Kapitel 28 - Jessica

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Zeit mit Tyler zu verbringen machte mich glücklich. Ich hatte jetzt innerhalb weniger Wochen mehrere unbeschreibliche Momente mit ihm erlebt. Erinnerungen, die mir keiner mehr nehmen konnte.
Nachdem die Vorlesung vorbei gewesen war, ich ein Autogramm ergattert und sogar die Möglichkeit bekommen hatte, ein paar Worte mit Henry White zu wechseln, verließen wir diesen wundervollen Ort. Schon seit ich ein kleines Mädchen war, liebte ich Bibliotheken und diese hier, war eine der Größen auf unserer Erde. Der Geruch der Bücher, das viele Wissen, das dort lagerte, die beruhigende Stille. Wie konnte man sich dort nicht wohlfühlen?
Ich sah zu Tyler rüber, den, ich hatte es ihm ansehen können, die letzten 2 Stunden überaus gelangweilt hatten. Er hatte jedoch die Zähne zusammen gebissen und während der ganzen Zeit nicht einmal gemeckert. Wir beschlossen noch etwas essen zu gehen und diesmal bestand ich darauf, dass er das Lokal aussuchte und dass ich bezahlen durfte. Er stimmte missmutig zu, was ich irgendwie süß fand.

Sein Motorrad ließen wir vor der Bibliothek stehen und schlenderten stattdessen zu Fuß durch die Straßen. Tyler entschied sich letztendlich für ein italienisches Restaurant, das ein paar Blocks entfernt lag. Es war brechend voll, doch glücklicherweise bekamen wir noch einen Tisch, auch auf unser Essen mussten wir nicht lange warten. Tyler aß Pizza, während ich mir Pasta bestellt hatte. Wir sprachen über Elena, was sie nun gedenken würde zu tun und was ich von der ganzen Sache hielt. Mir fiel wieder ein, dass ich heute im Café den Eindruck gehabt hatte, Ian auf der Straße davor gesehen zu haben. Er stand einfach da, schaute zum Bistro rüber und verschwand dann wieder. Tyler schien überhaupt nicht zu gefallen was er gerade gehört hatte, denn er versteife sich. Ich erzählte ihm, dass Elena ihrem Freund die Schwangerschaft bisher verschwiegen und ihm auch nichts von dem Besuch in New Jersey erzählt hatte und dass er deshalb wahrscheinlich zum Café kommen war, um das Gespräch mit ihr zu suchen, woraufhin sich Tyler wieder entspannte.

Nach unserem Essen, es war bereits dunkel, machten wir uns auf den Weg zurück zur Bibliothek. Wir liefen die Straßen entlang und kamen an einem Tattoo Studio vorbei. Ich blieb stehen und bewunderte das Schaufenster.
Ich bemerkte Tyler's Blicke auf mir, er musterte mich. „Traust du dich?"
Ich riss die Augen auf, begann zu stottern. „Was, jetzt?"
Er nickte, trat einen Schritt auf mich zu. „Ich sehe mir aber erst die Arbeiten der Tätowierer an."
Wir betraten den Laden, das Summen der Nadeln drang in mein Ohr. Tyler wechselte ein paar Worte mit dem Typen am Empfang, der daraufhin eine Mappe mit gesammelten Werken holte und diese vor Tyler ausbreitete. Er warf einen kritischen Blick darauf, dann drehte sich zu mir um.
„Die sehen einwandfrei aus, gute Arbeit."
Mein Herz begann zu klopfen und meine Hände wurden nass. Ich schaute mir die Bilder der Arbeiten ebenfalls an, es waren wunderschöne Werke dabei, das konnte ich nicht leugnen. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe rum, was Tyler bemerken zu schien, denn er beugte sich zu mir runter und sprach mir leise ins Ohr. „Wenn du dir nicht sicher bist, dann gehen wir einfach wieder."
Ich hob meinen Blick, sah ihm in seine Augen, die mich anfunkelten. Ohne zu zögern presste er seine Lippen auf meine, gab mir einen schnellen Kuss, der trotz seiner Kürze unheimlich intensiv auf mich wirkte. Dass der Tattoo Typ immer noch neben uns stand und uns beobachtete, schien Tyler nicht zu stören.
„Ich mach's" verkündete ich daraufhin stolz.

Ein paar Tage vergingen, es war Wochenende gewesen und Tyler und ich hatte jede freie Minute zusammen verbracht. Das Problem war, dass es von denen leider nicht annähernd genau gab, da ich tagsüber Schicht im Bistro hatte und Tyler am Abend im Fort Hamilton's war. Daher mussten wir mit der Zeit vorlieb nehmen, die uns zur Verfügung stand. Und das taten wir. Wir hielten uns fast ausschließlich im Bett auf, verließen es nur zum Essen oder duschen. Wir konnten einfach nicht die Finger von einander lassen und das wollten wir auch gar nicht.

Heute war schon wieder Montag und meine Schicht im Café begann um 12.00 p.m. Wir hatten die Nacht bei Tyler verbracht, der mich heute Morgen in seinem warmen und kuscheligen Bett alleine zurückgelassen hatte, um zum Sport zu gehen. Er hatte mich angewiesen, nackt wie ich war, auf ihn zu warten, doch ich wollte vor der Arbeit noch Einkaufen gehen, daher verließ ich schweren Herzens das Bett und ging ins Bad. Nachdem ich geduscht und mich danach abgetrocknet hatte, betrachtete ich meinen Körper in dem Spiegel über dem Waschbecken. Mein Blick fiel auf das Tattoo, das ich mir vor wenigen Tagen hatte stechen lassen. Ein Zitat von William Shakespeare zierte nun meine Rippen.
We know what we are, but know not what we may be.
Ich war von der ersten Sekunde an verliebt gewesen.

LONGING FOR CHANGEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt