Kapitel 22 - Jessica

133 11 1
                                    

Ich kam gerade von einer anstrengenden Schicht aus dem Bistro nach Hause. Alles, was ich jetzt noch wollte, war meine enge Jeans loswerden, mir meine Jogginghose überziehen und meine Füße hochlegen.
Nachdem ich endlich saß und den Fernseher eingeschaltet hatte, wanderten meine Gedanken zu Elena, die sich eben mehr als eigenartig von mir verabschiedet hatte. Sie faselte etwas von „Viel Spaß morgen" und „Dank mir später".
Total merkwürdig. Morgen war Freitag, einer unserer Haupttage im Café, ich wüsste nicht, wobei ich morgen viel Spaß haben sollte. Meine Gedanken wurden vom Piepsen meines Handys unterbrochen. Als ich sah, wer der Absender der eingegangen Nachricht war, wurde ich mit einem Mal nervös.

Tyler:
Ich hol dich morgen früh um Punkt 9:00 a.m. ab.
Zieh dir bequeme Schuhe an und pack ne' warme Jacke ein.
Wir sehen uns morgen. x Tyler

Jessica:
Wovon redest du?
Ich muss morgen arbeiten :(

Tyler:
Ist alles geklärt.
Träum nachher süß.

Jessica:
Okay?
Bis morgen, ich freu mich auf dich :)

Okay, wenn ich eben nervös gewesen war, war ich jetzt ein nervliches Wrack. Was hatte er vor? Bequeme Schuhe und eine warme Jacke? Wollte er spazieren gehen, oder so?
Jetzt fielen mir auch die Schuppen von den Augen. Elena hatte davon gewusst und mir deshalb viel Spaß gewünscht. Ich war total aufgeregt, also schrieb ich ihr.

Jessica:
Du kleine Verräterin wusstest davon.
Hat er dir gesagt, was er morgen mit mir vor hat?

5 Minuten später antwortete sie mir.

Elena:
Nope. Aber ich bin mir sicher, ihr werdet euren Spaß haben.
Freue mich für dich, Süße.

Jessica:
Du ist echt die Beste! Vielen, vielen Dank! :)

Am nächsten Morgen wurde ich bereits vor dem Klingeln meines Weckers wach. Ich stand sofort auf, hüpfte durch meine Wohnung. Ich benahm mich, wie ein kleines Kind, doch ich konnte nichts dagegen tun. Ich war super aufgeregt, hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Zur Beruhigung trank ich eine Tasse Kaffe und überlegte währenddessen, was ich anziehen sollte. Ich nahm mir meine Tasse mit ins Schlafzimmer und inspizierte meinen Kleiderschrank. Klamotten flogen durch die Gegend, landeten auf dem Fußboden, auf meinem Bett. Ich hatte hinterher mehr Anziehsachen außerhalb meines Kleiderschranks, als dadrinnen. Meine Wahl fiel letztendlich auf eine schwarze Jeans und ein weißes Sweatshirt mit dem Aufdruck „Babygirl".
Nachdem ich meine Klamotten mehr
gewissenlos, als gewissenhaft zurück in den Schrank gestopft hatte, ging ich unter die Dusche. Anschließend föhnte ich mir meine Haare, glättete sie und legte ein wenig Make Up auf. Nach Puder, Blush, Mascara und Lipgloss war ich fertig. Ich hatte mir gerade meinen weißen Sneaker von Nike angezogen, als es an meiner Wohnungstür klopfte.
Ich schnappte mir meine Tasche und eine Jacke vom Garderobenhaken und öffnete dann die Tür. Tyler lehnte lässig gegen den Türrahmen und nahm mich in Augenschein.
„Abfahrtbereit?", fragte er grinsend.
Ich nickte und zog die Tür hinter mir zu.

Draußen angekommen entdeckte ich kein Motorrad und keinen Wagen.
„Wir nehmen die Subway", ließ er mich wissen.
Mir sollte es recht sein. Wir liefen nebeneinander zur nächsten Station.
„Wo fahren denn wir hin?", erkundigte ich mich neugierig.
Tyler lachte und schüttelte den Kopf. „Das siehst du, wenn wir da sind."
Ich fing an zu schmollen, wurde aber unterbrochen, denn unser Zug kam. Es war die Linie nach Manhattan, so viel war klar. Der Wagon war mittelmäßig besetzt, sodass wir uns an einen Fensterplatz saßen und gegenüber voneinander Platz nahmen.
„Hast du schon gefrühstückt?"
Ich verneinte seine Frage, ließ aber aus, dass ich heute Morgen vor lauter Aufregung keinen Bissen runterbekommen hatte. Tyler kramte daraufhin in seinem Rücksack rum, den ich vorher noch nie an ihm gesehen hatte, und fischte 2 Sandwiches raus. Verlegen sah ich ihn an und nahm ihm eines der Brote ab.
„Was wird das hier, Tyler?", fragte ich ihn.
„Jetzt lass dich doch mal überraschen, Blondie." Er zwinkerte mir zu und biss in sein Frühstück.
Während wir aßen, schwiegen wir uns an. Ich blickte abwechselnd aus dem Fenster und wieder zu Tyler. Er sah heute unglaublich gut aus. Er trug einen dunklen Hoodie und eine blaue Jeans, dazu schwarz Sneaker. Auf seinem Kopf hatte er eine Cap, die verkehrtherum saß. An seinem Hals und den Händen, lugten seine Tätowierungen hervor.
„Wenn du mich weiterhin so anstarrst, fängst du an zu sabbern."
Ich wurde augenblicklich rot und wandte meinen Blick ab, woraufhin Tyler laut auflachte. Ich hob meinen Kopf und ließ ihm einen bösen Blick zukommen, danach fing ich ebenfalls an zu lachen.
„Wann hast du angefangen, dich tätowieren zu lassen?"
„Mit 18 Jahren." Seine Antwort kam direkt, so als hätte er auf diese Frage gewartet.
„Hast du noch freie Stellen?"
„Ich würde sagen, dass musst du selbst herausfinden." Schelmisch grinste er mich an und sprach dann weiter. „Du hast keine, nehme ich an?"
Ich schüttelte den Kopf und schaute aus dem Fenster.
„Ich wollte immer eins. Hat sich aber irgendwie nie ergeben, schätze ich."
„Sag mir einfach Bescheid und wir ändern das."

LONGING FOR CHANGEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt