschelte ich den Flur entlang, um dann festzustellen, dass ich im Klinikum Dortmund war und deshalb scheinbar ziemlich viel verpasst hatte. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wieso ich hier war, oder wie ich hier her gekommen war. Das einzige, was ich wusste war, dass meine Beine sich anfühlten wie Beton, weshalb ich mir nicht sicher war, ob es gut war, sich die Beine zu vertreten, oder nicht.

"Entschuldigen Sie bitte, aber ich denke, Sie sollten hier nicht rumlaufen."

Ich drehte mich erschrocken um und sah einem Arzt in seine braunen, leuchtenden Augen. Dann legte ich den Kopf schief und hinterfragte eine kurze Zeit, wieso mir Ärzte vorschreiben durften, was ich zutun oder zu lassen hatte, bis ich aber schließlich nickte, mich drehte und wieder zurück lief. Dann starrte ich den langen Gang entlang und drehte mich zurück zum Arzt. "Ehm, wissen Sie zufällig-" begann ich, bis ich merkte, dass der Braunhaarige verschwunden war.

"Wo ich herkomme?..." beendete ich dann den Satz etwas leiser und suchte mein Zimmer. Die ganze Situation stellte sich als ziemlich schwierig dar, weshalb ich mich einfach auf eine der Bänke setzte und die ganzen Leute beobachtete. Alle waren irgendwie in Eile und ich fragte mich, wieso sich die Menschen immer so einen Stress machten. Schließlich gingen wir alle irgendwann drauf und das Schicksal schrieb eben die Regeln. Wenn das Schicksal sagte, du würdest heute sterben, dann würde es auch heute passieren. Ein Arzt konnte nichts gegen etwas übernatürliches machen. Sie waren schließlich auch nur Menschen.

Ich starrte auf meinen Tropf, der schon durchgelaufen war, weshalb die Schmerzmittel langsam aussetzten und die Schmerzen zurückkamen. Die Schmerzen, die sich undefinierbar durch meinen Rücken und Magen zogen, bis sie schließlich in meinem linken Arm endeten.

Ich seufzte also schwer, lehnte mich gegen die Lehne, legte den Kopf in den Nacken und schloss meine Augen, in der Hoffnung, ich würde einfach weiterschlafen. Dass gerade hunderte Ärzte in mein Zimmer rannten, merkte ich also nicht. Das taten sie aber nur, wie sich im nächsten Moment herausstellte, weil das EKG, welches meine Werte aufzeichnete, anzeigte, dass ich tot war. Ist ja auch logisch, schließlich war kein Herz mehr angeschlossen, welches schlagen konnte.

Ich schaute also auf meinen Thorax, der voller Kleber war und musste etwas lächeln. Nichtmal eine Stunde wach und schon machte ich die Ärzte verrückt. Gefiel mir. Irgendwie.

"Leo?!" Max kam total schlaftrunken aus dem Zimmer gestürmt und nun wusste ich auch, wo ich eigentlich her kam. Dann lachte ich leise auf, lächelte und winkte, um Max auf mich aufmerksam zu machen. "Heilige Scheiße, was machst du denn?! Ich dachte, du wärst tot! Dabei sitzt du nur hier und machst einen Mittagschlaf?!" Ratterte er aufgebracht runter und ich lächelte nur, weil ich zu wenig Kraft hatte, um loszulachen.

"Ich wollte mir halt die Beine vertreten." Argumentierte ich mit einer schwachen und heiseren Stimme und zuckte mit den Schultern.

"Das ist keine Entschuldigung dafür, dass du mich so erschrocken hast!" Empörte er sich und sah mich immernoch mit großen Augen an, was ziemlich niedlich aussah, weil er eigentlich total verschlafen aussah.

"Du hast auf die Decke gesabbert." Argumentierte ich wieder, zuckte wieder mit den Schultern und lehnte mich zurück, weil ich definitiv nicht die Kraft hatte, weiter zu machen.

Max dagegen nickte nur einverstanden. "Gut, das ist ein Argument." Lachte er und sah mich dann besorgt an. "Hey Kleine, alles gut?" Fragte er dann ruhiger und ich nickte nur langsam.

"Leonie van Basten?" Der unglaublich höfliche Arzt von gerade eben musterte mich und sah mich dann ernst an. "Ich habe hier die Auswertungen ihrer Untersuchungen, wollen wir auf das Zimmer gehen, dann können wir die Einzelheiten besprechen."

Ich schüttelte nur meinen schweren Kopf. "Hauen Sie raus, Doktor. Ich hab vor dem Schalker keine Geheimnisse. Außerdem wollte ich hier nicht lange bleiben."

"Das wird glaube ich nichts." Sagte der Arzt wieder ernst und sah mich streng an, weshalb ich meine weiter Augen öffnete und diesen musterte. "Sie haben dilatative Kardiomyopathie. Es tut mir sehr leid. Wir sind schon ziehmlich spät dran." Der Arzt sah nur betroffen auf den Boden und ich nickte.

"Wie? Was heißt das?!" Max sprang auf und sah den Arzt sehr ernst an, doch ich packte Max am Arm und schüttelte den Kopf, lächelte und versuchte stark zu bleiben.

"Ist schon okay, Max. Es ist einfach nur vorbei. Das ist so. Das Schicksal schreibt die Regeln."

Und das sollte meines sein...

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Where stories live. Discover now