Mit der Leidenschaft im Bein

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"Vierundfünfzig , Vierundsiebzig, Neunzig, Zweitausendzehn, -" begann ich ganz laut zu singen, mein Handy mit der Box verbunden und unter den Arm geklemmt. Genau so ging ich gerade durch die Flure, um die Kinder zu wecken.

"Ja so stimmen wir alle ein,
Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein!" Melina kam angerannt und sprang und sang. Tanzte und klatschte sich in die Hände.

"Werden wir Weltmeister sein!" Riefen wir dann zusammen und auch die Anderen waren nun wach und zogen sich an.

"Leo, werden wir nächstes Jahr Weltmeister?" Fragte mich Lilli, zog an meinem T-Shirt und lächelte mich süß an.

"Ich hoffe es doch." Ich lächelte sie ebenfalls an, zuckte dann mit den Schultern und ging in die Mensa. Ich schob mir ein, zwei Brötchen in den Rachen und als wir dann fertig waren, gingen wir auch schon wieder auf die Zimmer.

Ich packte alle Sachen ein, machte mich im Bad fertig und rief dann die Mädchen zusammen. "Jetzt geht es ab nach Hause!" Rief ich und die meisten freuten sich. Einige waren auch etwas traurig, denn so ein erstes Auswärtsspiel war schon immer etwas schönes und spannendes.

Als dann alle im Bus saßen, ging ich einmal durch die Reihen und stellte mich dann vor ihnen hin. "Ich bin stolz auf euch. Auf jeden von euch. Wenn wir zuhause sind, genießt eure zwei Wochen Urlaub!" Erklärte ich ihnen, klatschte in die Hände und nickte dem Fahrer zum losfahren.

"Okay, wir spielen jetzt etwas!" Erklärte ich, breitete meine Arme vor den Sitzen aus, um mich an ihren Griffen festzuhalten, damit ich nicht sofort umkippte.

Begeistert sahen mich die Kleinen Mädchen an. Einige Lächelten dümmlich, einige grinsten einfach nur breit und wieder andere starrten mich aufgeregt an.

"Wie spielen Lieder erraten! Ich fang an, ein Lied zu singen und ihr müsst erraten, welches es ist!" Erklärte ich. Wär eigentlich ganz einfach, auch, weil wir immer die selben Lieder hörten. Immer beim Training hörten wir Musik, immer beim Umziehen. Immer und überall. Wenn meine Mädels nicht alle Lieder dieser Welt kannten, wäre irgendetwas in meiner Erziehung falsch gelaufen.

"For the first time in history -
It's gonna start raining men!" Begann ich nur und sobald der Refrain startete, sangen alle amüsiert mit:

"It's raining men, hallelujah, it's raining men, Amen!
It's raining men, hallelujah,
It's raining men, every specimen!"

Ich lache laut auf und klatschte dann. "Das war aber auch ziemlich einfach... Gina? Machst du weiter?" Fragte ich sie und sie nickte einverstanden.

Für mich war das nicht nur ein Spiel, für mich war es eine Art, den Kindern zu erklären, dass sie vor der Mannschaft frei sein können, keine Angst haben müssen. Alles das, was du besonders Kindern auf den Weg geben musst.

Also begann sie ebenfalls zu singen.

"Es geht los Zeig' deine Skills am Ball!"

"Ey was'n da los, B- B- Bengalos.
Es geht los, Ich und mein Team räumen ab in der City!" Setzte dann sofort Melina ein, wer auch sonst. Es war ihr Lieblings Lied.

"It goes: Jump, Jump, Jump.
Es geht los Zeig' deine Skills am Ball!" Sangen wir dann alle gemeinsam und als das Lied dann vorbei war, lachten wir einfach nur. Ich liebte die Kleinen dafür. - auch, wenn wir nicht das richtige Lieder erraten gespielt haben, sondern einfach nur gemeinsam gesungen. Ich liebte meine Kleinen dafür, dass sie so unbeschwert und locker durch das Leben gingen, dafür, dass sie sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen.

Ich liebte die Kleinen einfach dafür, dass sie mich vergessen ließen, wie schwierig mein Leben einmal war.

"Worüber denkst du nach?"

Liza sah mich breit grinsend an. Alle anderen schliefen, nur sie nicht. Sie hatte aus dem Fenster gesehen und legte nun den Kopf schief.

"Ich bin euch einfach nur Dankbar, weißt du?"

Es könnte UNS geben, doch es gibt SIE.Where stories live. Discover now