Kapitel 29 - Tyler

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Ich kam gerade aus seiner Besprechung mit Daxton. Ungewöhnlicher Weise ging es diesmal nicht um irgendwelche krummen Dinger und illegalen Geschäfte, sondern ganz einfach um die Bar. Wir hatten die Umsätze besprochen und einen kritischen Blick auf das Personal geworfen. Eine unserer neuen Aushilfen trank mehr als die Gäste, war ständig blau. Der Boss konnte Schnapsdrosseln auf den Tod nicht ausstehen, entschied daher, den Typen nach dem heutigen Abend vor die Tür zu setzen.
Als ich hinter die Theke trat, sprach Hunter mich an.
„Deine Schnecke hat angerufen." Er reicht mir mein Telefon, das einen verpassten Anruf von Jess, sowie eine Nachricht auf meiner Mailbox anzeigte.
Brummend nahm ich es hm ab, woraufhin der die Augenbrauen hochzog.
„Ärger im Paradies?"
Ich schüttelte leicht den Kopf. „Frag nicht."
Hunter strich sich durch seinen Bart, musterte mich. „Hast du Scheiße gebaut oder sie?"
„Ich."
Er nuschelte etwas, das klag wie „Wieso frag ich eigentlich?"
Danach baute er sich vor mir auf. „Mann, Ty. Hast du Gefühle für sie, ja oder nein?"
Meine Antwort kam ohne zu überlegen. „Ja."
„Dann ruf sie verdammt nochmal zurück und bring die Sache in Ordnung."

Ich trat vor die Tür, die Geräuschkulisse der Bar verstummte. Mittlerweile war es ziemlich abgekühlt, weshalb ich bereute, nur im T-Shirt rausgegangen zu sein. Ich steckte mir eine Kippe an und hörte die Nachricht auf meiner Mailbox ab.
Ich konnte nur hoffen, dass sie mir ein weiteres Mal verzeihen würde. Ich hatte keine Ahnung wieso ich es nicht auf die Reihe kriegte, mit ihr zusammen zu sein, ohne sie regelmäßig traurig zu stimmen. Ich war heute Morgen sauer gewesen. Sauer auf den Penner Hanson, sauer auf den Typen aus jener Nacht, aber vor allem sauer auf mich selbst. Hätte ich damals aufgehört, wäre ich heute nicht in dieser beschissenen Situation. Ich schwor mir, dieses Mal alles richtig zu machen.
An meinem Ohr ertönte Jess' Stimme. „Tyler, ich bin's. Elena ist bei mir und Ian steht vor meiner Wohnung, er schreit und hämmert gegen die Tür."
Mein Herz begann zu rasen, als ich hörte wie panisch sie klang. Im Hintergrund hörte ich Krach, Schreie hallten. „Ian droht, das Haus anzuzünden wenn Elena nicht augenblicklich raus kommt. Tyler, bitte komm her, wir haben solche Angst."
Ich rannte in die Bar, auf meinem Weg prallte ich mit diversen Gästen zusammen.
„Aus dem Weg!", knurrte ich.
Ich begab mich in die Hinter Räume, schnappte mir Jacke und Schlüssel und eilte zu meiner Ducati. Ich wählte Jess' Nummer, doch sie ging nicht ran.
„Fuck!", fluchtend startete ich den Motor und raste davon.

Der Weg vom Fort Hamilton Dreieck bis hin zu Jess' Wohnung dauerte knapp 50 Minuten. Ich schaffte ihn in 30. Ich überfuhr mehrere rote Ampeln, trieb meine Maschine an ihre Grenzen. Ich versuchte nicht daran zu denken, was die Beiden gerade durchstehen mussten, sondern konzentrierte mich auf die Fahrbahn.
Als ich mit dröhnendem Motor in Jess' Straße einbog, erblickte ich einen Haufen blauer Lichter. Ich stellte die Ducati am Straßenrand ab, riss mir meinen Helm vom Kopf und lief drauf los. Ein großer Feuerwehr Wagen stand quer auf der Straße, davor 2 Streifenwagen. Ich betrachtete das Wohngebäude, atmete erleichtert auf, als ich keinen Rauch erkennen konnte. Ich erreichte die Absperrung, bemerkte erst dann den Krankenwagen, der sich hinter allen anderen Fahrzeugen befand.
Ich komme zu spät.
Mein Körper fühlte sich mit einem Mal schwer an. Das durfte nicht wahr sein. Ich betete zu Gott, dass ihr nichts passiert war. Ich drängelte mich an den vielen Leuten vorbei, kam jedoch nicht weit.
„Hey, Mister! Bleiben Sie gefälligst hinter der Absperrung." Ein fetter Officer stellte sich mir in den Weg.
„Lassen Sie mich durch", schnauzte ich ihn an.
Er drückte seine Hand gegen meine Brust, hielt mich zurück.
„Sie haben keine Befugnis, sich hier aufzuhalten."
Ich schlug seine Hand weg, versetze ihm einen kräftigen Stoß gegen seinen Oberköper.
„Ich will zu ihr. Lasst mich verdammt nochmal zu meinem Mädchen." Ich tobte.
„Tyler!" Ich hörte Jess. Sie rief meinen Namen.
Ich ließ meinen suchenden Blick durch die Menge gleiten, bis ich sie schließlich entdeckte.
„Jess!" Ich riss mich los, rannt auf sie zu.
Sie kam mir entgegen, schmiss sich in meine Arme. Ich presste sie so fest ich konnte an mich, fast hätte ich sie erdrückt. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. Sie hatte geweint, ihre Mascara war verlaufen.
„Geht es dir gut?"
Ich sah sie mir an, untersuchte sie, tastete sie ab.
„Mir fehlt nichts." Ihre Stimme klang heiser.
„Ich hatte solche Angst um dich." Die Worte sprudeln aus mir heraus.
Ich nahm sie erneut in meine Arme, küsste ihre Stirn.
„Wo ist Elena?" fragte ich vorsichtig.
Jess griff nach meiner Hand, zog mich mit sich. Wir gingen auf den Krankenwagen zu, in welchem ich Elena auf einer Pritsche entdeckte. Sie lächelte schwach, hob zur Begrüßung ihre Hand.
„Sie hatte einen Schwächeanfall. Die Sanitäter nehmen sie mit, um nachzusehen, ob es ihrem Baby gut geht", erklärte Jess.

