Kapitel 3 - Tyler

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Ich stand vor dem Bezirksgebäude, in dem sich das Büro meines Bewährungshelfers befand.
Mr. Hanson, las ich seinen Namen von der Visitenkarte in meiner Hand. Ich drückte mich davor, reinzugehen und steckte mir eine zweite Kippe an. Während ich Zeit schindete, dachte ich an Mindy, die ich heute Morgen, ohne mich von ihr zu verabschieden, in ihrem Bett zurück gelassen hatte. Sie kannte es nicht anders. Klar, hatte ich sie vermisst, aber mehr als Sex, verband uns nun mal nicht. Ich musste grinsen, als die Bilder von letzter Nacht vor meinem inneren Auge erschienen. Sie unter mir. Über mir. Von vorne. Von hinten. Was soll ich sagen, ich hatte ordentlich Druck abzubauen, also hatte ich sie die ganze Nacht durchgevögelt. Und sie hatte es geliebt. Hätte mich gewundert, wenn sie die nächsten zwei Tage nicht bei jedem Schritt, den sie machte, an mich denken musste.

5 Minuten später saß ich im Büro von Mr. Hanson.
Als dieser zu Tür rein kam, begrüßte er mich.
„Ah, Mr. Warren, nehme ich an. Freut mich, Sie kennenzulernen." Er reichte mir die Hand.
Muss das sein?
Ich erhob mich. „Ja, Hi..."
Ich mochte den Arschkriecher jetzt schon nicht.
Nachdem er fertig mit seiner Einführung in die Materie war, mir verschiedene Dinge erklärt und anschließend noch eine Predigt gehalten hatte, die sich wahrscheinlich jeder Einzelne vor und nach mir ebenfalls anhören musste, griff er nach dem Stapel Papiere, der vor ihm lag.
„Also Mr. Warren, das Gericht hat Ihnen auf Grund der Schwere Ihrer Straftat, Meldeauflagen, sowie die Aufsicht
durch einen Bewährungshelfer gestellt. Dieser bin ich.", er machte eine Pause, dann sprach er weiter. „Sie haben sich einmal im Monat bei mir zu melden und mich von Ihrer reibungslosen Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu überzeugen. Des Weiteren sind Sie dazu verpflichtet, mir einen festen Arbeitsplatz vorzulegen. Wenn Sie Hilfe bei der Suche nach einem Job benötigen, kann ich Ihnen..."
Ich ließ ihn gar nicht erst weitersprechen. „Nein, nicht nötig. Ich hab' schon einen Job. Ich schicke Ihnen den Arbeitsvertrag in den nächsten Tagen zu."
Er sah mich stutzig an. „Nehmen Sie die Arbeit in der Bar von Mr. Dearing wieder auf?"
Ich schnaubte. „Ja, genau das tue ich. In dieser Bar zu arbeiten ist nicht illegal. Und das, was damals passiert ist, hatte rein gar nichts mit der Arbeit für Daxton Dearing zu tun", rechtfertige ich mich.
Das war nicht mal gelogen. Meine Tätigkeit in Daxton's Bar war nicht das Problem. Es war das, was ich, und unter anderem auch Hunter, nebenbei für ihn erledigten. Daxton Dearing war in das ein oder andere krumme Geschäft verwickelt, das war allgemein bekannt. Er ließ jedoch die Drecksarbeit stets Andere erledigen. Außerdem hatte das, was in jener Nacht vor gut zweieinhalb Jahren passiert war, tatsächlich nichts mit Daxton und der Arbeit für ihn zu tun.
„Nun ja, ich finde..."
„Es ist mir scheiß egal, wie Sie das finden. Der Job in der Bar ist legal" unterbrach ich ihn erneut.
„Achten Sie auf Ihren Ton, junger Mann."
„Von mir aus. Sonst noch was?" Ich war zunehmend genervt.
„Dass der tragische Vorfall nichts mit der Arbeit für Mr. Dearing zu tun hatte, ist dem Gericht bekannt. Ob Sie der Tätigkeit in der Bar wieder nachgehen, liegt bei Ihnen, Mr. Warren. Jedoch befürchte ich, der Umgang mit diesen Leuten,
könnte Sie negativ beeinflussen und Ihre Aggressionen schüren, anstatt sie zu mindern."
„Machen Sie sich darum mal keine Sorgen. Sind wir dann fertig?"
