und es zerreißt mich dich zu seh'n

325 11 8
                                    

"Weißt du," begann Max. Er seufzte und er starrte immer noch in den Himmel, der mittlerweile Grau geworden war. Die anderen hatten den Platz, aufgrund des angekündigten Regens, verlassen. Max und ich hatten sowieso vor gehabt, zu duschen, also konnten wir auch draußen liegen bleiben und nass werden. Viel mehr würde heute sowie so nicht passieren. "-Ich weiß nicht, was das zwischen Leon und mir ist."

"Eine Freundschaft." Grummelte ich. Wahrscheinlich auch so unverständlich, dass Max das gar nicht verstanden hatte, denn sonst hätte er sicher irgendwie dagegen argumentiert. Oder er nahm das alles einfach hin und versuchte so cool mit dem Thema umzugehen, wie Basti und Poldi mit ihrem Kuss.

Apropos Basti und Lukas, ich hatte die zwei den ganzen Vormittag über nicht gesehen und eigentlich entschieden sie sich doch immer dazu, früher oder später aufzutauchen und Scheiße zu bauen, oder zu stören.

"Denkst du, dass Leon mich mag?" Fragte mich dann Max, starrte ernst den Himmel an und das so, als würde er unter allen Umständen versuchen, mich nicht anzusehen. Obwohl ich merkte, dass er mir gern in die Augen sehen wollte, um meine Mimik zu analysieren. Vielleicht war er sich bei der ganzen Sache sogar so unsicher, dass er sicher gehen wollte, dass ich ihn nicht anlog. 

"Ihr seid beste Freunde." Wiederholte ich mich fast und seufzte dann. Ich wusste, dass Max sich von mir nur Hilfe erhoffte, doch einem eine Hilfestellung zu bieten, wenn man selbst nicht genau wusste wo oben und wo unten war und dann auch noch versuchte, selbst mit seinen Problemen zu recht zu kommen, funktionierte bei aller Liebe zu Menschen nicht.

"Ich versteh halt nicht, was ich möchte. Ich will ihn. Ich will, dass alles zwischen uns gut ist und dann kommt er und rammt mir einen Dolch mitten in den Magen." Max seufzte und betrachtete immernoch den Himmel. Es begann zu regnen und angenehme, kalte Wassertropfen übersäten meinen Körper.

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Genau das war ebenso mein Problem. Genau das ging auch bei mir ab und genau deshalb wusste ich nicht mehr, wo ich stehen konnte, wenn mir jedes Mal der Boden unter den Füßen genommen wurde.

"Ich weiß halt nicht, ob ich glücklich sein will, wenn ich weiß, dass das alles wieder zerbrechen wird." Murmelte er dann und ich hatte das Gefühl, dass es ihm extrem gut tat, sich das alles von der Seele zu reden. Ich hatte das Gefühl, dass er es unglaublich genoss, jemanden zu haben, der da war und zuhörte und ich hatte das Gefühl, dass ich, je mehr Menschen mit mir über ihre Gefühle sprachen, immer mehr in mein tiefes, schwarzes Loch fiel.

"Und ich wünschte, dass nicht jeder mir jedesmal glauben würde, wenn ich sage, es würde mir gut gehen. Ich wünschte, dort draußen gäbe es jemanden, der auch ein zweites Mal nachfragt." Er seufzte schwer, klemmte seine Hände hinter seinen Kopf und atmete dann laut aus. "Ich weiß langsam echt nicht mehr, was ich tun soll, Leo."

"Ich auch nicht, Max. Ich doch auch nicht..." Murmelte ich leise und war fast schon von seiner Moralpredigt eingeschüchtert.

"Meinst du, das mit Leo wird wieder?" Fragte er dann, weil ihm die ganze Sache so nahe ging, dass er scheinbar kaum noch atmen konnte. Mit Leon verlor er praktisch einen Freund, der ihm die helfende Hand bot. Der ihm zu dem starken Mann machte, der er war. Ohne Leon war Max nur ein kleines Häufchen Elend, was es zu retten galt.

"Klar."

"Lüg nicht, Leo..." Max seufzte wieder und legte nun seinen Kopf zur Seite, um mich anzusehen. Ich jedoch, wagte es nicht, meinen Kopf zur Seite zu legen und starrte weiter den Himmel an. Meine Augen waren schon glasig, weil Max eigentlich so ein herzlicher Mensch war. Mir ging das alles viel zu nah.

"Ihn zu verlieren, hat etwas in mir kaputt gemacht, was man nicht mehr reparieren kann und jedes verdammte Mal, wenn ich Leon sehe, zerreißt es mich ein kleines Stück mehr."

•••
Too deep. Help.

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Where stories live. Discover now