Kurze Zeit später fuhr der Krankenwagen los, auch die Feuerwehr gab den Platz wieder frei. Ein Officer nahm Jess' Aussage auf. Als sie berichtete, lief mir ein Schauer über den Rücken. Sie erzählte, was der Psychopath ihnen alles durch die geschlossene Wohnungstür zu gerufen hatte. Ich erfuhr, dass die Polizei Ian mit einem Kanister Benzin im Treppenhaus vorgefunden hatte. Sie hatten ihn daraufhin überwältigt und verhaftet. Er befand sich momentan auf direktem Wege in die Klapsmühle, wo er hoffentlich den Rest seines erbärmlichen Lebens verrotten würde. Ich wollte mir nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. Ich wusste nicht, was ich ohne Jess hätte tun sollen. Ein Leben ohne sie war für mich mittlerweile unvorstellbar. Ja, ich hatte Gefühle für sie. Mehr als das, ich war Hals über Kopf in sie verliebt.

Später ließ ich in Jess' Wohnung ein Bad einlaufen und verfrachtete sie hinein. Es war schon nach Mitternacht, doch ich war hellwach. Während Jess in der Wanne lag, begann ich, ihr Wohnzimmer aufzuräumen. Ich musste schmunzeln, als ich sah, dass die Beiden sich Essen vom Chinesen geholt hatten. Rasch sammelte ich den Müll ein, brachte Teller und Besteck in die Küche und schaltete die Spülmaschine an, als ich bemerkte, dass diese voll war.
Danach ging ich rüber zum Bad und klopfe an die Tür.
„Komm rein", erklang Jess' Stimme.
Langsam öffnete ich die Tür und trat ein. Ich schlenderte zur Wanne, setzte mich auf den Rand und betrachtete Jess. Ihre langen, blonden Haare hatte sie zu einem Knäul nach oben gebunden, ihr Gesicht war inzwischen von den letzten Make Up Resten befreit. Sie war über und über mit Schaum bedeckt, ihre Haut glänzte verführerisch an den Stellen, die frei lagen.
Meine Hose wurde eng, doch ich ignorierte es.
„Es tut mir leid, dass ich nicht da gewesen bin, Baby."
Jess schüttelte den Kopf, ihre ozeanblauen Augen funkelten mich an, hypnotisierten mich förmlich. „Du konntest nichts dafür, Tyler."
Ich sah sie lediglich an, woraufhin sie sich vorbeugte und meine Hand nahm.
„Du bist jetzt da", meinte sie und lächelte mich an.
Dieses Lächeln war das Größte für mich.
Sie setzte sich auf und ich half ihr, aus der Wanne zusteigen. Ich griff nach einem großen, weichen Handtuch, wickelte sie darin ein und rubbelte sie sanft trocken. Ihr nackter Körper vor mir verlangte mir einiges ab. Ich hatte sie den ganzen Abend lang nicht einmal geküsst, einfach aus dem Grund, weil ich ihre Situation nicht ausnutzen wollte. Doch in diesem Moment fiel mir nichts schwerer, als mich davon abzuhalten, meine Lippen und ihre zu pressen.
Jess legte ihren Kopf in den Nacken, blickte zu mir auf. Ihre Wangen färbten sich rot, was mich dazu verleitete, meine Hand darüber fahren zu lassen.
„Bist du dir sicher mit uns?", fragte sie mich aus dem Nichts.
„Ja", sagte ich ohne zu zögern.
„Ich auch." Ihre Worte waren so leise, dass ich sie fast überhört hätte.
Ohne länger zu warten, neigte ich meinen Kopf und küsste sie stürmisch. Ich hob sie hoch, wodurch das Handtuch um ihren Körper zu Boden fiel, dann setzte ich sie auf der Waschmaschine, die neben uns stand, ab. Ihre kleinen Hände fuhren über meinen Körper, sie zog mir mein T-Shirt über den Kopf, ließ es danach auf die Erde fallen. Ihre Finger glitten über meine Haut, strichen über meine Bauchmuskeln, was mich noch härter werden ließ. Ich griff nach ihrem Hals, begann daran zu saugen und zu lecken, bis sie anfing schwer zu atmen. Meine Hände gingen auf Wanderschaft, erkundeten ihren Körper, an dem es stets etwas Neues zu entdecken gab. Jess öffnete meinen Gürtel, zerrte an meiner Hose. Ich half nach, in dem ich sie mir samt der Boxershorts runterzog.
„Wir brauchen ein Kondom",stöhnte ich genervt und wollte mich gerade bücken, als sie mich jedoch davon abhielt.
„Ich nehme die Pille." Sie biss sich verlegen auf die Lippe.
„Es sei denn, du hast mir etwas anderes untergejubelt", fügte sie kichernd hinzu.
Ich lachte trocken, fuhr mit meiner Hand durch ihr Haar, das sich aus dem Knoten gelöst hatte und schob ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
„Bist du dir sicher, dass du das möchtest?"
„Ich war mir nie sicherer" flüsterte sie.

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