„Hören Sie, Mr. Warren, das ist eine ernste Angelegenheit. Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter. Sollte ich das Gefühl haben, von Ihnen könnte Gefahr für Ihre Mitmenschen ausgehen, dann muss ich das melden. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Gericht seinen Beschluss widerruft. Ich habe viele, junge Männer kommen und wieder gehen sehen. Bitte ersparen Sie uns beiden das. Kein aggressives Verhalten, keinerlei Auseinandersetzungen oder Raufereien, verstanden?
Der Kerl machte mich fertig.
„Ja, schon klar, verstanden." Ich stand auf. „Bis dann."
Er wollte mir noch die Hand reichen, doch ich drehte mich bereits um und ging zur Tür.
„Bis zum nächsten Mal, Mr. Warren", rief er mir hinterher.
Kann's kaum erwarten.
Draußen wartete Hunter in seinem schwarzem 1973er Ford Mustang am Straßenrand auf mich. Fluchend stieg ich ein. „Die nächsten 2 Jahre werden die Hölle."
„Kein netter Kerl, der Typ?", fragte Hunter lachend.
„Der Typ ist ein Arschkriecher. Mittvierziger mit Brille und klingt ungefähr so: Hallo Mr. Warren. Wie geht es Ihnen, Mr. Warren? Soll ich Ihnen helfen, einen Job zu finden, Mr. Warren?", äffte ich meinen Bewährungshelfer nach.
Hunter lachte noch lauter. „Hast du ihm gesagt, dass du schon einen Job hast?"
Ich sah zu ihm rüber. „Klar, hab ich das. Er war nicht gerade begeistert."
„Gegen den Job in der Bar, kann keiner was sagen, Ty", meinte Hunter nun etwas ernster.
„Das weiß ich selber."
Wir fuhren schweigend los. Unser Ziel war das Fort Hamilton Dreieck, Daxton Dearing's Revier.
„Ist gestern noch was gelaufen, nachdem ihr gegangen seid?", erkundige sich mein bärtiger Freund neugierig.
Ich grinste ihn dreckig an. „Was glaubst du denn? Ich hab's ihr die ganze Nacht lang besorgt. Ich war 2 Jahre abstinent, ich glaube, selbst, wenn sie es nicht gewollt hätte, hätte ich sie gefickt."
Er zog die Augenbrauen hoch.
„Oh Mann, Hunt. Sie wollte. Und wie sie es wollte. Ich mein, guck mich an. Wir waren noch nicht mal in ihrer Wohnung angekommen, da fiel sie schon über mich her."
Prahlte ich? Vielleicht ein bisschen. Trotzdem entsprach es der Wahrheit. Wir waren gestern Abend spontan mit ein paar Leuten ins Pyramid gegangen, um meine Entlassung zu feiern. Mindy war auch dabei gewesen. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert gehabt. Kurzer Rock, Mörder High Heels, rote Lippen, lange Harre, die sie offen trug. Gott, jeder Kerl im Raum war geil auf sie gewesen. Ich eingeschlossen. Nach ein paar Drinks, hatte sie mir ins Ohr gesäuselt, dass sie gehen wollte, also waren wir gegangen.
Mit einem Mal kam mir die kleine Blonde von gestern Abend in den Sinn. Ich hatte im Vorbeigehen zufällig mitbekommen, wie dieser schmierige Penner sie gegen die Wand gedrängt hatte. Sie hatte ihm gesagt, er solle sich verpissen, was er natürlich nicht getan hatte. Über die Musik hinweg, meinte ich, Verzweiflung in ihrer Stimme gehört zu haben, also hatte ich die Sache geklärt, was nicht weiter schwierig gewesen war, denn der Typ war stockbesoffen gewesen. Als mich die Kleine darauf hin wie hypnotisiert angestarrt hatte, bereute ich es fast schon wieder, ihr geholfen zu haben. Ich konnte starrende Leute nicht leiden. Dann hatte sie ihren Mund aufgemacht und ich hatte feststellen müssen, dass sie auch noch zickig war. Hübsch und zickig, schlechte Kombination.
Hatte mich dann vom Acker gemacht, aber noch mitbekommen, wie sie kurz danach die Bar verließ. Ich hatte dennoch gehofft, dass sie das Taxi nehme würde, das draußen wartete. Denn keine Frau, nicht einmal kleine, blonde Zicken, sollten zu später Stunde alleine durch die Straßen von New York City laufen.

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